Naturschützer kritisieren Betonflut in der Region

Möglichst eindämmen: Verein zählt Industriegebiet Brockhagen Ost als Negativbeispiel auf. Kritik übt er auch auch an den Erweiterungen von Storck und dem interkommunalen Gewerbegebiet Borgholzhausen/Versmold

Im Fokus: Das Gewerbegebiet Brockhagen Ost nennt die GNU als ein Negativbeispiel für den Flächenfraß. | © Frank Jasper

Frank Jasper
16.04.2019 | 18.04.2019, 12:34

Steinhagen-Brockhagen. Die Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz (GNU) im Kreis Gütersloh übt Kritik an der schwarz-gelben Landesregierung. Diese hat eine Änderung des Landesentwicklungsplans (LEP) beschlossen und die Vorgabe, den Flächenverbrauch auf durchschnittlich fünf Hektar pro Tag zu begrenzen, gestrichen. Der bisherige Fünf–Hektar-Grundsatz habe sich als „unwirksames Instrument" erwiesen, teilte das Wirtschaftsministerium in Düsseldorf mit.

In den Augen von Marion Ernsting von der GNU eine Fehleinschätzung: „Bereits jetzt gehen durch Siedlungs- und Infrastrukturprojekte im Regierungsbezirk Detmold jedes Jahr 1.140 Hektar allein an landwirtschaftlicher Fläche verloren", schreibt Ernsting in einer am Montag veröffentlichten GNU-Stellungnahme.

Als Negativbeispiele für den Zubau von Boden und Landschaft nennt die GNU das Industriegebiet »Brockhagen Ost«. Vor 2001 habe es sich noch um ein 30 Hektar großes Landschaftsschutzgebiet gehandelt, das in den folgenden Jahren als Industriegebiet überplant und Schritt für Schritt erweitert wurde. „Aktuell soll es wieder eine Erweiterung geben", stellt die GNU mit Blick auf das von der Firma Hörmann geplante Hochregallager fest.

Kritik übt die GNU außerdem an der Erweiterung der Firma Storck in Halle und an der Erweiterung des interkommunalen Gewerbegebietes Borgholzhausen/Versmold.

„Die fortschreitende Versiegelungen entziehen der Landwirtschaft immer mehr Anbauflächen für Lebens- und Futtermittel", schreibt Marion Ernsting, „Boden wird knapp und erzwingt auf den verbliebenen Flächen eine intensivere Nutzung." Das sei schädlich für den Boden und die Beschaffenheit des Grundwassers. Gleichzeitig würden Lebensräume für Tiere und Pflanzen zerstört.

Um diese Entwicklung zu bremsen, fordert die GNU unter anderem die Abschaffung des Paragrafen 13 b Baugesetzbuch, der die Schaffung neuer Baugebiete in Außenbereichen erleichterst. Stattdessen sollen die Innenentwicklung von Siedlungen und die Instandsetzungen bestehender Gebäude gefördert werden. Die GNU möchte außerdem, dass das Steuerrecht dahingehend geändert wird, dass der Konkurrenzkampf der Gemeinden um die Ansiedlung von Unternehmen aufhört. Das Wahlrecht möchte die GNU am liebsten auf 16 Jahre herabsetzen. „Damit die Politiker sich auch der zukünftigen Generation verpflichtet fühlen, die unter der Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen am meisten leiden wird."