Hilfe für Igel in der Not: Versmolderin pflegt verletzte Tiere liebevoll

Versmold. &bdquo;Eine schlimme Igelsaison liegt hinter uns.“ So fasst die Igelhilfe Münsterland & OWL in einem Beitrag auf Instagram das Jahr 2024 zusammen. Die Herbstferien seien der Höhepunkt mit mehr als 60 Anrufen täglich gewesen. Das Leid der Igel zeigt der Verein immer wieder in Veröffentlichungen von viel zu schwachen oder verletzten Tieren, die irgendwo in der Region gefunden werden und dringend Hilfe benötigen. Diese bekommen sie unter anderem von Kathrin Rose und ihrer Familie in Versmold. Einige aktuelle, tragische Fälle haben sie veranlasst, sich ans &bdquo;Haller Kreisblatt“ zu wenden. Kathrin Rose sitzt zusammen mit ihrem Mann John im Wintergarten des Wohnhauses und erzählt von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Pflegestelle. Im Raum stehen drei Kisten, in denen jeweils ein Igel gut geschützt im Häuschen schlummert. Vorne an den Kisten befinden sich Namenschilder: Jan, Mischa und Hans heißen die momentanen Gäste. &bdquo;Meine Igel haben alle einen Namen“, sagt Kathrin Rose. Jan liegt ihr besonders am Herzen. Eigentlich ein wohlgenährter, ausgewachsener Igel, der bis vor wenigen Wochen im Laub unter einer Hecke friedlich Winterschlaf hielt - so wie es sein sollte um diese Jahreszeit. &bdquo;Er wurde aus dem Winterschlaf geschnitten“, schildert die Versmolderin. Was die Tellersense angerichtet hat, belegen Fotos der Wunde, die sich einmal an der Seite des Igels entlangzieht. Hunger holt leichte Igel aus dem Winterschlaf Dem Tier konnte von einem Tierarzt geholfen werden. Seit Mitte Januar nun lebt Jan bei Familie Rose und erholt sich dort von der schweren Verletzung. Die Wunde muss versorgt werden, dazu gehört unter anderem das tägliche Bad in einer Jodlösung. Kathrin Rose holt den Igel aus dem Häuschen und taucht ihn vorsichtig in die Schüssel. Jan verzieht etwas die spitze Schnauze. Vielleicht weil das Wasser noch etwas zu warm ist, vielleicht weil ein fremder Gast daneben steht. &bdquo;Das riecht er“, sagt Kathrin Rose. Dann aber entspannt Jan sichtbar und scheint die wohlige Temperatur zu genießen. Etwa eine Viertelstunde dauert das Bad, anschließend gibt es für den Igel eine Mahlzeit aus der Pipette. Drei Mal täglich muss Jan gefüttert werden. &bdquo;Er frisst nicht von alleine“, erklärt seine Ziehmutter. Das liegt in der Natur der Sache, er befindet sich im Wintermodus. &bdquo;Normalerweise würde er jetzt ja schlafen.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Igelhilfe Münsterland und Owl e.V. (@igelhilfemuensterlandundowl) Die beiden anderen Findelkinder Mischa und Hans gehören zu jenen Tieren, die zwar nicht verletzt, dafür aber sehr schwach gerettet werden konnte. Sonst wären sie vermutlich verhungert. Ein Jungtier, erklärt Kathrin Rose, sollte etwa 600 Gramm wiegen, wenn der Winter beginnt. Sind junge Igel zu leicht, weil sie im Herbst nicht genügend Futter finden, kann sie ein Schicksal ereilen wie das von Hans. &bdquo;Er ist viel zu klein im Schnee herumgeirrt“, sagt Kathrin Rose. Gut 300 Gramm brachte er auf die Waage. Noch weniger, gerade einmal 220 Gramm, waren es bei Mischa, als er Anfang Januar gefunden wurde. Entweder geweckt oder hungrig aufgewacht. Im Wohnhaus der vierköpfigen Familie können beide Pflegekinder wieder zu Kräften kommen. Igel erleidet in Versmold schwere Verletzungen durch Gartengerät Nicht immer kann die Tierfreundin helfen. Vor gut einer Woche erreichte sie ein Anruf aus Hesselteich. Dort wurde ein ausgewachsener Igel gefunden, dem die Nase fehlte. Es handelte sich um eine ältere Verletzung, die er vermutlich im Herbst bei Garten- oder Mäharbeiten erlitten hatte. Mehrere Fotos dokumentieren diese schlimme Verletzung an der Schnauze, die dem Tier starke Schmerzen verursacht haben muss. Und die es ihm unmöglich machte, sich den nötigen Winterspeck anzufuttern. &bdquo;Er wird sich schlafen gelegt haben und ist dann, als er Hunger hatte, aufgewacht“, schätzt Kathrin Rose. &bdquo;Er war viel zu leicht.“ Die Versmolderin brachte das Fundtier zur Igelhilfe. Ein Tierarzt konnte ihm angesichts der schweren Verletzung nicht mehr helfen und erlöste das Tier schließlich. Mehr zum Thema: Schutz für Igel: Köln erlässt Nachtfahrverbot für Mähroboter Jan, Mischa, Hans und der namenlose Igel - vier Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, von denen Kathrin Rose erzählen wollte. Um auf das &bdquo;sinnlose und unnötige“ Leid der Igel aufmerksam zu machen. &bdquo;Man kann sich nicht vorstellen, wie ein Igel nach einem Mähroboterunfall aussieht“, sagt sie und zeigt als Beleg dafür ein weiteres Foto eines blutigen Igels. Sie möchte dafür sensibilisieren, welche Gefahren in den Gärten lauern, und für mehr Achtsamkeit bei der Gartenarbeit werben. So könnten Verletzungen vermieden oder Igel nicht zu früh aus ihrem Winterschlaf hochgeschreckt werden. Tipps, damit sich der Igel im Garten wohlfühlt &bdquo;Der Igel steht nicht umsonst auf der Roten Liste“, sagt die Versmolderin, die 2021 eher zufällig zum Tierschutz kam. Damals fand sie selbst einen kleinen Igel, der in der Nähe des Stadtparks regungslos auf einem Weg lag. Mehr tot als lebendig. Die tierliebe, zweifache Mutter kümmerte sich um das Tier und kam so in Kontakt mit der Igelhilfe. Die Versmolderin erkundigte sich später noch mehrfach nach dem Wohlbefinden des stacheligen Gesellen - und wurde irgendwann gefragt, ob sie eine Pflegestelle einrichten möchte. &bdquo;Wir wollen die Igel nicht mehr missen“, sagt Kathrin Rose heute. Lesen Sie auch: Bielefelder sperrt Wildtier 15 Jahre lang in seiner Wohnung ein Die Familie hat drei Hunde, mehrere Hühner und eben inzwischen ein großes Herz für Igel. Der Garten in der Innenstadt ist ein kleines Paradies für die stacheligen Tiere. Sie halten sich auch nach der Auswilderung noch gerne dort auf. &bdquo;Igel sind keine Waldbewohner. Als Fleisch- und Insektenfresser leben sie in unseren Gärten und sind auf unsere Hilfe angewiesen, da der Lebensraum weiter abnimmt“, schreibt die Igelhilfe Münsterland & OWL und appelliert an die Bürgerinnen und Bürger &bdquo;Öffne Deinen Garten!“. &bdquo;Ein Garten allein kann einen Igel nicht ernähren.“ Auch für die Partnersuche braucht der Igel die Möglichkeit, weite Strecken zurückzulegen. Wegen verschlossener Gärten müssten die Tiere mitunter gefährliche Umwege über Straßen nehmen. Durchgänge in Zäunen sind das eine, igelfreundliche Gärten das andere. Die Igelhilfe empfiehlt unter anderem Totholzecken für mehr Insekten, den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, Schneckenkorn und Schlagfallen sowie ein Futter-Angebot in der nahrungsarmen Zeit. Wer Laub liegen lässt, schafft natürliche Unterschlupfmöglichkeiten für den Winterschlaf. Tierschützer in OWL fordern nächtliches Mähroboter-Verbot Ein wichtiger Appell der Tierschützer: Es sollten keine Mähroboter zum Einsatz kommen, insbesondere nicht nachts. Gerade erst hat der Verein Anträge in den Kreisen Gütersloh und Warendorf eingebracht und fordert von den Unteren Naturschutzbehörden ein nächtliches Verbot der Mähroboter. In Bielefeld wird ebenso darüber diskutiert. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Maßnahmen zum Schutz des Igels - dem Wildtier des Jahres 2024 - sind dringend erforderlich. Die Zahl der Westeuropäischen Igel, auch Braunbrustigel genannt, geht stark zurück. Die Weltnaturschutzunion hat ihn im Herbst 2024 erstmals als &bdquo;potenziell gefährdet“ eingestuft. Die Zerstörung seines Lebensraums, insbesondere durch intensive Landwirtschaft und Stadtentwicklung, werde dem Tier immer mehr zum Verhängnis. Igel Jan hat derweil Bad und Fütterung hinter sich und darf zurück in seine Kiste. Sobald die Wunde vollständig verheilt ist und nicht mehr von Kathrin Rose täglich versorgt werden muss, geht es für den Igel in den betreuten Winterschlaf. Im Garten der Familie bekommt er - genauso wie bereits drei andere Igel - ein eingezäuntes Gehege mit Häuschen und darf dort solange schlummern, bis der Frühling ihn weckt. Dann ruft ein Leben in Freiheit - und der Abschied von seiner Zieh-Familie. Weitere Tipps für den Igelschutz im Garten sind beim NABU zu finden.

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