Was macht eigentlich der "Pferdekaiser" Heinrich-Wilhelm Johannsmann?

Man nennt Sie den Kaiser. Sind Sie auch schon mal mit Eure Durchlaucht angesprochen worden? Natürlich nicht, (es sei denn aus Spaß). Diesen Namen habe ich nur in Pferdesportkreisen oder bei guten Bekannten. Klären Sie uns auf: Stimmt es, dass der Kaiser auf Ihren Lehrmeister als Ausbilder zum Sattler zurückzuführen ist, der sie einst so taufte, weil er befand, dass Heinrich-Wilhelm kein richtiger Name sei? Da sind Sie nicht richtig informiert. Mein erster Reitlehrer (ich war 14), Major a.D. Gustav Menke, sagte in einer der ersten Reitstunden zu mir: Du solltest stolz und gerade auf dem Pferd sitzen, wie ein Kaiser. Damit war der Name "Kaiser" geboren. Interessant ist, dass viele Pferdeleute im Ausland mich nur unter diesem Namen kennen, meinen vollständigen Namen aber nicht. Sie geben jetzt seit einigen Jahren ihre Erfahrung als Trainer und Ausbilder im Profi- und Amateurbereich weiter, der – auch betroffen von der Corona-Pandemie – aktuell ruht. Wie wirkt sich das auf Ihre Tätigkeiten aus? Die Lehrgänge und Seminare im Amateurbereich mussten, Corona bedingt, alle abgesagt werden. Meine berufliche Tätigkeit ruht, bis auf wenige Ausnahmen, komplett. Ich habe ein zweites Hobby entdeckt, das Radfahren mit meinem Mountain-E-Bike. Mit dem lege ich, wenn das Wetter es zulässt, jeden Tag 40 bis 80 Kilometer zurück. 2012 haben Sie in London als Trainer der ukrainischen Springreiter an der Olympiade teilgenommen. Haben Sie heute noch Kontakt in die Ukraine? Ein lockerer Kontakt mit den damaligen Reitern/Besitzer ist vorhanden. Zwei der in dieser Zeit erfolgreichen Hengste, die heute im Deckeinsatz sind und schon Nachkommen haben, kann ich im Sport verfolgen. Wie steht es um Ihre Beziehungen zum dänischen Königshaus? Die Beziehung besteht dadurch, dass unsere Schwiegertochter, Nathalie zu Sayn Wittgenstein, die Nichte der dänischen Königin ist. Was uns weiterhin verbindet, ist der Pferdesport. Sie ist Dressurreiterin und Nationaltrainerin der dänischen Dressur-Mannschaft. Zur Zeit bereitet sie die dänischen Dressurreiter auf die olympischen Sommerspiele in Tokio vor. Olympiateilnehmer als Trainer, ehemaliger Nationenpreisreiter, WM-Fünfter mit der Mannschaft 1978, EM-Zweiter mit der Mannschaft 1979 – wie blicken Sie heute auf Ihre beeindruckende Karriere? Mit Stolz und Zufriedenheit, fast alles, was ich mir als Jugendlicher vorgenommen habe (ich wollte immer ins Fernsehen), erreicht zu haben. Gleichzeitig gilt mein großer Dank den Pferden und Pferdebesitzern, die mir dieses ermöglicht haben, auch mal in schwierigen sportlichen Zeiten. Meine Frau Jutta hat all die Erlebnisse auf Fotos, Videos und CDs festgehalten. Somit können wir manchmal mit Freude darauf zurückblicken. Sie wohnen im nördlichsten Stadtteil von Gütersloh, in Ebbesloh, nicht weit entfernt von Ihrem Geburtshaus. Wie leben Sie dort? Haben Sie noch eigene Pferde? Mit dem Vollblutgestüt Ebbesloh als Nachbarn sehr idyllisch. Eigene Pferde habe ich nicht mehr, aber trotzdem wird es sich in meinem Leben weiterhin immer um Pferde und Reiter drehen. Bis auf drei Jahre, die Sie auf einem Gestüt in Heiden (Kreis Borken) verbrachten, haben Sie immer in Ihrer Heimat gelebt. Sie sind dennoch immer wieder viel rumgekommen, quasi ein erdverwurzelter Teilzeit-Globetrotter. Haben Sie nie Fernweh verspürt? In der Zeit meiner Sport-Trainerlaufbahn habe ich viele Länder dieser Erde gesehen und Menschen unterschiedlichster Kulturen kennen gelernt - alles mit vielen Highlights verbunden. Natürlich empfinde ich in der momentanen Corona-Zeit eine Art Fernweh, da ich nicht mehr so mobil sein kann (darf). Ich freue mich auf die Zeit danach, um meine Trainertätigkeit, auch im europäischen Ausland, wieder aufnehmen zu können. Bitte ergänzen: Wenn Sie nicht Springreiter geworden wären, dann würden Sie heute wahrscheinlich... Es gab keine Alternative! (Sattler habe ich nur gelernt, weil meine Mutter zu der damaligen Zeit sagte: &bdquo;Junge, Du musst einen anständigen Beruf erlernen").

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