Halle. Burkhard Steinebel (55) ist seit 1994 Pfarrer für Hörste, Kölkebeck und Bokel. Er spricht über die Arbeit, über Heiligabend und verrät seine Lieblingsweihnachtslieder.
Herr Steinebel, Weihnachten, heißt das für Sie arbeiten, wenn andere feiern?
BURKHARD STEINEBEL: Jein, ich habe mehr Gottesdienste, aber wenn ich an Heiligabend in der ersten Christvesper stehe, dann ist die Arbeit bereits vorbei. Gottesdienst zu feiern, ist schön. Darauf freue ich mich.
Und was fällt im Vorfeld an?
STEINEBEL: Alles, was dazu gehört, einen Gottesdienst vorzubereiten. Im Zentrum natürlich die Predigt. Aber auch Kleinigkeiten. Welche Lieder singen wir? Die Absprachen mit dem Organisten, Liedblätter erstellen oder überlegen, wer als Dank noch eine kleine Aufmerksamkeit bekommt.
Sie halten seit 25 Jahren den Heiligabendgottesdienst. Wie machen sie es, dass Ihnen da immer wieder was Neues einfällt?
STEINEBEL: Ich lese viel in Büchern und in Menschen, denen ich begegne. Und manchmal ergibt sich auch etwas von selbst. Manchmal schon Wochen vorher. Ob ich nun unter der Dusche stehe oder auf dem Weg nach Halle bin. Plötzlich kommt die Idee.
Geschenkewahn, Glühwein und Glitzer. Geht die Weihnachtsbotschaft in dieser Atmosphäre nicht völlig unter?
STEINEBEL: Es gibt diese Tendenz, dass Weihnachten immer mehr ohne Zusammenhang mit dem eigentlichen Ursprung des Festes gefeiert wird. Gerade deshalb sind Andachten oder Gottesdienste so wichtig. Weil es wichtig ist, Orte zu schaffen, wo Menschen zusammen kommen und noch etwas anderes sehen, als Glühwein, Sternchen und Weihnachtsmann.
Die Weihnachtsgeschichte klingt wie ein Märchen. Ist diese Geschichte in unserer Zeit noch aktuell? Verstehen die Menschen das noch?
STEINEBEL: Die Botschaft die dahintersteht ja. Ich denke, dass Menschen eine ganz tiefe Sehnsucht danach haben, diesen Frieden in sich zu spüren. Wenn ich Weihnachten in die Gottesdienste gehe, dann blicke ich manchmal in leere, abgespannte Gesichter und weiß, die Weihnachtsbotschaft ist zeitgemäß.
Also kein Märchen?
STEINEBEL: Wenn ich die Geschichte im historischen Sinne wörtlich nehme und behaupte, es ist genauso geschehen, wie es Lukas aufgeschrieben hat, dann wird es schwierig. Aber daran hängt es nicht. Die zentrale Aussage ist: Gott ist auf die Erde gekommen.
Es geht also um Bilder?
STEINEBEL: Ja, und diese Bilder müssen neu zum Klingen gebracht werden, so dass Menschen sie verstehen. Das will ich erreichen. Ich möchte den Menschen an Heiligabend eben nicht nur ein unterhaltsames Programm bieten.
Jetzt gibt es aber nun einmal viele Menschen, die nur zu Weihnachten in die Kirche gehen. Was denken sie darüber?
STEINEBEL: Da habe ich im Laufe der Jahre eine gewisse Wandlung durchgemacht. Es gab eine eine Zeit, wo ich sicherlich auch frustriert darüber war. Mittlerweile ist es so, dass ich sie als Menschen sehe, die mit einer unbestimmten Sehnsucht kommen. Ich freue mich vorurteilsfrei, dass sie da sind.
Ohne Anspruch?
STEINEBEL: Natürlich nicht. So wie es Lukas geschrieben hat: Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Das ist mein Wunsch, dass die Menschen zumindest einen Teil des Gottesdienstes in ihren Herzen bewegen.
Wie sieht ihr Heiligabend aus?
STEINEBEL: Vormittags bin ich im Büro, wo es immer noch Dinge vorzubereiten gibt. Um 15.30 Uhr ist Christvesper in Bokel, um 17 Uhr in Hörste. Um 18 Uhr bin ich zu Hause. Meine Frau und meine Schwiegermutter haben das Essen vorbereitet. Meine Schwägerin und Schwager sind zu Besuch. Um 22.30 Uhr brechen wir auf zur Christmette. Wenn ich nicht zu müde bin. Denn am nächsten Tag habe ich wieder Gottesdienst.
Was gibt es zu essen?
STEINEBEL: Fondue – glaube ich jedenfalls (lacht).
Was ist ihr Lieblinsweihnachtslied?
STEINEBEL: »Ich stehe an Deiner Krippen hier« und »Nun freut Euch ihr Christen«. Das erste, weil es ein andächtiges Lied mit einem sehr schönen Text ist. Das zweite wegen der fröhlichen Melodie.
Sind das für Sie die beiden Pole zwischen denen sich Weihnachten abspielt?
STEINEBEL: Ja, das sind zwei wichtige Aspekte, und gut ist es, wenn ich über die Besinnung an der Krippe zur Freude komme. Das ist dann eine tiefere und die ursprüngliche weihnachtliche Freude.