Werther. Er wird es nicht gerne lesen. Denn eigentlich ist er dafür doch viel zu jung. Doch es hilft nichts. Denn Frank Strunk ist eben einfach ein Einzelhändler der alten Schule. Einer, der seine Kunden kennt. Einer, der mit ihnen plaudert, der genau zuhört. Der nachfragt, berät und manchmal auch umstimmt, wenn das ausgesuchte schicke Paar Fußballschuhe einfach nicht mit den individuellen Körperausprägungen kompatibel ist.
Frank Strunk hat sein Hobby zum Beruf gemacht. „Eigentlich wollte ich nur günstiger an Sportklamotten herankommen und habe mir einen Gewerbeschein geholt", erinnert sich der heute 56-Jährige an die Anfänge vor 35 Jahren.
Der erste Lagerraum war ein Besenschrank. Doch bald schon verkaufte Frank Strunk zusammen mit seinem Vater Gerhard Sportartikel aus der Garage im Hinterhof des Hauses an der Jöllenbecker Straße. Zunächst noch nebenberuflich. Denn Frank Strunk arbeitete damals als Maschinenschlosser bei Dürkopp in Bielefeld.
Kurze Zeit später aber wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit. An der Ravensberger Straße, da wo heute die Bäckerei Bürenkemper das Stadtbild prägt, entstand in den Räumen der ehemaligen Gerry-Weber-Filiale Sport Strunk. Das erste Ladengeschäft. Mit mulmigem Gefühl? „Nein, ich habe mich tierisch darauf gefreut. Weil es genau das war, was ich machen wollte", sagt Frank Strunk und fügt hinzu: „Vor 18 Jahren sind wir dann hierhin gezogen. Kurz hält er inne, lässt den Blick über die Verkaufsfläche gleiten, als wolle er sich noch einmal vergewissern, dass diese Entscheidung richtig war. Dann wird seine Mine ernster: „Heute wäre das nicht mehr möglich. Heute würde ich vermutlich bei Adidas gar keine Kundennummer mehr bekommen", erklärt er.
Denn der Wind ist auch im Sportartikelhandel rauer geworden. Nicht nur wegen der allgegenwärtigen Internetkonkurrenz. Frank Strunk mach das an einem Beispiel deutlich.
„Adidas ist an kleinen Einzelhändlern nicht interessiert"
„Ich bekomme von Adidas keine Adiletten mehr geliefert", sagt er achselzuckend. Die kultigen Duschsandalen, einst höchstens von modisch fehlgeleiteten Zeitgenossen öffentlich getragen, sind heute zum Modeprodukt geworden. „Und die verkauft Adidas lieber über das Internet, in Life-styleläden oder ihren eigenen Shops. An kleinen Einzelhändlern wie wir, sind sie nicht mehr interessiert", sagt Frank Strunk. So gebe es heute auch keine Kataloge mehr, über die kurzfristig nachbestellt werden könne. Alles laufe über das Internet. „Auf der anderen Seite bringen Adidas oder Nike die Modelle in so vielen Farben und Modellen heraus, dass die kleinen Händler nicht mehr mithalten können", sagt der 56-Jährige.
Zweimal im Jahr fährt er zur Sportartikelmesse und ordert für die Saison. Eine Entscheidung, die sitzen muss. „Es ist ja nicht wie bei den Bauern, die, wenn die Ernte schlecht ist, Unterstützung von der EU bekommen", sagt er. Frank Strunk hat sein Feld immer gut bestellt. Er hat eben ein Auge für die Situation, so wie damals auf dem Handballfeld, als Spieler der Turnvereine Künsebeck und Werther, wo er bekannt war für seine No-Look-Pässe an den Kreis.
Heute lebt er zusammen mit seiner Frau Heike, die für die Buchhaltung zuständig ist, in Halle – übrigens auch an der Ravensberger Straße. Werther ist er indes treu geblieben. „Ein guter Standort", findet er. „Viele Kunden kommen auch aus Jöllenbeck und Bielefeld."
„Einzelhandel ist wirklich ein hartes Brot geworden", zieht Frank Strunk rückblickend Bilanz, um dann zu erklären. „Trotzdem gehe ich jeden Tag mit Freude zur Arbeit. Ich freue mich auf die Kunden, das Quatschen mit alten Bekannten, die manchmal auch einfach nur so vorbeikommen, die Beratung."
Das merkt man ihm an. Denn, auch wenn er es nicht gerne lesen wird: Frank Strunk ist eben ein Einzelhändler der alten Schule.