Es geht auch ohne Tierheim - Steinhagen gibt Fundtiere in Pensionen

Streuner auf Steinhagens Wegen und Wiesen: Neben vielen Katzen und Hunden sind in den vergangenen Jahren auch Ziervögel, Kaninchen, Hamster und eine Zwergschildkröte gefunden worden. | © pixabay.com

Jonas Damme
04.04.2018 | 04.04.2018, 05:03

Steinhagen. Seit Anfang 2016 kümmert sich die Gemeinde Steinhagen selbst um ihre Fundtiere – und fährt gut damit. Im letzten Ordnungs- und Umweltausschuss präsentierte Benjamin Potthoff von der Verwaltung die aktuellen Unterbringungszahlen und erntete dafür Lob aus mehreren Fraktionen.

Dabei war die Entscheidung, die Zusammenarbeit mit dem Tierheim Bielefeld aufzukündigen, durchaus eine mutige: 2015 hatte man die Zahlungen an den Bielefelder Tierschutzverein e. V. neu verhandelt. Der hatte eine Erhöhung der Zuschüsse pro Tier gefordert.Je nach Modell wären das rund 12.000 Euro in 2016 und 13.000 Euro in 2017 gewesen. Außerdem wäre die Zahl der Tiere, die aufgenommen würden, auf maximal 20 pro Jahr gedeckelt. Um eine unbegrenzte Aufnahme garantieren zu können, wären gar 20.000 Euro fällig geworden. Konditionen, die die Gemeinde nicht mehr eingehen wollte.

Deshalb war man den neuen Weg gegangen. Seit dem 1. Januar 2016 bringt das Ordnungsamt Fundkatzen und Kleintiere in die Bielefelder Tierpension Niedergassel in Holtkamp, Hunde in die Pension der Hundeschule von der Ströher Heide. Acht Fundkatzen und drei Fundhunde waren das im vergangenen Jahr.

Pro Kleintier zahlt die Gemeinde 5 Euro am Tag, pro Katze 10 Euro, pro Hund 20 Euro. Dazu kommen gegebenenfalls noch Tierarztkosten. „Alle Hunde konnten im vergangenen Jahr an ihre Besitzer zurückgegeben werden", weiß Benjamin Potthoff vom Ordnungsamt. Da die Tiere grundsätzlich gechippt seien, stelle das im Normalfall kein Problem dar. Hunde blieben selten länger als 48 Stunden in der Tierpension. Bei Katzen und kleineren Tieren sehe das anders aus. Von den insgesamt 32 Katzen, die gefunden worden waren, musste ein Großteil an neue Besitzer vermittelt werden.

Den Kosten entgegen stehen die Einnahmen durch Gebühren, die an die Besitzer (so sie den gefunden werden) weitergegeben werden. Im vergangenen Jahr waren das im durchschnitt 128 Euro pro Bauhofeinsatz.

Außerdem nimmt die Gemeinde für die Vermittlung eines Tieres zwischen 10 und 100 Euro Schutzgebühr. Darüber hinaus haben Hundebesitzer ein Aufsichtspflicht: Wer seinen Vierbeiner streunen lässt, muss mit einer Verwarnung oder sogar einem Bußgeld rechnen.

Nach Gegenrechnung von Kosten, Schutzgebühren und Bußgeldern, hat die Gemeinde in 2017 knapp 7000 Euro für die Fundtiere ausgegeben. Gegenüber den 13.000 Euro die das Tierheim Bielefeld gefordert hatte, eine erhebliche Einsparung, die auch das Ordnungsamt als Erfolg wertet.

Wie Benjamin Potthoff im Ausschuss berichtete, erklären sich die höheren Kosten des Tierheims auch durch die sehr strenge Vermittlungspraxis. So würden dort Tiere zum Teil nicht abgegeben, weil die Interessenten zu nah an einer viel befahrenen Straße lebten oder, weil sie wegen ihres hohen Alters möglicherweise vor dem aufgenommenen Tier sterben könnten. „Da sind wir sehr viel liberaler", erklärte Potthoff. Ein Gespräch und ein guter Eindruck des künftigen Tierhalters reichten meist. Auch die Mitglieder des Ausschusses sparten nicht an Lob für die Eigeninitiative des Ordnungsamtes.

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Auf Abwegen

Um insgesamt 53 Fundtiere mussten sich Ordnungsamt und Bauhof in 2017 kümmern. Darunter waren 15 Hunde, 32 Katzen, drei Nagetiere, zwei Ziervögel und ein kleines Reptil. Die wanderfreudige Schildkröte, die ihrem Brockhagener Halter ausgebüxt war, wurde übrigens schnell wieder zurück gebracht.

2016 verbuchte das Amt nur 45 Fundtiere. Nur ein Teil der Fundtiere muss in Pensionen untergebracht werde, der Rest kehrt direkt zum Besitzer zurück.