
Versmold. Für Sven Rabaschus ist die Organisation der Versmolder Kirmes eine Mammut-Aufgabe. Der Chef des Ordnungsamtes muss dabei etliche Hürden umschiffen - und sich über neueste Sicherheitskonzepte informieren. Die Geschehnisse vom Magdeburger Weihnachtsmarkt haben die Problematiken noch einmal aufgezeigt. In Versmold zieht man Konsequenzen.
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„Wir haben ein sehr gutes Gefühl“, sagt Rabaschus. Ängste schüren ist nicht sein Credo. „Die Besucher sollen kommen und die Veranstaltung genießen.“ Das hat für den Leiter des Ordnungsamtes im Versmolder Rathaus oberste Priorität. Aber man ist in der Stadt gerüstet. Einige der Maßnahmen dürften den Besuchern direkt auffallen.
Neue Anordnung am Dixi
Die Münsterstraße am Dixi ist einer der vielen Startpunkte für Sünne Peider. Bisher wurde das erste Karussell meistens auf dem Parkplatz der Kult-Kneipe platziert. Das ist in diesem Jahr anders. „Wir haben geplant, die Straße einzubeziehen“, erklärt Sven Rabaschus. Der 40 Meter hohe Kettenflieger „Big Ben Tower“ wird direkt auf der Straße aufgebaut und so eine Art natürliche Barriere für Autos bilden. „Davor werden noch ein bis zwei Zugmaschinen geparkt“, so Rabaschus.

Diese Idee bringt der Stadt Versmold viel Lob von den Veranstaltern. „Die Sicherheitskonzepte sind in Versmold sehr attraktiv gelöst und haben kaum Einfluss auf den Kirmes-Verlauf“, kommentierte Schausteller-Sprecher Klaus Rasch beim offiziellen Pressetermin. Die Betreiber wissen zwar, dass es „keine hundertprozentige Sicherheit“ geben kann, aber auch sie fühlen sich in Versmold gut aufgehoben.
Berliner Straße dicht
Ähnlich wie an der Münsterstraße verfolgen die Veranstalter ein ähnliches Konzept an der Berliner Straße (Nähe Schweinebrunnen). Dort präsentieren die Schausteller nicht nur ein für Versmold neues Fahrgeschäft, das „Kinder-Hullygully Crazy Clown“ bildet zeitgleich den Abschluss auf dem Gelände. Die Berliner Straße ist damit dicht. Autos kommen dort nicht mehr durch.
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Anpassungen während Sünne Peider an der Gartenstraße
Gegen große Fahrzeuge ist die Gartenstraße zwischen Rathaus und Kindergarten schon sehr sicher. „Aber in Magdeburg gab es einen anderen Fall. Es fuhr kein Lkw, sondern ein PS-starker SUV in das Gelände“, erklärt Rabaschus. „Eine Umfahrung werden wir an dieser Stelle mit entsprechenden Maßnahmen verhindern.“ Sprich: Dort werden weitere Vorkehrungen getroffen und die Fahrbahn wird für die Veranstaltungsdauer verengt.
Absperrungen an weiteren Eingängen zur Versmolder Kirmes
Um den Einsatzverkehr von Krankenwagen und Polizeiautos zu sichern, bringt die Stadt die seit vielen Jahren üblichen mobilen Barrieren an. Diese finden sich an einigen Zugangsstellen wie an der Ringallee. Im Notfall können so Einsatzfahrzeuge auf das Gelände kommen. Allerdings ist das DRK auch dauerhaft mit einem Sanitätsdienst vor Ort.

Messerverbot in Versmold
Seit dem 31. Oktober 2024 gilt ein bundesweit einheitliches, neues Waffengesetz. Demnach dürfen neben den meisten Pistolen oder Schusswaffen auch keine Messer mehr auf Volksfeste wie Sünne Peider mitgeführt werden. Inzwischen sind auch einseitig geschliffene Springmesser mit weniger als 8,5 Zentimeter langen Klingen verboten. Die Polizei kann auch anlasslos Kontrollen, etwa von Taschen, durchführen.
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Achtung: Sollte etwa auf der „Händler-Meile“ entlang der Altstadtstraße ein Messer erworben werden, darf dieses laut dem Bundeswaffengesetz nach Hause transportiert werden. Allerdings muss es zugriffssicher gehalten werden. Nicht zugriffsbereit ist ein Messer laut Gesetz dann, wenn mehr als drei Handgriffe erforderlich sind, um es einsatzbereit zu machen.
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Neues Konzept für beliebten Freikartenregen
Der Freikartenregen zur Sünne-Peider-Eröffnung ist eines der Highlights der Versmolder Kirmes. „Darauf möchten wir nicht verzichten“, sagt Sven Rabaschus. Aber die Veranstalter haben auch das große Gedränge auf dem Rathaus-Platz beobachtet. Das wollen sie entschärfen. Anstatt der Papier-Freikarten hat die Stadt Plastik-Chips entwickelt. Diese sind etwa drei Gramm schwer, 38 Millimeter groß und 2,5 Millimeter stark. „Dadurch sind wir unabhängig vom Wind und können in jede Richtung werfen“, sagt Rabaschus.
Er und sein Team haben getestet, ob die Chips bei einem Treffer Schmerzen verursachen. „Es ist vergleichbar mit dem Kamelle-Wurf beim Karneval“, so der Ordnungsamtschef. Das sei ein „vertretbares Risiko“.