Wo in Steinhagen Kiffen jetzt erlaubt ist - und wo nicht

Steinhagen. Was nach einem Aprilscherz klingt, ist sicher keiner: Seit dem 1. April gilt in Deutschland das Konsumcannabisgesetz (KCanG). Nun ist es erlaubt, in der Öffentlichkeit Joints und Wasserpfeifen zu rauchen und im Rahmen eines Anbauvereins eigenes Gras anzubauen. Allerdings ist das KCanG mindestens so kompliziert wie sein Name. Während der einfache Steinhagener Kiffer noch rätselt, was er jetzt genau darf - und vor allem, was nicht - hat das Ordnungsamt begonnen, die neuen Regeln umzusetzen. Wir haben den stellvertretenden Amtsleiter Marlon Simon gefragt, wie die Vorgaben genau aussehen. Die naheliegenste Frage: Darf man nach aktuellem Stand wirklich mit einem rauchenden Joint im Ortskern spazieren gehen? Grundsätzlich sei Konsum nur &bdquo;in unmittelbarer Gegenwart von Personen unter 18 Jahren und in bestimmten Verbotsbereichen“ untersagt, erklärt Simon. &bdquo;Die gesetzlich definierten Verbotsbereiche sind im Ortskern zwischen Marktplatz, Fivizzanoplatz und Kirchplatz grundsätzlich nicht einschlägig, da der Ortskern weder als Fußgängerzone gekennzeichnet ist, noch andere geschützte Anlagen oder Plätze in Sichtweite vorhanden sind. Der Konsum von Cannabis ist dort für ausschließlich erwachsene Personen und Gruppen in ausreichendem Abstand zu Minderjährigen grundsätzlich erlaubt“, erläutert der Fachmann. Mit anderen Worten: Ja, ein Joint auf dem Kirchplatz ist grundsätzlich in Ordnung. Was bei Schulen etc. zu bedenken ist Allerdings sieht Simon bei der Umsetzung der Legalisierung durchaus Schwierigkeiten. &bdquo;Die zwei Eisdielen, die Wasserspiele auf dem Marktplatz sowie die Bücherei und die Kirchmauer werden tagsüber gerne von Familien, Kindern und Jugendlichen besucht. Es ist davon auszugehen, dass der Steinhagener Ortskern in seiner Nutzung und zeitweise der Frequentierung einer Fußgängerzone gleichkommt.“ Schwierig werde es immer dann, wenn Minderjärige in der Nähe seien. &bdquo;Bei öffentlichen Veranstaltungen im Ortskern ist durch Erlass geregelt, dass der Konsum von Cannabis verboten ist, da hier in Anbetracht der stärkeren Frequentierung regelmäßig von der unmittelbaren Gegenwart von Personen unter 18 Jahren auszugehen ist“, erläutert Marlon Simon. &bdquo;Allgemein in Sichtweite zum Eingangsbereich von Schulen, Spielplätzen, Kinder- und Jugendeinrichtungen und Sportstätten“, sei jeglicher Drogenkonsum nicht erlaubt. Als Sichtweite definiert das Gesetz dabei 100 Meter. Das Verbot an Schulen et cetera ist nicht auf die Unterrichtszeit beschränkt. &bdquo;Die Regelungen zu Schulen, Spielplätzen und Einrichtungen gelten zu jeder Uhrzeit“, betont der Ordnungsamts-Mitarbeiter. Lediglich das Konsumverbot in Fußgängerzonen gelte nur bis 20 Uhr - im Bielefelder Zentrum wäre es danach erlaubt, Steinhagens Ortskern ist rein rechtlich keine Fußgängerzone. Wer sich nicht mit den genauen Auflagen der Neuregelung auseinandersetzt, könnte sich ärgern. Denn auch Geldstrafen werden im Konsumcannabisgesetz genau definiert. Das Landesministerium hat dafür einen Bußgeldkatalog aufgelegt, dessen Spanne reicht von 300 Euro für einfache Verstöße bis 1.000 Euro für schwerere. Bis zu 1.000 Euro Bußgeld möglich Ob sich durch die Legalisierung im Alltag des Außendienstes des Rathauses wirklich etwas ändert, das müssen auch Simon und Kollegen noch herausfinden. Bisher sei ihm nicht bekannt, dass die Außendienstmitarbeiter bei ihren Kontrollgängen durch den Ortkern häufiger auf grasrauchende Menschen treffen würden, als bisher. Auch etwaige Beschwerden über Kiffer in der Öffentlichkeit seien ihm nicht bekannt. &bdquo;Der Konsum von Alkohol und Drogen wird und wurde jedoch im Zusammenhang mit allgemeinen Beschwerden zu Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung vereinzelt mit angeführt“, so der Ordnungsamts-Mitarbeiter. Derzeit sei die zusätzliche Arbeit auf jeden Fall &bdquo;gut leistbar.“ Alles in allem ist der Konsum im Ortskern also erlaubt, wenn der Kiffer sich an die Vorgaben hält. Tatsächlich kommen solche Spaziergänge mit Joint aber wohl kaum vor. Sollte es noch zu einem Problem werden, hat das Rathaus die Möglichkeit, selbst die Initiative zu ergreifen. &bdquo;Im Rahmen von Allgemeinverfügungen“ könne man den Konsum von Cannabis auf bestimmten Plätzen oder zu bestimmten Veranstaltungen untersagen, erklärt Marlon Simon abschließend. Wegen der Nähe zu Kindern hatte das Ordnungsamt anlässlich der Sommerkirmes erstmals auf ein generelles Cannabis-Konsum-Verbot hingewiesen und die Einhaltung auch kontrolliert.

Meistgelesen

Gewerkschaft: Cannabisgesetz hat sich nicht bewährt

Tempo 30 an der Bielefelder Straße in Steinhagen? Entscheidung gefallen

Bielefelder Cannabis-Verein darf offiziell im Kreis Gütersloh anbauen

Umfrage: Keine Mehrheit für Rückkehr zu Cannabis-Verbot

Brautpaar verliebt sich in das Trauzimmer im Steinhagener Rathaus An der Paderborner Universität begegneten sich Kübra Boyraz und Atakan Koc das erste Mal. Fünf Jahre später haben sie nun geheiratet.

Neu im Trend: Tauschwohnung als Chance in Steinhagen Die Gemeinde Steinhagen...