Kommentar
Gutes Zeichen für die Demokratie
Da sprech noch einer von Politikverdrossenheit. Die Kommunalwahl in Steinhagen wird richtig spannend. Nachdem sich viele Jahre kaum jemand so richtig getraut hatte, gegen den beliebten Amtsinhaber Klaus Besser anzutreten, und einige Parteien offen zugaben, ihr Personal bei so einem aussichtslosen Duell nicht verbrennen zu wollen, haben sich nach und nach fünf Bewerber aus der Deckung getraut, um im September das Erbe Bessers anzutreten. Fast wären es sechs gewesen. Doch Glenn Krüger von der Satirepartei Die Partei hat es nicht geschafft; ihm fehlten rund 30 der benötigten 102 Unterstützerunterschriften. Und das auch nur, weil es coronabedingt schwierig gewesen sei, den direkten Kontakt zum Bürger zu finden, wie Glenn Krüger bedauert. Wie die Bürgermeister-Wahl am 13. September ausgehen wird, ist schwer vorherzusagen. Eine Stichwahl, bei der die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen gegeneinander antreten, gilt als wahrscheinlich. Aber auch der Kampf um die Sitze im Gemeinderat birgt Potenzial für einen Polit-Krimi. Denn neben den etablierten Parteien SPD, CDU, Grünen und FDP kämpfen drei weitere Parteien beziehungsweise Wählergruppen um den Einzug ins Gemeindeparlament: Die UWG will den Wiedereinzug schaffen, AfD und Die Partei wären erstmals vertreten. Das könnte am Ende die bestehenden Machtverhältnisse im Rat zum Wanken bringen. So gilt es als wahrscheinlich, dass die AfD den Einzug schaffen wird. Dann stellt sich die Frage, wie die anderen Parteien mit ihr umgehen werden. Etwa, wenn die AfD einen fremden Antrag unterstützen möchte, oder selbst eine theoretisch mehrheitsfähige Idee einbringt. Es ist ein gutes Zeichen für die Demokratie, wenn die Bürger bei einer Wahl ein großes Angebot haben. Sie sollten davon Gebrauch machen.
Frank Jasper