Versmold. Es war ein erfolgreicher Auftakt in die Saison mit vielen Teilnehmern. Doch nun droht das Schnupperangeln, mit dem der Angelsportverein Versmold (ASV) Anfang Mai startete, zum Ärgernis zu werden. Die Tierrechtsorganisation PETA hat nach eigenen Angaben am 17. Mai bei der Bielefelder Staatsanwaltschaft Anzeige gegen die Verantwortlichen erstattet.
Zwei Vorwürfe erheben die Tierrechtler. Zum einen verstoße die Veranstaltung gegen das Fischereigesetz in Nordrhein-Westfalen – laut diesem dürften Kinder unter zehn Jahren nicht angeln.
PETA: Werbe-Veranstaltung ist kein Grund zum Töten
Zum anderen werde das Tierschutzgesetz missachtet, „da die Fische beim Schnupperangeln länger anhaltenden Leiden und Schmerzen ausgesetzt" seien und Schnupperangeln an sich eine Werbeveranstaltung zur Rekrutierung von Anglernachwuchs darstelle, die keinen gesetzlich vorgeschriebenen „vernünftigen Grund" für das Töten eines Wirbeltieres liefere, heißt es in der Pressemitteilung, die PETA gestern dazu verschickt hat.
Der Dachverband der Versmolder Angler hingegen erläuterte, dass der Verein die Veranstaltung ordnungsgemäß angemeldet habe und dabei das Fischereigesetzes eingehalten habe.
Auch ASV-Jugendwartin Susan Sommer sieht diese Vorwürfe nicht bestätigt, als das Haller Kreisblatt sie gestern auf die Meldung anspricht. „Es waren Kinder unter zehn Jahren dabei, aber die gucken bei den Erwachsenen zu und halten höchstens mal kurz die Angel", schildert sie die Situation aus ihrer Sicht. „Mehr dürfen die Kinder nicht und mehr tun sie auch nicht", sagt sie.
Und auch die zehn- bis 16-Jährigen Teilnehmer des Schnupperangelns täten dies ausschließlich unter Aufsicht von Erwachsenen. „Wir möchten keinen Fisch quälen und achten darauf, dass naturschutzrechtlich alles korrekt läuft." Bei den Schnupperterminen gehe es zudem nicht nur ums Angeln, sondern darum, Zeit gemeinsam in der Natur zu verbringen. „Wir sitzen hinterher zusammen und grillen, da wird nicht zwei Stunden nur geangelt", sagt Susan Sommer und fügt ihre persönliche Sichtweise hinzu: „Ich möchte das gleiche, was auch die PETA möchte. Mir geht es darum, die Natur zu achten. Ich angle nicht, weil ich jemandem wehtun möchte, im Gegenteil." Da alle geangelten Fische hinterher im Kochtopf oder auf dem Grill landeten, sei der vom Gesetz geforderte vernünftige Grund, nämlich der Verzehr, gegeben.
Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA hat naturgemäß eine andere Haltung zum Angeln. „Schnupperangeln ist Erziehung zur Grausamkeit", sagt sie, „Kinder sollten lernen dürfen, wie man Tieren mit Empathie und Freundlichkeit begegnet und nicht lernen müssen, wie man sie am Haken aufspießt, erschlägt und ausnimmt." Heute wisse man, dass ein Fisch ein Jemand sei und kein Etwas.
ASV: Kinder lernen beim Angeln, die Natur zu achten
In manchen Intelligenztests schnitten Fische besser ab als Schimpansen. Sie hätten sogar ein komplexes Sozialleben und schlössen teils enge Freundschaften. Biologen hätten bei Regenbogenforellen mehr als 20 Schmerzrezeptoren rund um Mund und Kopf ausgemacht, beschreibt PETA in ihrer Pressemitteilung.
Bei der Bielefelder Staatsanwaltschaft war gestern noch keine Anzeige im Computer erfasst. Dies könne aber auch dauern, je nachdem, wann die Anzeige eingegangen sei, sagt Oberstaatsanwalt Udo Vennewald dem HK. Demnach konnte er auch noch keine Stellung zu dem Fall beziehen, sondern nur das allgemeingültige Vorgehen beschreiben: „Wir prüfen jeden Einzelfall genau. Der Kollege, der für Tierschutz zuständig ist, wird dann sehen, ob es sich überhaupt um eine Straftat handeln könnte, oder ob eine Ordnungswidrigkeit vorliegt."
Bei PETA selbst hat man bereits Erfahrung mit gleich gelagerten Fällen. Solche Strafanzeigen wegen Schnupperveranstaltungen oder dem Angeln durch Kinder stelle PETA regelmäßig, sagt Pressesprecher Daniel Schimmelpfennig dem HK. Die Bewertung durch die Behörden oder Gerichte falle dabei stets unterschiedlich aus. Mal werde ein Verstoß festgestellt, mal werde der Tatbestand anders bewertet.