
Versmold. Es ist eine gefühlte Mischung aus Vorsicht und Erleichterung, die im Büro von Bürgermeister Michael Meyer-Hermann greifbar scheint. Nur bis zum 1. September ist die Versorgung mit Internet durch das Unternehmen Servario Networks GmbH noch gesichert, die Zeit drängte also. „Wir haben seit Juni unter Hochdruck nach einer Lösung gesucht, mit Servario und auch dem vorläufigen Insolvenzverwalter gesprochen", berichtet Michael Meyer-Hermann.
Mittlerweile zeichnet sich allerdings ab, dass aus der vorläufigen Insolvenz Servarios eine endgültige wird, und ein externer Investor ist bislang auch noch nicht auf den Plan getreten. „Uns ist aber wichtig, dass die Internetversorgung möglichst nahtlos weitergeht", sagt Michael Meyer-Hermann. Darum stehen Versmolds Stadtwerke nun in den Startlöchern. Unter Vorbehalt, wie Geschäftsführer Jörg Kogelheide betont: „Noch ist das Verfahren nicht abgeschlossen und nur der Insolvenzverwalter kann am 1. September entscheiden, wie es weitergeht."
Allerdings hat der Versmolder Energieversorger ein Angebot für das Anlagevermögen auf Versmolder Netzgebiet abgegeben, das er weiter betreiben möchte. „Unser Partnerunternehmen, die Stadtwerke Lengerich , hat in seinem Verbreitungsgebiet bereits vor drei Monaten das Funknetz von Servario übernommen", sagt Jörg Kogelheide. „Von diesen Erfahrungen können wir profitieren." Zudem bringe der Energieversorger selbst einiges Know-how mit: „Wir können einen Masten mit Strom versorgen, unsere Elektroingenieure im Haus sind auch mit dem Thema Funk vertraut und schließlich beherrschen wir den Bereich Abrechnung."
Eine "Mammutaufgabe" für die Stadtwerke
Dennoch werden die Stadtwerke Versmold wohl Neuland betreten – den Telekommunikationssektor. „Wir haben erst vor drei Monaten einen Ingenieur für besondere Aufgaben eingestellt", verrät Kogelheide, um dann schmunzelnd anzufügen: „Sein Sonderprojekt hat er jetzt."
Etwas ernster bezeichnet der Energiemanager das neue Geschäftsfeld schon als „Mammutaufgabe". Schließlich muss sein Unternehmen intern die nötigen Kapazitäten aufbauen – vor allem aber erst einmal den möglichst nahtlosen Übergang für die Kunden schaffen. Darum haben die Stadtwerke einen Internetdienstleister mit ins Boot geholt: „Er wird – wenn wir Zugangsrechte haben – schnellstmöglich ein Funksignal vom Turm in Herzebrock-Clarholz zum Versmolder Funknetz erzeugen, damit der Betrieb weitergeht." Kogelheide hofft, dass die Stadtwerke, wenn sie den Zuschlag erhalten, im September schnell loslegen können. „In den ersten vier bis sechs Wochen könnte es aber etwas ruckelig werden", kündigt der Geschäftsführer an.
Was die Geschwindigkeit des künftigen Netzes angeht, will er keine falschen Illusionen wecken: „33 Mbit, wie von Servario in Aussicht gestellt, wird es wohl nicht geben. Aber wir wollen den Menschen im Außenbereich schnelles Internet zur Verfügung stellen." Hat das Projekt Erfolg, könnte der Geschäftsbereich der Stadtwerke durchaus wachsen – denn weiße Flecken in der Internetversorgung gibt es gerade im ländlichen Bereich noch einige.
INFORMATION
Ländliches Funknetz
Fünf Masten spannen auf Versmolder Gebiet das Servario-Funknetz auf, unter anderem diese wollen die Stadtwerke übernehmen. Das Signal kommt aus Herzebrock-Clarholz und setzt sich über Marienfeld, Hesselteich und Oesterweg sowie Teile von Loxten bis in Borgholzhausener Außenbereiche fort.