Auf dem Fahrrad zu besonderen Deelen

Radtouren zu den Engelhöfen: Dazu laden Sarah Huxohl von der Stadtverwaltung (links) und Ilse Uffmann anlässlich des Tages des offenen Denkmals ein. | © Foto: Anja Hanneforth

Anja Hanneforth
26.08.2018 | 26.08.2018, 17:00

Werther. Es gibt sie einfarbig und bunt, mit Lendenschurz, Flügeln, roten Bäckchen, gelben Haaren, Trompeten in der Händen, Blumenranken daneben, Sternchen drumherum: die Engelchen auf den Torbögen alter Ravensberger Bauernhäuser. Doch obwohl allgegenwärtig, weil gut sichtbar, sind die Schnitzereien vielen Menschen gar nicht bekannt. Diesen Umstand möchte die Stadt ändern. Anlässlich des Tages des offenen Denkmals am Sonntag, 9. September, lädt sie daher alle Interessierten zu zwei Radtouren entlang einiger der Engelhöfe ein. Die Leitung übernimmt Fachfrau Ilse Uffmann.

„Die Engelmotive in dieser Häufung sind weltweit einzigartig", sagt Ilse Uffmann – und beschreibt sie als einen „wahren Schatz". Etwa 120 Höfe im alten Ravensberger Land hätten diese Engelchen, 17 davon stünden allein in Werther und seinen Ortsteilen. Erbaut worden seien sie in einem Zeitraum von etwa 150 Jahren, der älteste noch erhaltene Hof mit den besonderen Motiven sei das Gebäude Meyer zur Müdehorst in Niederdornberg aus dem Jahr 1791, die jüngsten Höfe stammten aus dem 20. Jahrhundert.

Engel Engelchen Engell-Motive in Torbalken an alten Fachwerkhöfen im Ravensberger Land Fotos: Ilse Uffmann

Engel Hof Heining Schloßstraße - © Ilse Uffmann
Engel Engelchen Engell-Motive in Torbalken an alten Fachwerkhöfen im Ravensberger Land Fotos: Ilse Uffmann
Engel Hof Heining Schloßstraße (© Ilse Uffmann)

„Heute würde man die Engel wohl als Schutzengel bezeichnen"

In der Regel seien es Zimmerleute gewesen, die die Engelchen in die Querstreben der Torbalken geschnitzt haben. „Benachbarte Höfe haben oft ähnliche Engel, weil sie denselben Zimmermann hatten", erzählt Ilse Uffmann.

Warum die Torbögen mit den Engeln verziert wurden, weiß sie ebenfalls: „Damit sollte die Botschaft »Gott schütze deinen Ein- und Ausgang« verkündet werden." Dieser Sinnspruch habe nicht nur den Besitzern gegolten, sondern der gesamten Familie und den Besuchern des Hauses, außerdem dem Vieh und der Ernte. „Denn alles ging durch diese Tür, alles lebte unter einem Dach. Heute würde man die Engel wohl als Schutzengel bezeichnen."

Engel Engelchen Engell-Motive in Torbalken an alten Fachwerkhöfen im Ravensberger Land Fotos: Ilse Uffmann

Engel Hof Wittenbrock nach der Sanierung - © Ilse Uffmann
Engel Engelchen Engell-Motive in Torbalken an alten Fachwerkhöfen im Ravensberger Land Fotos: Ilse Uffmann
Engel Hof Wittenbrock nach der Sanierung (© Ilse Uffmann)

So schön die Motive anzusehen sind, so wenige Menschen wüssten von ihnen, bedauert Ilse Uffmann. „Manche haben sie direkt vor ihrer Nase und nehmen sie doch nicht wahr." Hier möchten sie und die Stadt Werther nun Abhilfe schaffen und bieten jetzt zwei Radtouren zu den Engelhöfen an. Eine Premiere, denn zum Tag des offenen Denkmals haben bislang immer einzelne Gebäude im Mittelpunkt gestanden. Ausnahme bildete lediglich im vergangenen Jahr eine Stadtführung.

Fachwerkhaus Fachwerkgiebel von Familie Surmann wird saniert Vorherbilder

Engel vor der Sanierung Hof Surmann Engelchen Engel-Motive - © Anja Hanneforth, HK
Fachwerkhaus Fachwerkgiebel von Familie Surmann wird saniert Vorherbilder
Engel vor der Sanierung Hof Surmann Engelchen Engel-Motive (© Anja Hanneforth, HK)

Beide Radtouren starten am Rathaus in Werther und beziehen jeweils etwa zehn Hofstellen ein. Die erste Tour beginnt um 10 Uhr, ist etwa 20 Kilometer lang und führt in südliche Richtung bis auf Bielefelder Stadtgebiet. Zwischen drei und dreieinhalb Stunden, natürlich mit entsprechenden Zwischenstopps an den Hofgebäuden, sollten die Teilnehmer einkalkulieren.

Engel Engelchen Engell-Motive in Torbalken an alten Fachwerkhöfen im Ravensberger Land

Engel Hof Niemeier-Wittland - © Helga Niemeier-Wittland
Engel Engelchen Engell-Motive in Torbalken an alten Fachwerkhöfen im Ravensberger Land
Engel Hof Niemeier-Wittland (© Helga Niemeier-Wittland)

Die zweite Tour beginnt um 13.30 Uhr, führt in den Norden Werthers und ist mit rund 30 Kilometern und etwa vier Stunden Dauer noch ein Stück länger. Eine Einkehrmöglichkeit zwischendurch besteht nicht, die Radfahrer sollten also an Verpflegung und Getränke denken. Außerdem wird empfohlen, einen Helm zu tragen. Wetterfeste Bekleidung dürfte eine Selbstverständlichkeit sein. Eine Begrenzung der Teilnehmerzahl gibt es nicht.

Sollte das Wetter nicht mitspielen, es regnen oder besonders windig sein, möchte Ilse Uffmann den Teilnehmern die Entscheidung überlassen, ob sie fahren wollen oder nicht. Treffpunkt ist sowohl um 10 Uhr als auch um 13.30 Uhr vor dem Rathaus, wo dann gemeinsam eine Lösung besprochen wird. In jedem Fall besteht für die Interessierten die Möglichkeit, in den Sitzungssaal des Hauses auszuweichen. Hier würde Ilse Uffmann dann einen Vortrag über die Engelhöfe halten – und ihnen zumindest in Wort und Bild die Faszination dieser besonderen Schnitzereien vor Augen führen.

Die Teilnahme an den Radtouren ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wer Lust hat, kann auch bei beiden Touren in die Pedale treten. Rückfragen beantwortet Sarah Huxohl vom städtischen Bauamt unter  (0 52 03) 705 - 63.