Autotest

Mit dem Nexo brennt Hyundai weiter für die Brennstoffzelle

Forscher Antritt: Auch mit den rund 179 km/h Spitze lässt sich beim Hyundai Nexo gut leben. | © Hyundai/dpa-tmn

11.11.2025 | 11.11.2025, 14:04

Er sieht aus wie jedes andere elektrische SUV, fährt genauso leise und beschleunigt genauso zügig. Doch wer genau hinschaut, sieht bisweilen ein bisschen Abgas - selbst wenn das nur Wasserdampf ist.

Und wo der gemeine E-Fahrer regelmäßig lange Ladepausen macht, dauern die Stopps im neuen Nexo nur fünf Minuten. Denn anders als die allermeisten Elektroautos speichert dieser Hyundai seine Energie nicht im Akku, sondern produziert den Strom aus Wasserstoff in einer Brennstoffzelle direkt an Bord.

Zweite Generation wird besser und billiger

Die Technologie ist fast so alt wie das klassische E-Auto, wird mittlerweile aber nur noch von wenigen Herstellern verfolgt. Die Koreaner halten ihr wie sonst aktuell nur Toyota und BMW aber weiter die Treue, haben sie noch einmal verbessert und starten deshalb jetzt eine zweite Auflage der Nexo.

Er kann nicht nur alles besser als sein Vorgänger, ist zudem größer und natürlich sehr viel moderner, sondern er wird auch noch billiger: Wo die Preise bislang in den hohen Siebzigtausendern begonnen haben, soll es künftig bei etwa 68.000 Euro losgehen, wenn der auf 4,75 Meter gestreckte Geländewagen Anfang 2026 in den Handel kommt.

Geräumiger Fond, modernes Cockpit, nervige Spiegel

Verpackt ist das Ganze in ein gefälliges SUV-Kleid, das vorn einer neuen, kantigen Line folgt und sich hinten zugunsten des cw-Wertes einen schnittigen Schluss erlaubt. Innen bietet der Nexo im Fond mehr Platz für Koffer, Kind und Kegel und vorn mehr Komfort und digitale Unterhaltung.

Es gibt bequeme Ruhesitze mit elektrischer Beinauflage, ein Heer elektronischer Assistenzsysteme und ein Display-Cockpit, wie man es von den Ioniq-Modellen kennt. Nur bei den digitalen Außenspiegeln schauen die Koreaner ein bisschen zu weit in die Zukunft. Denn so viel schnittiger sind die Kameras außen nicht - aber die Blickrichtung ist zumindest ungewohnt, wenn man auf den Bildschirmen in Höhe der Türbrüstung nach dem elektronischen Spiegelbild sucht.

Fahren ist unspektakulär geworden

Das ist allerdings das Einzige, an das man sich gewöhnen muss. Beim Fahren dagegen fühlt sich der Nexo an wie jedes andere Elektroauto. Die Abstimmung ist aber komfortabel, das Fahrwerk zeigt sich sehr soft und gutmütig. Die Lenkung ist allerdings einen Tick zu leichtgängig. Dafür ist er flüsterleise, hat einen kräftigen Anzug und einen langen Atem.

Erst recht, seitdem die Koreaner die Leistung des sogenannten Stacks - dem Herzstück einer Brennstoffzelle - erhöht haben. Hier entsteht vereinfacht gesagt aus Wasserstoff Strom und Wasserdampf. Weil der Prozess etwas träge ist, gibt zwischen Stack und E-Motor eine Batterie, die mit dem Generationswechsel etwas größer geworden ist.

Auch der E-Motor wird stärker. Statt 136 kW/184 PS leistet er jetzt 150 kW/204 PS und beschleunigt den Nexo in 7,8 Sekunden von null auf 100 km/h. Das sind immerhin 1,4 Sekunden weniger als bisher. Die Höchstgeschwindigkeit bleibt zwar auf 179 km/h limitiert, aber das ist noch immer schneller als bei den meisten Elektrofahrzeugen in dieser Klasse. Und anders als im konventionellen EV blickt man im Nexo nicht ganz so angespannt auf die Reichweitenanzeige.

Erstens, weil die Koreaner den Tank noch einmal um 10 Prozent vergrößert haben und jetzt 6,69 Kilogramm Wasserstoff an Bord genommen werden können. Und zweitens, weil der Wagen im Normzyklus auf einen Aktionsradius von 826 Kilometern kommt. Dass man trotzdem irgendwann nervös wird, liegt allein am Umstand, dass es in Deutschland aktuell nur rund 100 Wasserstoff-Tankstellen gibt, und nicht alle davon sind 24 Stunden zugänglich sind.

Ende der Experimentalphase

Doch solange der Tag voll ist, erlebt man den Nexo als entspannten Gleiter, der Autos wie dem Ioniq5 oder dem elektrischen Kona in nichts nachsteht. Vielleicht ist er ein bisschen zu weich abgestimmt und die Lenkung möglicherweise etwas zu leichtgängig, ist er vor allem ein entspanntes Auto für den Alltag.

Vor allem aber sind die Zeiten vorbei, in denen man noch viel von der Brennstoffzelle zu hören bekam. Ja, ab und an bläst der Antrieb ein bisschen Wasserdampf ab, man kann auf Knopfdruck Wasserlassen und zum Ende der Tour fährt sich das System herunter wie ein Computer, was Hyundai mit einem hübschen Jingle übertönt. Doch Lüfterrauschen, Pumpgeräusche oder andere Nebentöne sind während der Fahrt neuerdings nicht mehr zu hören. Zum ersten Mal fühlt sich die Brennstoffzelle deshalb ausgereift und fertig an.

Fazit: Besser, für den Wettkampf mit dem E-Auto nicht gut genug

Wenn das mal leider nicht zu spät ist. Leise, flott und super sauber - in der zweiten Generation legt der Nexo zwar auch den letzten Rest von Experimentalfahrzeug ab und fährt wie ein normales Elektroauto - nur dass er in fünf Minuten für über 800 Kilometer nachladen kann.

Doch dummerweise holen auch die reinen E-Autos auf, und selbst mit seinem deutlich gesenkten Preis bleibt er ihnen gegenüber im Hintertreffen. Und selbst wenn Hyundai auch diese Nuss noch irgendwann knacken, bleiben die Probleme mit der grünen Wasserstoffgewinnung und seiner Verteilung. So faszinierend und fortschrittlich der Nexo auch ist, sind seine Chancen deshalb eher gering.

Datenblatt: Hyundai Nexo
Motor und Antrieb: Brennstoffzelle mit Elektromotor
Max. Leistung: Max. 150 kW/204 PS
Max. Drehmoment: Max. Drehmoment: 350 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: Eingang-Automatik

Maße und Gewichte
Länge: 4.750 mm
Breite: 1.865 mm
Höhe: 1.640 mm
Radstand: 2.790 mm
Leergewicht: k.A.
Zuladung: k.A.
Kofferraumvolumen: 510-1.630 l

Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit: 179 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 7,8 s
Durchschnittsverbrauch: 0,95 kg /100 km
Reichweite: 826 km
CO2-Emission: 0 g/km
Kraftstoff: Wasserstoff

Kosten:
Basispreis des Hyundai Nexo: ca. 68.000 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 0 Euro/Jahr

Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit: Neun Airbags, Notbrems- und Spurhalte-Assistent, Tempomat mit Spurhalte- und Abstandsregelung
Komfort: Relax-Sessel mit Ruheposition, Sitzklimatisierung, elektrische Heckklappe