Seinem eigenen Herzen zu folgen ist das Lebensmotto von Ben Wadewitz. „Irgendwie wurde das immer belohnt. Ich mache stets das, was mich interessiert und fasziniert, worauf ich Lust habe und bin überzeugt, dass man damit am weitesten kommt.“ Das fing schon in der Schulzeit am Evangelischen Gymnasium Werther an. Als 17-jähriger Schüler startete Ben Wadewitz in die Selbstständigkeit, reparierte und verkaufte Computer unter anderem für und an seine Mitschüler und Lehrer. Nach dem Abitur studierte er Media-Design in Bielefeld und erstellte Webseiten für Banken, Unternehmen und Vereine. Doch einen Arbeitsplatz in der Werbebranche konnte sich Ben Wadewitz trotz Design- und Informatik-Affinität danach nicht mehr vorstellen.

So machte er eben das, wonach ihm zu dem Zeitpunkt zu Mute war und nicht das, was die meisten Leute nun von ihm erwarteten. Er wollte mal raus aus Werther und Bielefeld und er wollte sich in der Entwicklungshilfe engagieren. So verschlug es ihn 2005 in ein kenianisches Waisenhaus. Neben der Arbeit mit den Kindern, lernte er in Kenia Journalisten kennen, verfolgte mit ihnen Fälle von Korruption und gründete einen Verein für freie Medien in Ostafrika. Immer wieder flog er in den nächsten Jahren nach Afrika, um das Projekt voranzutreiben, gleichzeitig absolvierte er in Hamburg eine Ausbildung zum professionellen Musiker im Bereich Popularmusik.
„Musik war schon immer eine große Leidenschaft von mir und ich wollte mehr daraus machen“, sagt Ben Wadewitz, der in Hamburg in den Alsterdorf-Kliniken musiktherapeutisch mit Drogenabhängigen arbeitet. Als Gitarrist der Band »Torny Hornados« ist der Wertheraner zusammen mit der New Yorker Sängerin Franny Whitfield und vier weiteren Soul-Musikern seit Oktober auf Bühnen in Hamburg zu sehen.
Durch die Musik nach Afghanistan
Seine Kontakte in der Musik-Szene brachten Ben Wadewitz Silvester 2006 bis ins Hauptquartier der Bundeswehr nach Mazar-el-Sharif in Afghanistan. „Ich bin für einen Musiker eingesprungen, der dort zusammen mit einer Hamburger Sängerin ein Konzert für die Soldaten spielen sollte“, erinnert sich Ben Wadewitz. Als die Anfrage kam, habe er nicht lange nachgedacht. Angst, nicht mehr heile zurückzukommen? Nein, so denke er gar nicht, obwohl ihm zusammen mit der Sängerin als einzige Person in Zivil im Lager doch zwischendurch mulmig war. „Einen amerikanischen Stützpunkt hätte ich wohl nicht besucht, aber die Deutschen waren ja nicht so in militärische Operationen eingebunden wie die amerikanischen Soldaten.“
Auf seinen zahlreichen Auslandsaufenthalten erlebte Ben Wadewitz immer wieder, unter welchen unterschiedlichen Bedingungen die Menschen leben. „In Kenia mussten die Leute morgens erst mal zwei Stunden laufen, um an frisches Wasser zu kommen, trotzdem schienen sie glücklich zu sein. In Luxushotels hingegen, die ich mit meiner amerikanischen Ex-Freundin besuchte, die als Reisejournalistin für Berichte recherchierte, beschwerten sich die Gäste, wenn ihre Handtücher nicht vorgewärmt waren“, berichtet Ben Wadewitz.
Diese Diskrepanz, dieses Eintauchen in verschiedene Welten und vor allem das Offensein gegenüber allen Menschen helfen ihm, sich einzuordnen, zu reflektieren und bewusst zu machen, wie gut es uns in Deutschland geht. „Hier sind es eher Stress, soziale Ängste, Burn-out, soziale Isolierung oder ein Gefühl von Sinnlosigkeit, womit die Menschen zu kämpfen haben und was sie unglücklich macht“, weiß er.