Trotz nagender Inflation

Warum Cash noch immer King sein kann

Einen Teil seines Vermögens sollte man für laufende Ausgaben und Notfälle verfügbar halten. | © Jan Woitas/dpa/dpa-tmn

05.09.2025 | 05.09.2025, 14:24

Das gesamte Vermögen ausschließlich auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto liegen lassen? Nicht die beste Idee. Denn überall dort, wo Kapital nicht oder nur geringfügig verzinst wird, schmälert die Inflation Stück für Stück die Kaufkraft - das Geld wird weniger Wert. Die Schlussfolgerung, das gesamte Ersparte stattdessen mit Aussicht auf gute Renditen etwa an der Börse zu investieren, führt aber auch in die Irre - gerade in Zeiten turbulenter Märkte aufgrund von Kriegen, Schlagzeilen und globaler Unsicherheiten.

«Wer zu 100 Prozent investiert ist, schwimmt bei Sturm ohne Schwimmweste», sagt Heiko Löschen vom Vermögensverwalter GSP Asset Management. Liquidität hingegen gebe Sicherheit und Flexibilität. Denn zum einen können Sparerinnen und Sparer so sicherstellen, dass sie etwa bei unvorhergesehenen Ausgaben oder einem Jobverlust nicht sofort an ihr Depot müssen - und im Zweifel zu einem ungünstigen Zeitpunkt Anteile verkaufen müssen. Zum anderen könnten sie so Anteile nachkaufen, weil sich zum Beispiel attraktive Chancen durch Kursstürze ergeben.

Erfolgreiche Anleger und große Fondsverwalter würden laut Löschen stets eine strategische Reserve halten, um schnell agieren zu können. Wer etwa in der Finanzkrise 2008 liquide geblieben sei, habe Vermögenswerte zu Tiefstständen einkaufen und sich später über beachtliche Renditen freuen können. Gleiches galt Löschen zufolge beim Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 oder zu Zeiten der Corona-Pandemie 2020.

Essenzielle, strategische und überschüssige Liquidität unterscheiden

Nikolas Kreuz vom Vermögensverwalter Invios rät darum in einem Blog-Beitrag des Deutschen Instituts für Vermögensverwaltung wie folgt vorzugehen: Ein Teil des Vermögens als essenzielle Liquidität - zum Beispiel auf einem Giro- oder Tagesgeldkonto - für laufende Ausgaben und Notfälle verfügbar zu halten. Das können etwa drei bis sechs Nettomonatsgehälter sein.

Wer darüber hinaus noch mehr Kapital hat, kann eine - ebenfalls schnell verfügbare - strategische Reserve zurückhalten. Diese Reserve dient etwa dazu, bei gezielten Gelegenheiten wie Marktabschwüngen entsprechend der eigenen Anlagestrategie investieren zu können. Wie groß dieser Puffer ist, hängt vom Einzelfall ab, sollte aber jeder und jede grob für sich festlegen.

Sämtliche andere Bar- oder Buchgeldreserven, die darüber hinaus noch zur Verfügung stehen, bezeichnet Kreuz als überschüssige Liquidität. Diese blinden Flecken sollten Sparerinnen und Sparer nicht einfach un- oder wenig verzinst herumliegen lassen, sondern gleich investieren - und zwar gemäß ihrer jeweiligen Anlagestrategie. Auf diese Weise bleiben Anlegerinnen und Anleger flexibel, verschenken aber nicht unnötig viel Rendite.