Der letzte Waschgang: Heißmangel Queisser schließt

Die Damen vom Waschsalon: Inge Queisser (von rechts) sowie Gisela Lange, Gisela Lütkoff und Helga Zessin sind ein eingespieltes Team. Am Freitag lassen sie das letzte Mal Trockner, Waschmaschinen und Heißmangel an der Ravensberger Straße laufen. | © Tasja Klusmeyer, HK

Tasja Klusmeyer
20.12.2017 | 20.12.2017, 17:00

Versmold. Der Schritt ist mit viel Wehmut verbunden. Inge Queisser dreht Ende dieser Woche den Schlüssel „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ um, sagt sie. Lachend deshalb, weil sich die 63-Jährige auf die Zeit ohne den täglichen Stress, ohne den Spagat zwischen zwei Geschäften und Familie freut – und sich vor allem der eigenen Gesundheit widmen kann. Weinend deshalb, weil ihr der Kontakt zu den Kunden und den Mitarbeiterinnen immer am Herzen lag.

Gerne hätte sie das Geschäft noch zwei oder drei Jahre weiter betrieben. Doch die Gesundheit lässt es nicht mehr zu; eine Nachfolge war so kurzfristig nicht möglich. „Ich habe 45 Jahre voll gearbeitet“, sagt die Versmolderin und kann guten Gewissens dem Ruhestand entgegenblicken. Gemeinsam mit Ehemann und Chef Günter Queisser entschied sie deshalb, noch in diesem Jahr den Schlussstrich zu ziehen. Damit endet ein Kapitel in der Versmolder Geschäftswelt.

Ladenlokal soll vermietet werden

Im Juli 1988 übernahm das Ehepaar Queisser das Geschäftshaus an der Ravensberger Straße von Gerda Wüllscheidt. „Mein Mann wollte damals unbedingt das Lottogeschäft“, sagt Inge Queisser. Und zum Lottoladen gehörte eben die kleine Wäscherei nebenan. Queissers führten beide Adressen, so war es Wunsch der Witwe Wüllscheidt, in bewährter Tradition fort.

Die Arbeitsteilung war von vornherein klar. Als Industriekauffrau in der Personalabteilung der Fleischwarenfabrik Stockmeyer brachte Inge Queisser die nötige Erfahrung für Buchhaltung, Verwaltung und Personalwesen mit. Ihr Mann hatte das Know-how in Sachen Lotto und Tabakwaren. Die Arbeit in Wäscherei und Heißmangel wurde in erster Linie von den fünf bewährten Kräften des Vorgängers übernommen.

Inge Queisser selbst rutschte in diesen Bereich hinein. „Für mich war das Neuland damals“, sagt sie rückblickend. Die zweifache Mutter und inzwischen dreifache Oma eignete sich die Tätigkeiten nach und nach an – und fand immer mehr Freude am professionellen Waschen, Trocknen und Bügeln.

An Arbeit mangelte es ihr nie. „Es war immer viel zu tun“, erzählt Queisser. Auf Kunden, die sich über steigende Preise beschweren, hätte sie gut verzichten können. Das familiäre Miteinander möchte sie dagegen nicht missen: hier ein Pläuschchen, da ein gemeinsamer Ausflug. „Wir haben supernette Kunden und Mitarbeiterinnen, die immer zur Stange gehalten haben“, sagt Inge Queisser – verbunden mit einem großen Dankeschön.

Viele Stammkunden hätten bereits ihr Bedauern über die bevorstehende Schließung geäußert. Der eine oder andere muss sich nach Alternativen umschauen, wo er künftig seine Kleidung waschen oder seine Tischdecken glätten lässt. Die fünf Waschmaschinen, der Trockner XXL und die dampfbetriebene Mangel werden am Freitag das letzte Mal laufen.

Die Annahmestelle für chemische Reinigung, die Queisser als Partnerbetrieb des Unternehmens Wehrkamp-Lemke bisher war, wird im neuen Jahr von der benachbarten Änderungsschneiderei Temur fortgeführt. Die Versmolder Kunden haben dann weiterhin an der Ravensberger Straße eine Anlaufstelle.

Anlaufstelle für alle, die Lottoscheine ausfüllen, Tabakwaren oder Zeitschriften kaufen wollen, bleibt das Geschäft der Familie Queisser. „Unser bewährtes Team steht dort weiterhin zur Verfügung“, betont Inhaber Günter Queisser, der sich mit Schwiegertochter Anita Queisser um die Kunden kümmert. Einen Leerstand in den Räumen der Heißmangel möchte er als Immobilieneigentümer möglichst verhindern und sich auf die Suche nach einem Pächter machen. Das Haus habe durch sein Lotto-Geschäft guten Zulauf; die Räume des Waschsalons könnten geteilt und flexibel in der Größe vermietet werden. „Wir wollen die Schaufensterscheiben nicht einfach zukleben“, sagt er.

Der Waschsalon aber wird mit dem Weihnachtswochenende Geschichte sein.