Versmold-Hesselteich. Eineinhalb bis zwei Stunden Fußmarsch mussten Hesselteicher früher hinter sich bringen, um ihre Verstorbenen zum Versmolder Friedhof zu begleiten. Ganz zu schweigen von regelmäßigen Besuchen. Kein Wunder, dass nicht nur der Wunsch nach einem eigenen Friedhof in der Gemeinde groß war – sondern auch, dass viele mithalfen, diese Ruhestätte vorzubereiten. Ein Engagement, das sich auch 70 Jahre nach der Entstehung noch bei der Instandhaltung der Anlage zeigt. Denn bis auf die Arbeit der Gärtner wird alles ehrenamtlich abgewickelt, berichtet Friedhelm Voßebrink, Erster Vorsitzender der Friedhofsgemeinschaft Hesselteich.
Freiwillige ebneten das puckelige Grundstück
1947 fragte die Kirchengemeinde Versmold, welche Ortsgemeinde Interesse an einem eigenen Friedhof habe. In Hesselteich hatte man schon Jahre zuvor darüber nachgedacht, heißt es in der Entstehungschronik des Hesselteicher Friedhofs. Aufgeschrieben wurde die Chronik vom allerersten 1. Vorsitzenden des Friedhofsvorstands: Heinrich Knemeyer. Dieser verhandelte hartnäckig bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück. Ein knappes Jahr später, im Februar 1948, tauschte Landwirt Otto Kölkebeck eines seiner Grundstücke mit einem Schulgrundstück.
Damit war der Weg für Hesselteichs Friedhof frei: Der damalige Bürgermeister berief eine Sitzung ein für die gesamte Gemeinde, um sich einen Überblick zu verschaffen. Viele kauften kurz darauf Plätze für ihre Familie, wodurch die Friedhofsgemeinschaft finanzielle Mittel für anstehende Ausgaben bekam. Die Gemeinde wählte einen Vorstand und die Begräbnisplätze und Wege wurden eingeteilt – in einer Anordnung, sie besteht bis heute: 127 Begräbnisflächen mit 639 Lagern.
Ohne maschinelle Hilfe, sondern aus eigener Kraft ebneten die Hesselteicher das wie Voßebrink beschreibt „ziemlich puckelige" Grundstück. Zwei Wochen lang wurden Hand- und Spanndienste mit zwei Pferden verrichtet – der Gemeinderat hatte die Anwohner zu dieser Mithilfe verpflichtet. Alles Weitere wurde freiwillig gemacht. „Die Dorfbewohner kamen mit Pferden, Wagen, Schiebkarren und Spaten und organisierten die ganze Arbeit in Eigenregie", erläutert Herbert Birkenhäger, stellvertretender Vorsitzender der Gemeinschaft. Auch das Einpflanzen der Hecken und Hainbuchen, die bis heute dort wachsen, gehörte dazu. Bauern stifteten Pfähle als Begrenzung. Freiwillige setzten sie ein, spannten einen Draht drum herum, errichteten Sandsteine zu Säulen für das Tor. Ein Oesterweger Schmiedemeister fertigte drei eiserne Tore.
Nach nur 64 Tagen harter Arbeit war alles bereit für den Umzug: Denn die ersten Grabstellen wurden mit Hesselteichern belegt, die bereits in Versmold begraben wurden. 54 Gräber wurden umgebettet. Heute sind 588 Lager belegt. Manche schon mehrfach. Bei einigen ist die 30-jährige Ruhefrist abgelaufen, sodass sie bereits wiederbelegt werden könnten.
Obwohl der Friedhof in erster Linie für Hesselteicher gedacht ist, finden auch einige Verstorbene aus Nachbarstädten dort ihre letzte Ruhe. Das ist vor allem bei den Urnengräbern der Fall, die als zusätzliche Einnahmequelle hinzugekommen sind.
Dass die Friedhofssatzung aus den Anfangsjahren weiterhin gilt, erweist sich als Vorteil: „Wir haben nicht so strenge Regeln, wie es auf vielen anderen Friedhöfen gängig ist." Die Bäume sollen nicht höher als drei Meter wachsen, die Hecken um die Begräbnisflächen müssen stehen bleiben und große Findlinge hätten auf den Gräbern nichts zu suchen. Voßebrink: „Das ist der Vorteil, dass wir so viel selbstständig organisieren. Wir haben viel mehr Freiheiten."
INFORMATION
Von damals
Gerne hätten wir
Ihnen auch historische Fotos vom Friedhof in Hesselteich gezeigt. Weder eine Anfrage beim Friedhofsvorstand noch im Stadtarchiv führte zum Erfolg.
Falls Sie noch Bilder aus den Anfangsjahren haben, freuen wir uns auch im Nachhinein über Rückmeldungen in der Redaktion oder unter: versmold@haller-kreisblatt.de