Steinhagen. „Spür den Sand unter deinen Füßen", motiviert Karl Bodo Bock, Runa-Reisen-Mitbegründer, seine Kunden mit Handicap. „Das wird häufig kritisiert, weil es Menschen gibt, die haben keine Gefühle mehr unter den Füßen. Aber es gibt eben doch noch Menschen, die das spüren können", kontert Bock und erklärt: „Viele Pflegebedürftige haben einen absolut grauen Alltag, wollen einfach mal raus, noch mal das Meer sehen und denken, das sei unmöglich als Rollstuhlfahrer." Doch das Unternehmen mit Sitz im Schlichte-Carree zeigt, dass es sehr wohl geht.
„Das ist der Mikromarkt, der am meisten wächst. Wir haben die Herausforderung, diese Menschen da abzuholen, wo sie sich befinden und ihnen zu zeigen, dass das Leben noch viel mehr bietet", sagt Jens Wend, der zweite Geschäftsführer von Runa Reisen.
In umfassenden Beratungen kümmern sich die Reisespezialisten um den reibungsfreien Urlaubsablauf, organisieren nach Bedarf nötige Hilfsmittel wie Duschrollstuhl, Pflegebett, Personenlifter und planen dezidiert die Anreise, eine mögliche medizinische Versorgung vor Ort bis hin zum Ausflugsprogramm.
„Alles begann mit einem Projekt auf der grünen Wiese", erinnert sich Wend an die gemeinsame Zeit als Studenten der Tourismuswirtschaft in Wilhelmshaven. „Wir erstellten ein Marketinggutachten für barrierefreien Tourismus in Ostfriesland. Mit unseren Ergebnissen nahmen wir erfolglos an verschiedenen Businessplan-Wettbewerben teil. Das sind doch alles nur Hartz-4-Empfänger, hieß es damit kann man kein Geld verdienen. Wir glaubten an unsere Idee, verzichteten bewusst auf Anglizismen und gründeten Runa Reisen, abgeleitet vom altnordischen Begriff für »Zauberhafte Welt«".
Erfolgsrezept: Alles aus einer Hand im Schadensfall
Seit 2006 am Markt gingen die Newcomer gestärkt aus einer Unternehmenskrise im Jahr 2008 hervor. Heute sind sie Marktführer in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg. 2010 erhielten sie auf der Messe für »Caravan, Motor und Tourismus« die Auszeichnung »Goldener Rollstuhl« in der Kategorie Reiseanbieter. Im aktuellen, 245 Seiten starken Katalog für 2018 finden sich 168 Destinationen in 32 Ländern. Überdies folgt der prämierte Qualitätsreiseanbieter dem Wachstumstrend Kreuzfahrten, bietet sogar eine betreute Transatlantikpassage auf der Queen Mary 2 für Menschen mit Handicap an.
Seit April 2016 etabliert sich in Herzebrock-Clarholz ein interessanter Mix aus handwerklichem und kaufmännischem Betrieb. Sanitär- und Heizungsmeister André Kokemper und Außenhandelskaufmann Jan Quermann gründeten als Franchisenehmer der US-amerikanischen Rainbow International das Premium-Dienstleistungsunternehmen Quermann & Kokemper Schadenmanagement, das in nicht einmal zwei Jahren von zwei auf zwölf Mitarbeiter anwuchs. Ihr Erfolgsrezept basiert auf den typischen Leistungen eines Komplettsanierers, der im Falle eines Wasser- oder Brandschadens beauftragt wird, die komplette Instandsetzung zu planen, zu organisieren und mit den Versicherern abzurechnen.
„Von der digitalen Schadensaufnahme durch speziell geschulte Kundenbetreuer über Leckageortung bis zur Wiederherstellung aller geschädigten Bauteile durch koordinierte Maurer-, Maler-, Tischler-, Trockenbau- und Fugenarbeiten reicht das Angebot. Wir koordinieren alle Gewerke, auf Wunsch auch mit Partnerfirmen und kundeneigenen Handwerkern", betont André Kokemper, der als Alleinstellungsmerkmal die 24-stündige Erreichbarkeit mit transparenten Informationswegen hervorhebt.
Mehr als 30 Unternehmensvertretern waren der Einladung im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Unternehmens.Kreis.GT« gefolgt, um zu erfahren, wie mit Mut und cleveren Ideen Marktnischen erfolgreich erkannt und besetzt werden können. Im Idealfall konnten die beiden Startups anderen Unternehmern wertvolle Impulse geben.