
Familie Surmann bewirtschaftet an der Rotenhagener Straße einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Ackerbau und Schweinemast. In der Nutzung erneuerbarer Energien kennen sich die Surmanns aus: Sowohl auf dem Dach des Hauptgebäudes als auch auf dem einer großen Scheune erzeugen Photovoltaikanlagen Strom. Windenergie sei dafür jedoch noch besser geeignet: „Anlagen sind vor allem dann nützlich, wenn sie regelmäßig Strom produzieren. Und das kann ein Windrad besser als eine Photovoltaikanlage“, sagt Hans-Jürgen Surmann. Weil die zu einer Zeit am meisten erzeuge, wenn am wenigsten gebraucht werde – im Sommer.
Die ersten Überlegungen, ein Windrad zu errichten, liegen inzwischen mehrere Jahre zurück. „Es war ein stetiger Prozess“, schildert Sebastian Surmann. Inzwischen sind die Parameter klar: Das Windrad mit einer Höhe von 200 Metern soll auf einer Fläche nördlich des Hofes auf einen tiefer gelegenen Acker gebaut werden. Für die Erschließung müsste ein Feldweg befestigt werden, der nächste Verteiler, in den der Strom eingespeist werden könnte, liegt günstig rund 600 Meter vom Hof entfernt.

Von hier aus haben Surmanns den freien Blick auf drei benachbarte Windräder: kurz hinter Häger, nahe der Gaststätte Auerhahn in Küingdorf und auf dem Hollandskopf in Borgholzhausen. Jeden Tag sehen sie, ob sich deren Flügel drehen oder nicht. „Auf dem Hollandskopf immer“, können sie von solch optimalen Windverhältnissen nur träumen.
Dennoch sind sie sich sicher, mit ihrer Millioneninvestition die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Anfang 2013 haben wir angefangen, uns ernsthaft mit dem Thema zu befassen“, erzählt Sebastian Surmann. Man habe die Abstände zur umliegenden Wohnbebauung geprüft, außerdem eine Windprognose eingeholt. Große Unterstützung hätten sie hier beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband erfahren, mit dem sie bis heute eng zusammenarbeiten würden.
Da sowohl die Abstands- als auch die Ertragsanalyse positiv ausfielen, gingen Surmanns den nächsten Schritt: Sie gaben Untersuchungen bezüglich des Artenschutzes in Auftrag. Alles auf eigene Kosten, „hätten wir zu irgendeinem Zeitpunkt festgestellt, dass das Projekt gefährdet ist, hätten wir sofort abgebrochen“, macht Hans-Jürgen Surmann deutlich.
Doch die Voruntersuchung verlief gut, so dass Surmanns im vergangenen Jahr das eigentliche Artenschutzgutachten in Auftrag gaben. Keine Sache, die mit einem Besuch ausgestanden war. Über eine ganze Vegetationsperiode schauten Fachleute, welche Vorkommen es gibt und ob sie durch ein Windrad Schaden nehmen würden. Das betraf neben vielen anderen Arten den Vogelzug, die Nistvögel – und die Fledermäuse. „Hier wurden sogar mehrmals nachts Richtmikrofone auf den Acker gestellt“, beschreibt Sebastian Surmann die umfangreichen Untersuchungen.
Nach erneut positivem Signal folgten Gutachten für Schatten- und Schallimmissionen, außerdem musste die Familie sicherstellen, dass ihr Baugrund auch für die Errichtung eines Windrades geeignet ist.
Als alle schon dachten, sie wären einem Bauantrag sehr nahe, kam die Sache mit dem Drehfunkfeuer dazu. Es steht auf einer Fläche bei Melle, dient Flugzeugen zur Navigation – und braucht einen Mindestabstand von 15 Kilometern zum nächsten Windrad. „Unsere Fläche liegt Luftlinie 14,92 Kilometer entfernt“ – Dennis Surmann schwante nichts Gutes. Am Ende ist er allerdings froh, dass dem Projektberater vom Landwirtschaftsverband dieser Umstand überhaupt aufgefallen ist; und dass die Deutsche Flugsicherung schließlich grünes Licht gab.
Inzwischen sind alle Gutachten eingeholt, in den nächsten Wochen soll beim Kreis Gütersloh dann der entsprechende Bauantrag gestellt werden. Läuft alles nach Plan, könnte im nächsten Frühjahr mit dem Bau begonnen werden und das Windrad spätestens Ende 2016 stehen. „Jetzt hoffen wir nur noch auf eine Genehmigung aus Gütersloh, dann kann es losgehen“, sagen die Surmanns.