Gerry Weber stellt Logistikzentrum in Halle auf den Prüfstand

Der sanierungsbedürftige Modekonzern rechnet einen Verkauf zumindest durch. Derweil geht eine weitere Führungskraft

Investor oder Sanierung? Beim Haller Modekonzern stehen wichtige Entscheidungen an. | © Ulrich Fälker

Marc Uthmann
28.05.2019 | 28.05.2019, 05:10

Halle. Alles ist möglich, alles wird in Frage gestellt – so lautet in diesen Tagen die offizielle Sprachregelung bei Gerry Weber. Immer wieder rückt im Zuge der Sanierung auch das 90 Millionen Euro teure, nicht ausgelastete Logistikzentrum im Ravenna-Park ins Visier, wird ein Verkauf diskutiert.

Tatsächlich bereitet das Unternehmen gerade eine Ausschreibung vor, um das Interesse potenzieller Käufer auszuloten, bestätigt ein Konzernsprecher auf HK-Anfrage. Damit sei jedoch keinesfalls eine konkrete Verkaufsabsicht verbunden. „Der Vorstand bereitet das Unternehmen auf alle Eventualitäten vor, wie es in einer solchen Situation seine Pflicht ist." Und zu denen gehöre eben auch, sich auszurechnen, ob es unter Umständen effizienter ist, die Logistik wieder auszulagern und die Immobilie im Ravenna-Park zu verkaufen. Anfragen für den Komplex gibt es ohnehin. Zur Frage, ob ein Unternehmen auch zum Teil mit einsteigen und Kapazitäten nutzen könnte, wollte sich der Sprecher nicht im Detail äußern, denkbar sei aber alles.

Vor einer Entscheidung in dieser Frage müssen indes erst andere Weichen gestellt werden. Es geht darum, ob Gerry Weber mit einem Insolvenzplan saniert wird, oder ein Investor zum Zuge kommt. Wie berichtet, gibt es mehrere Interessenten, auch die Gründerfamilie möchte sich wieder einbringen. Im Verlauf des Juni wollen die Verantwortlichen Klarheit in dieser Hinsicht haben, es könnte auch eine Mischlösung geben. Die Gläubigerversammlung am 4. Juni in Bielefeld wird wohl keine weiteren Hinweise liefern – hier informiert Sachwalter Stefan Meyer lediglich über den Stand der Dinge.

Abschied: Jörg Stüber verlässt Gerry Weber. Foto: Nicole Donath - © Nicole Donath
Abschied: Jörg Stüber verlässt Gerry Weber. Foto: Nicole Donath (© Nicole Donath)

Eine ehemalige Führungskraft hat das Unternehmen derweil endgültig verlassen. Finanzfachmann Jörg Stüber (49) war im April 2018 – mit einem Drei-Jahresvertrag ausgestattet – als Nachfolger von David Frink in den Vorstand aufgerückt. Schon vier Monate später gab er den Posten indes „aus gesundheitlichen Gründen" wieder ab und kehrte auf seinen Posten als Finanzdirektor zurück. Nun ist der Haller, der seit 2011 an Bord war, komplett aus dem Modekonzern ausgeschieden. „Herr Stüber hat das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen", bestätigte der Konzernsprecher auf Anfrage des Haller Kreisblattes. Der Abschied wurde nach HK-Informationen schon Ende März vollzogen.