Plötzlich fremde Hähne im Hühnerstall: Wer steckt dahinter?

Petra Hagemeier traute ihren Augen nicht. Jemand hat zwei fremde Hähne in ihren Stall gesetzt.

Petra Hagemeier war ziemlich erstaunt, als sie die beiden fremden Hähne am Dienstag entdeckte. | © Anke Schneider, HK

06.11.2020 | 06.11.2020, 17:26
Steinhagen. Als Petra Hagemeier am Dienstagmorgen in ihren Hühnerstall kam, schauen sie zwei ziemlich verunsicherte Augenpaare an. Sie gehören zwei Zwerghähnen, die in der bunten Schar der Bielefelder Hühner, die die Steinhagenerin hält, sofort auffielen. „Das sind so Momente, in denen man hofft, dass man noch schläft und das alles nur träumt", sagt die Hühnerhalterin.

Dass die beiden Offensichtlich noch jungen Hähne den Weg in den Hühnerstall alleine gefunden haben, hält Petra Hagemeier für ausgeschlossen. „Das Gehege ist mit einem 1,60 Meter hohen Zaun eingezäunt", berichtet sie. Die Tür zum Hühnerhaus ist geschlossen, die Klappe als Eingang für die Hühner öffnet und schließt sich automatisch mit der Dämmerung. „Die muss uns jemand in den Stall gesetzt haben", sagt sie.

Dass Hunde und Katzen ausgesetzt werden, das sei an der Tagesordnung, so die Steinhagenerin weiter. Aber Hühner? Davon hat sie noch nicht gehört. Petra Hagemeier weiß aus eigener Erfahrung, dass die Züchter zumeist einen Überschuss an Hähnen haben. Schließlich schlüpfen beim Brüten nicht nur Hennen. Hähne legen keine Eier und landen am Ende eines Jahres dann oft beim Schlachter. Warum der Fremde, der ihr den ungewollten Nachwuchs beschert hat, das nicht auch getan hat, ist ihr schleierhaft.

Die beiden unerwarteten Gäste - © Anke Schneider, HK
Die beiden unerwarteten Gäste (© Anke Schneider, HK)

Hühnerhalterin möchte ihre Gäste gerne abgeben

Petra Hagemeier hält Bielefelder Hühner. „Das ist eine Zweihuhn-Rasse, die sowohl Eier legt als auch Fleisch ansetzt", erklärt sie. Zwischen den eher schweren Hühnern aus ihrem Stall fielen die Zwerge sofort auf. „Begeistert sind wir von dieser Aktion nicht, da wir nicht wissen, ob die Tiere geimpft sind und möglicherweise Krankheiten einschleppen." Sie möchte die beiden ungebetenen Gäste daher gerne weitervermitteln. Wer die Hähnchen aufnehmen möchte, darf sich gerne bei der Hundeschule Ströher Heide melden.

Was der Steinhagener Hühnerhalterin widerfahren ist, wird derzeit in ganz Deutschland beobachtet. Das Berliner Tierheim schlug kürzlich Alarm, weil dort derzeit massenhaft Hühner abgegeben werden. „Selbstversorgung liegt im Trend. Und offenbar hat der Corona-Lockdown im Frühjahr den Trend weiter befeuert", heißt es dazu im Magazin Geo. „Für das eigene, legefrische Ei zum Frühstück legten sich offenbar immer mehr Menschen ein eigenes Huhn zu. Doch viele unterschätzen den Aufwand, den die Haltung der Tiere mit sich bringt."

Für Tierheime in der Regel schwer vermittelbar

Die Tierheime berichten, dass die ausgesetzten Hähne kaum vermittelbar seien. Denn sie legen keine Eier und könnten durch ihr Krähen in der Nachbarschaft unangenehm auffallen", so Annette Rost vom Berliner Tierheim. Womit die Neu-Hühnerhalter offenbar auch nicht gerechnet haben, ist, dass die Hühner natürlicherweise Nachwuchs produzieren. Denn im Sommer seien auch einige Küken ausgesetzt worden.

Im Gütersloher Tierheim hat man solche Probleme zum Glück nicht. „Wir nehmen gar keine Hühner auf, da wir dafür nicht eingerichtet sind", sagt eine Sprecherin. Petra Hagemeier kann daher nur hoffen, dass die beiden Zwerge auf diesem Wege ein schönes und artgerechtes Zuhause finden.