Halle/Borgholzhausen. Diejenigen, für die sie gebaut wurden – nämlich Fledermäuse und Steinkäuze – werden sie wahrscheinlich nie oder nur ganz selten betreten: die sechs Wildbrücken zwischen Halle und Borgholzhausen, die gebaut wurden, um die neue Autobahn 33 zu überqueren. Sie werden die Trasse aber hoffentlich genau an dieser Stelle überfliegen, sonst wäre das Projekt in den Sand gesetzt. Dass alles für eine optimale Flugschneise getan wird, dafür sorgt Thomas Kämpfer, Landschaftsplaner von Straßen NRW. Immerhin haben die sechs Brücken so um die neun Millionen Euro gekostet.
Der Schutz des Fledermausbestandes in Tatenhausen wird mit vier Brücken, der des Steinkauzvorkommens in Casum mit zwei Grünbrücken unterstützt. „Für die Fledermäuse sind die Brücken am Postweg, am Waldweg bei Storck, an der neuen Hessel (Clever Bruch) und an Stockkämper Straße ausgerüstet", erläutert Thomas Kämpfer bei einem Ortstermin an der Storckischen Brücke. Diese Vereinbarungen sind von dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig im November 2012 bestätigt worden. Damit sich die Fledermäuse rechtzeitig an den neuen Flugkorridor gewöhnen, sind im Bereich des Tatenhauser Waldes schon früh Bretterwände angebracht worden, welche die Fledermäuse zum höheren Fliegen zwingen sollen. Nach der Montage der noch höheren Schallschutzwände werden diese Provisorien aber wieder verschwinden.
Flugkorridor zwischen zwei Baumreihen
„Damit die Fledermäuse den sicheren Weg des Überflugs über die Grünbrücke annehmen, schafft man ihnen einen zwischen zwei Baumreihen liegenden Flugkorridor", sagt Kämpfer. Die Baumreihen haben im vergangenen Sommer schwer gelitten, werden nach Einschätzung des Landschaftsplaners allerdings in der Masse den trockenen Sommer überleben." Sind die Bäume zu stattlicher Größe gekommen, sollen sie zusammen mit niederwüchsigen Heckenpflanzen die Lärmschutzwand der Brücke im Grün verschwinden lassen.

Auf dem angrenzenden Storck-Gelände setzt sich diese Schneise als gering frequentierte Rundumfahrt fort. In unmittelbarer Nähe soll noch ein Regenwasserrückhaltebecken entstehen, das nach Ansicht des Landschaftsplaners durchaus positive Impulse auf den Fledermausbestand haben kann. Die Flugtrasse zwischen den Baumreihen wird durch regelmäßige Mäharbeiten frei gehalten. Ob das Konzept funktioniert, wird durch ein vorgeschriebenes, regelmäßiges Monitoring überprüft. „Bisher sind wir zufrieden. Jetzt müssen wir sehen, wie die Tiere auf den Verkehr reagieren", zieht Kämpfer eine vorsichtige Zwischenbilanz.
Spuren des laufenden Wildes lassen sich nachvollziehen
Natürlich werden die Grünbrücken auch vom laufenden Wild benutzt. Deren Existenz lässt sich schon für einen geschulten Laien feststellen: Köttel und beschädigte Jungbäume lassen auf Kaninchen und Rehbock schließen. „Die nutzten zur Querung ebenso wie Schweine oder Füchse auch unsere breiten Gewässerbrücken. Dass haben wir an Hand der Trittsiegel feststellen können", so Kämpfer.
Etwas anders sind die Grünbrücken in Casum gestaltet. Sie sollen dem Steinkauz helfen zu überleben. „Für ihn haben wir lange Obstbaum- und Weidenalleen in die Landschaft gepflanzt, damit die flugschwachen Jungtiere sich quasi von Baum zu Baum hangeln können, um ihr Futter zu suchen", erläutert der Experte die Maßnahmen auf dem Gebiet der Nachbarstadt.
Bis zur Inbetriebnahme des letzten Autobahnabschnittes zwischen Tatenhausen und Borgholzhausen Ende 2019 sind viele Restarbeiten nötig. „In diesem Jahr war das trockene Wetter eine gute Hilfe für die Bauarbeiten, aber leider nicht für unser Grün", stellt Kämpfer fest.