Gerry Weber: 145 Stellen in Halle sind abgebaut - darunter auch Behinderte und Elternzeitler

Unter den Betroffenen sind auch Schwerbehinderte und Mitarbeiter in Elternzeit. Für sie hätte es nach ihrer Rückkehr ohnehin keinen Job mehr gegeben.

Für die Betroffenen ein Schock: Ob der Haller Modekonzern per Insolvenzplan saniert oder von Investoren übernommen wird, steht noch nicht fest – der Abbau von 145 Stellen in der Zentrale in Halle ist indes kommuniziert. | © Nicole Donath

Marc Uthmann
31.05.2019 | 31.05.2019, 08:23

Halle. Ob der Haller Modekonzern per Insolvenzplan saniert oder von Investoren übernommen wird, steht noch nicht fest – der Abbau von 145 Stellen in der Zentrale in Halle ist indes kommuniziert. Das berichtete der Betriebsratsvorsitzende Lutz Bormann dem HK. „Ich bin froh, dass wir nach der ein oder anderen Kündigung eine andere Stelle im Konzern finden konnten." Trotzdem sei es für die Betroffenen oft ein Schock gewesen.

Für Kritik aus der Belegschaft hat der Umstand gesorgt, dass auch Schwerbehinderte und Mitarbeiter in Elternzeit gekündigt wurden. Hier hat das Unternehmen die erweiterten Möglichkeiten des Insolvenzrechts ausgenutzt: Beschäftigte, die ohnehin auf der Streichliste standen und für die es nach ihrer Rückkehr keinen Job mehr gegeben hätte, bekamen die Entlassung schon jetzt.

60 Prozent der Gekündigten sind laut Lutz Bormann in die Transfergesellschaft gewechselt: „Die Quote könnte besser sein, aber wir konnten nicht alle überzeugen und für manche Mitarbeiter hätte es aus rein finanziellen Erwägungen keinen Sinn gemacht." Der Betriebsratsvorsitzende hofft, dass 70 bis 75 Prozent der Mitarbeiter in einen regulären Job wechseln.

Gespannt wird Bormann die Gläubigerversammlung am 4. Juni in Bielefeld verfolgen: „Für uns ist wichtig, in welche Hände das Unternehmen kommt. Würden wir filetiert, wäre das eine Katastrophe." Ein Wiedereinstieg der Familie bei Gerry Weber wird in der Belegschaft nach HK-Informationen sehr kritisch gesehen. Man fragt sich, warum sie nicht vorher Geld in die Hand genommen hat, um die Insolvenz zu verhindern.