Gefährlicher Familienstreit

Eskalation in Steinhagen: Familien-Trio verprügelt Ex-Schwiegersohn

Der Vater einer jungen Frau und zwei Verwandte verprügelten nach Attacken auf die Tochter den Ex-Schwiegersohn. Der gefährliche Familienstreit landete vor Gericht - mit Folgen.

Am Amtsgericht Halle wurde es eng auf der Anklagebank. Drei Männer mussten sich bei einem Steinhagener entschuldigen. | © Jonas Damme\\\, HK

17.02.2025 | 17.02.2025, 16:01

Steinhagen. Weil er seine Tochter beleidigte und auch schlug und dafür später zu einer längeren Haftstrafe verurteilt wurde, hat der 52-jährige Vater in Steinhagen an der Mozartstraße zusammen mit zwei Verwandten wohl den Ex-Schwiegersohn verprügelt. Die vier Männer trafen sich nach Aussagen des Vaters zufällig. Vier Tage zuvor war die junge Frau körperlich angegangen worden.

Auch an besagtem Tag soll der Ex sie beleidigt haben. Im Saal 21 des Haller Amtsgerichtes wurde es eng: drei Angeklagte, 43, 45 und 52 Jahre alt, deren Anwälte und der Zusammengeschlagene nebst Anwalt als Nebenkläger. Der Vorfall ereignete sich am 17. September 2023. „Er kam uns entgegen, war angetrunken und pöbelte“, schilderte der weitläufige Verwandte des Vaters der jungen Frau.

Aus dieser Situation heraus entwickelte sich offenbar bei allen drei Männern das Verlangen, den „Rowdy“ in die Schranken zu weisen. Plötzlich war nach dem Geständnis des Trios eine Holzlatte im Spiel, die der Schwiegervater in der Hand hatte und die unter den drei Beteiligten herumgereicht wurde.

Gefährlicher Familienstreit in Steinhagen wurzelt in einer Beziehungskrise

Der 38-jährige Zusammengeschlagene schilderte das Zusammentreffen anders. Es sei aus dem Haus gegangen und gleich von dem Trio jeweils mit Holzstöcken angefallen worden. Wegen einer Fußverletzung habe er nicht fliehen können und sei dann auch am Boden liegend noch geschlagen worden. Der Betroffene räumte ein, schon morgens auf dem Sportplatz Probleme gehabt und des Feldes verwiesen worden zu sein. Nach der Schlägerei hatte er sich im Klinikum in Bethel behandeln lassen.

Der Familienstreit hat seine Wurzeln in der Beziehungskrise der beiden jungen Leute, die jetzt getrennt leben und eine gemeinsame Tochter haben. Dabei zeigte der Ex-Schwiegersohn unter Alkoholeinfluss auch erhebliche Wutausbrüche.

Alle drei Männer entschuldigten sich und boten ein Schmerzensgeld von 2.000 Euro an. Das Geld wurde im Gerichtssaal vom Ex-Schwiegervater an den Anwalt des Geschädigten übergeben.

Steinhagener bekommt Schmerzensgeld nach der Prügel-Attacke

Ein weiterer Zeuge bemerkte, alle Beteiligten zu kennen, und stellte fest, dass drei Männer gleichzeitig auf das Opfer eingeschlagen hatten. Er sei dazwischen gegangen und habe die Schlägerei damit beendet. „Der Geschädigte wollte keine Unterstützung durch die Polizei und war sehr gestresst“, berichtete eine 30-jährige Polizistin. Ein 38-Jähriger sah die Auseinandersetzung vom Balkon aus. Er will nur einen Mann mit einem Gegenstand in der Hand gesehen haben. „Zwei oder drei Personen haben auf einen Mann eingeschlagen,“ schilderte eine 33-jährige Zeugin aus der Nachbarschaft.

Die drei Männer haben nach Ausführung der Staatsanwältin massiv auf ihn eingeschlagen und den Mann schwer verletzt. Wegen gefährlicher Körperverletzung forderte sie sechs Monate Freiheitsstrafe für jeden auf Bewährung und 500 Euro pro Kopf für eine gemeinnützige Einrichtung.

Die Rechtsanwälte sahen es anders. Das Trio habe sich zur Tat bekannt, sich entschuldigt und einen Täter-Opferausgleich geleistet. 90 Tagessätze seien ausreichend. Das Urteil von Richter Jan Intrup: für jeden der Angeklagten sechs Monate Haftstrafe mit einer dreijährigen Bewährung und zusätzlich 1.000 Euro für die Kinderjugendstiftung Steinhagen. Intrup sagte, er hätte sich etwas mehr Ehrlichkeit gewünscht von den Tätern. „Es muss ein Zeichen gesetzt werden, nicht in Eigenregie das Recht in die Hand zunehmen. Sonst schlagen wir uns gegenseitig tot.“