Wahlplakate schmälern den Umsatz auf Hendrik Ruwischs Blumenfeld

Wahlplakate verdecken die Blumenwiese von Hendrik Ruwisch an der Ecke Bielefelder Strße/Berliner Straße | © Uwe Pollmeier

Uwe Pollmeier
05.09.2017 | 05.09.2017, 05:02

Versmold. „Dass die mein Blumenfeld so zugestellt haben, macht mich echt traurig", sagt Hendrik Ruwisch. Seit drei Jahren bepflanzt der Landwirt einige Flächen mit bunten Blumen zum Selbstpflücken. „Ich bin richtig stolz auf meine Blumen. Sie prägen oft den Ortseingang", sagt Ruwisch und denkt vor allem an das große Gladiolen- und Sonnenblumenfeld an der Ecke Bielefelder Straße/Berliner Straße. Aber genau das ist seit gut zwei Wochen sein Problemfall.

Denn seitdem strahlen hier nicht mehr die bunten Farben der Naturgewächse, sondern die Gesichter der SPD-Vertreter, geklebt auf wetterfesten Sperrholzplatten der genormten Größe 2,90 mal 3,70 Meter. Neben der Bundestagskandidatin Elvan Korkmaz steht – schließlich gibt es ja bei den Bundestagswahlen auch noch eine Zweitstimme – direkt ein identisch großer Blickfang mit dem Antlitz des Kanzlerkandidaten Martin Schulz. „Ich finde es eine Sauerei und viele meiner Kunden geben mir recht", sagt Ruwisch.

Wirtschaftskrise statt sozialer Gerechtigkeit

Dabei hatte er Vorkehrungen getroffen, schließlich hatte man auch schon im Vorfeld der Landtagswahl vom 14. Mai sein Feld verbarrikadiert. „Ich hatte die Parteien gebeten, an dieser Stelle keine Plakate aufzustellen", erzählt Ruwisch. „Ist das sozial und gerecht", fragt er in Richtung der SPD, die anders als die übrigen Parteien seinen Wunsch wohl überhört haben. Es ginge ihm allerdings, so stellt er klar, nicht darum, gegen eine bestimmte Partei zu wettern. „Ich habe ja nichts gegen die SPD. Die haben ja bei uns auch lange den Bürgermeister gestellt und das war in Ordnung", sagt Ruwisch. Dass er aber nun gleich doppelt bestraft wird und zudem ein identisch großer Aufsteller des Verbands Wohneigentum den Sichtschutz komplettiert, findet er „verdammt gemein".

Verärgert: Hendrik Ruwisch will freie Sicht. - © Foto: Herrmann
Verärgert: Hendrik Ruwisch will freie Sicht. (© Foto: Herrmann)

Hoffen kann der Landwirt, dessen Umsatz nach eigener Aussage an dieser Stelle um mehr als 50 Prozent eingebrochen ist, nun nur noch auf ein Entgegenkommen der Genossen. Vielleicht bringt solch ein Einlenken sogar eher Wählerstimmen als das Plakat an sich, denn die Wirkung von Wahlwerbung geht nach der Meinung vieler Experten gegen null. Rein rechtlich hat der Versmolder zumindest keine Chance, denn die Plakate dürfen durchaus dort stehen.

„Wichtig ist zunächst einmal, dass die Plakate nicht die Sicht behindern", erklärt Ordnungsamtsleiter Hans-Jürgen Matthies. Zwar sei das Plakatieren grundsätzlich verboten, jedoch gebe es bei Wahlen Ausnahmen. Wer sein Plakat wo hinstellt, ist nicht vorgeben. Wer sich zuerst meldet, erhält den Platz. Die Plakatierung erfolgt dabei durch mehrere Firmen.

„Die kleinen Plakate müssen so hoch gehängt werden, dass sie einem Fahrradfahrer nicht im Wege stehen", sagt Matthies hinsichtlich der Werbesloganträger, die oftmals per Kabelbinder an Straßenlaternen haften. Der Plakatierungszeitraum beginnt drei Monate vor der Wahl. Entfernt werden müssen die Werbeschilder unverzüglich, was in der Praxis meistens bis zu zwei Wochen nach dem Urnengang bedeutet.

„Die Gladiolen sind in drei Wochen verblüht, nach der Wahl gibt es nur noch Sonnenblumen", sagt Ruwisch, der viel Arbeit in seine Blütenfelder gesteckt hat. Einige der Pflanzen hat er bereits für eine Seniorenfeier gespendet, da sie sonst hinter dem Rücken von Schulz und Korkmaz verblüht wären.