Die von den Abiturienten Leonie Elisabeth Kleinholz und Konstantin von Kerssenbrock moderierte Entlassfeier des Evangelischen Gymnasiums (EGW) machte von diesem bewährten Ablauf keine Ausnahme. Und dennoch unterschied sich die Feier in der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld in vielen Details wohltuend von andern Veranstaltungen dieser Art.
Das Musikprogramm verzichtete weitgehend auf getragene Klänge, sondern stimmte bereits auf den Abiball am gleichen Abend ein: Angefangen mit Julia Lohmanns Interpretation des Frank-Sinatra-Klassikers »The Lady is a Tramp« sorgte der Swing der Schul-Big-Band für gute Laune und wippende Füße beim Publikum.
Die Reden gerieten ebenfalls kurzweilig. Weil sie sich in ihrer jeweiligen Thematik unterschieden und weil sie frei von erhobenen Zeigefingern sowie allzu wohlfeilen Ratschlägen waren. So warfen die Jahrgangsstufenleiter Sabine Koch und Axel Büsing einen selbstironischen Blick auf die nicht nur aus Schülersicht oftmals schwer verständliche Sinnhaftigkeit der Inhalte einzelner Schulfächer. Elena Thieß und Jacob Thomas sparten in ihrer stellvertretend für den gesamten Abi-Jahrgang gehaltenen Rede ebenfalls nicht an Selbstironie: Erhaltene Tadel für Schneeballschlachten in der Unterstufe wurden ebenso wenig unter den Teppich gekehrt wie das ein oder andere Über-die-Stränge-Schlagen in der Oberstufe.
Natürlich durften die ernsthafteren Themen nicht fehlen: der drohende Zerfall der Europäischen Union, die Terrorgefahr, das Erstarken demokratiefeindlicher Kräfte. In der Welt, in die die frischgebackenen Abiturienten entlassen werden, spielt Unsicherheit eine größere Rolle, als noch vor 20 Jahren.
Bürgermeisterin Marion Weike erinnerte die EGW-Schüler daran, dass sie in einem sicheren Land ohne Krieg und Elend aufgewachsen seien und ermutigte sie dazu, diese Werte zu schützen. Schulleiterin Barbara Erdmeier warb dafür, das dafür nötige Vertrauen nicht zu verlieren. Denn: „Vertrauen ist die Grundlage des sozialen Zusammenhalts."
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