Nachruf

Trauer um Haller: Erster Zweitligatrainer des SC Herford ist gestorben

Otmar Calder war einst Nationalcoach Jamaikas und führte den SC in der Saison 1976/77 mit Anzug und Schlips zum Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga. In Halle engagierte er sich in der Politik.

An seinem 80. Geburtstag erinnerte sich Otmar Caldar an die Zeit als Nationaltrainer Jamaikas. | © Dirk Kröger

17.02.2024 | 17.02.2024, 18:04

Herford. Otmar Calder lebt nicht mehr. Der zuletzt in Halle wohnhafte Fußballtrainer verstarb in der vergangenen Woche im Alter von 82 Jahren. In Halle engagierte sich Calder in der Politik und wurde oft auf dem Golfplatz gesehen. Gleich zweimal war Calder im Laufe seines Lebens Trainer des SC Herford, mit dem er in der Saison 1976/77 den Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga Nord feiern durfte. Aber: Calder war in Herford umstritten. „Er hat mich an den Profifußball herangeführt“, erinnert sich Herfords ehemaliger Torjäger Uwe Pallaks aber gern an die Arbeit des Verstorbenen im Ludwig-Jahn-Stadion.

Die Vita des Diplom-Sportlehrers ist abwechslungsreich. Schon 1951 kam der in Kattowitz geborene Calder nach Berlin. Es zog ihn nach Köln, wo er ab 1964 unter Hennes Weisweiler Sport studierte und seine Bundesliga-Lizenz erwarb. Und dank Weisweiler begann in der Domstadt auch die Karriere als Fußballtrainer, als er an einem Gymnasium Sport unterrichtete und die Amateure des 1. FC Köln coachte.

Dann zog es ihn weiter Richtung Süden, zunächst zum Regionalligisten Wormatia Worms, dann zu den Amateuren des 1. FC Kaiserslautern, mit denen er 1973 das Endspiel um die Deutsche Amateurmeisterschaft erreichte.

„Ziehsohn“ von Hennes Weisweiler

Dann war es wieder Hennes Weisweiler, der für einen neuen Teil der Calder-Laufbahn sorgte, denn der ehemalige Mönchengladbacher Trainer vermittelte ihn als Nationaltrainer Jamaikas – die wohl spannendste Aufgabe in seiner Laufbahn, auf die er zunächst drei Monate lang in Hennef vorbereitet wurde, inklusive eines Englisch-Sprachkurses. „Das war ein toller Job“, schwärmte Otmar Calder, „das Training war immer abends im Nationalstadion unter Flutlicht, weil es tagsüber zu heiß war.“

Sein ältester Sohn Dennis wurde 1975 in Kingston auf Jamaika geboren. Zurück in Deutschland landeten die Calders in Bad Salzuflen, wo eine Stelle als Sportlehrer im Reha-Bereich ausgeschrieben war. Wie es der Zufall so will: Genau zu diesem Zeitpunkt suchte der kurz vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga stehende SC Herford einen neuen Trainer, weil der bisherige Coach Dieter Garbers dafür keine Lizenz besaß.

Die Zeit beim SC Herford

Der damalige SCH-Abteilungsleiter Günter Ehrler erhielt einen Tipp: Schiedsrichter Walter Eschweiler sagte ihm, dass es da in Bad Salzuflen einen jungen Mann gebe. Ehrler fragte bei Calder nach, ob er wolle. Er wollte.

Schon im Januar 1976 unterschrieb der junge Trainer einen Vertrag in Herford und bekam 150.000 Mark zur Verfügung gestellt, um die Mannschaft des künftigen Zweitligisten zu verstärken. Calder lotste Spieler wie Uwe Pallaks, Thomas Körber, Peter Enders und Bernd Laube nach Herford und wandte dort zum damaligen Zeitpunkt ungewohnte Methoden an: Auf sechs Wochen setzte er die Saisonvorbereitung an, in dieser Zeit standen Samstag und Sonntag jeweils zwei Trainingseinheiten an, am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag folgte eine weitere. „Dadurch haben wir später den Klassenerhalt geschafft“, war er noch Jahre danach von dieser Maßnahme überzeugt.

Mit Anzug und Schlips zum Spiel

Im zweiten Jahr reichte es dann nicht mehr – Herford stand vor dem Abstieg, Otmar Calder musste gehen und wurde von Erhard Ahmann abgelöst. Nach seiner Zeit beim Sport-Club trainierte der Haller mehrere Amateurmannschaften und fand 1986 noch einmal den Weg zum damaligen Oberligisten SC Herford. Danach war Schluss, die Trainerlaufbahn beendet.

In Herford war der Verstorbene nicht unumstritten, zum einen wegen seiner Trainingsmethoden, zum anderen auch wegen seines Äußeren, denn: „Ich war der erste Trainer, der mit Anzug und Schlips zum Spiel kam, weil das Spiel für mich der Höhepunkt der Woche war“, berichtete er noch anlässlich seines 80. Geburtstags vor knapp drei Jahren.

Calder war auch im hohen Alter noch sportlich aktiv. Zunächst spielte er als Pensionär Golf in Bad Salzuflen und in Halle, danach standen täglich sechs Lauf-Kilometer und 15 Minuten im eigenen Kraftraum auf der Tagesordnung. Und er animieret andere Menschen, Sport zu treiben. Das galt auch für Ehefrau Anne-Marie, die Marathonläufe bestritt. Zudem engagierte sich der Verstorbene in der Politik und kandidierte mehrfach als Kandidat der FDP für den Haller Stadtrat.

Die Trauerfeier ist am Mittwoch, 21. März, in der Friedhofskapelle des evangelischen Friedhofs Berghof 1 in Halle.