In diesem Haller Hundezentrum werden vierbeinige Senioren fit gemacht

Halle. Eins vorweg: Mein Hund ist recht alt. Wie alt genau, weiß ich nicht. Er stammt aus Ungarn, und über einen Tierschutzverein in Nordwalde kam er im August 2024 zu mir und meiner Familie. Laut seinem Pass ist der Mischlingsrüde am 1. Januar 2016 geboren. Aber der Neujahrstag als Datum legt nahe, dass es sich um eine Schätzung handelt. So um die zehn Jahre kann aber passen. Der Grauanteil an Tatis Schnauze ist sichtbar, er hat ein wenig Zahnstein, und die Hinterläufe bilden leichte O-Beine. Nun ist Tati trotz anstehender Hunderente recht agil. Wenn er auf der Hundewiese oder am Ostseestrand von der Leine gelassen wird, hat er seine &bdquo;zwei Minuten“, wie wir das nennen. Dann legt er sich sprintend in die Kurve, gibt Töne von sich, die an einen defekten Toaster erinnern und kommt wie ein Bumerang zurück zu Herrchen und Frauchen. Das Schauspiel wiederholt sich so drei bis vier Mal. Auch Ann-Christin Kammer und ihre Kollegin Elke Hoffmann vom Hundezentrum Dog & You am Gartnischer Weg sind angetan von Tati. &bdquo;Er sieht fit aus“, sagen beide. Das Fell glänzt, und Übergewicht hat er auch keins. Trotzdem ist für das Seniorentraining im Hundezentrum Vorsicht geboten. Vor einem knappen Vierteljahr hatte Tati einen Hexenschuss, war zweimal beim Tierarzt. Überanstrengung wäre da kontraproduktiv. Schnelle Bewegungswechsel, zu hohe Sprünge oder &bdquo;Stop and Go“ sind Gift für den Bewegungsapparat und vor allem die durch den Hexenschuss in Mitleidenschaft gezogene Lendenwirbel. &bdquo;Weniger ist mehr“, sagt Ann-Christin Kammer. Dann gehen sie und Elke Hoffmann mit Tati in den Trainingsraum des Hundezentrums. Es kann losgehen. Leckerli für den Hund: Dann machen die Übungen im Haller Hundezentrum doppelt Spaß Erst einmal fremdelt Tati mit dem Untergrund. Das ist nichts Neues bei ihm. Vor allem glatte Beläge wecken seine Skepsis. Es dauert nicht lange, und er fasst Vertrauen zum rutschfesten Boden. Leckerli spielen im Folgenden eine ganz wichtige Rolle. Der Hund soll belohnt werden, um die anstehenden Übungen im Kopf positiv zu werten. Die Leckerli sollten nicht das normale Tagesfutter sein. Schließlich sind Menschen bei 20 Euro Stundenlohn auch motivierter als bei 12 Euro, zieht Ann-Christin Kammer einen Vergleich. Als Erstes legt Ann-Christin Kammer Schaumstofffliesen mit unterschiedlicher Oberflächenstruktur aus. Ein paar Leckerli darauf verteilt steigern das Vertrauen. Tati lernt schnell. Zwei Näpfe an den Kopfseiten werden regelmäßig mit Essbarem bestückt - und schon läuft der Senior begeistert über die Fliesen hin und her. Dann wird das Spiel etwas schwieriger. Die Hundetrainerinnen vergrößern die Entfernung zwischen den Näpfen. Zwei Cavalettistangen am Boden stellen Ansprüche an Tatis Motorik. Auch diese Aufgabe meistert er so gut und schnell, dass noch drei weitere Stangen dazukommen. &bdquo;Das macht er gut“, ist Ann-Christin Kammer begeistert. Um den Parcours herumlaufen gilt selbstverständlich nicht: Dann gibt es halt kein Futter. Geht Tati in den Kasten mit den Leckerli? Zum Abkühlen geht es nun an einen selbst gebauten Kasten. Zwei flache Bretter an den kurzen Seiten stellen eine Hürde für einen kleinen Hund wie Tati dar, der zwar deutlich längere Beine als ein Dackel hat, körperlich ansonsten aber nicht viel größer ist. Er soll sich die Sache erst einmal von außen in Ruhe anschauen. Wird er auch hineingehen? Dafür verteilt Elke Hoffmann im Kasten, aber nah am Rand, ein paar Leckerli. Tati wird auf keinen Fall dazu gezwungen, in den Kasten zu springen. Er streckt sich so nach den Belohnungen, dass er sie auch von außen erreichen kann. Den Kasten betritt er heute noch nicht. Mit Stangen könnte im Inneren der Schwierigkeitsgrad der Übungen noch erhöht werden. Gassi-Gehen mit 25 Hunden: Hallerin auf Dogwalk Das Schnuppertraining kommt nun in seine dritte Phase. Die ist entspannt. Auf einer Europalette liegt eine weiche Decke aus. Der Clou ist aber die wärmende Rotlichtlampe. Die dient der Lockerung der Muskulatur nach dem Training, könnte aber auch im Vorfeld bereits genutzt werden. Auch hier erleichtern die Leckerli die Entscheidung, die Palette zu betreten. Da der Hund auf die Zwischenräume achten muss, ist er trotz der chilligen Atmosphäre noch einmal geistig gefordert. Haller Hundetrainerin ist begeistert: Tati ist schnell aufgetaut &bdquo;Tati ist superschnell aufgetaut“, sagt Ann-Christin Kammer. Selbstverständlich sei das nicht: Fremder Boden, fremde Personen, die Tür des Trainingsraums ist während der Übungen verschlossen. Es gäbe also Gründe, sich zu verweigern. &bdquo;Er wird heute recht geschafft sein“, warnt mich Ann-Christin Kammer vor. Und tatsächlich: Zurück in der Redaktion sucht sich Tati den Sonnenfleck auf dem Büroteppich und döst schnell weg. Wer sich für ein Training im Hundezentrum am Gartnischer Weg 111 interessiert, erreicht Ann-Christin Kramer unter Tel. 0176 41163618. Für Tati war es &bdquo;nur“ ein Test. Wer regelmäßiges Training für den Hundesenior sucht, sollte ein paar Dinge beachten. So sollte der Vierbeiner einmal vorher beim Tierarzt oder - falls schon dort in Behandlung - beim Physio durchgecheckt werden. Außerdem nimmt Ann-Christin Kammer die Bewegung des Hundes auf Video auf und schickt sie dem Tierarzt oder Physio, damit er oder sie sich ein davon Bild machen kann, wo der Hund möglicherweise Schwächen hat. Übergewicht ist für ein Seniorenhundetraining ein Ausschlusskriterium. Bevor es über die Cavalettistangen geht, muss der Vierbeiner in diesem Fall abspecken. &bdquo;Schon ein Kilo Übergewicht wirkt sich bei einem Hund viel extremer aus als bei Menschen“, sagt Ann-Christin Kammer. Kommt noch ein gewisses Alter dazu, verstärke sich der negative Effekt auf den Bewegungsapparat. Apropos Übergewicht. Am Abend hat Tati nur die halbe Essensration im Napf - wegen der vielen Leckerli. Aktuelle Nachrichten bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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