HK-Lokalchef Herbert Gontek geht in den Ruhestand

Letzter Einsatz für »hego« startet mit Martinshorn und Blaulicht

Mit Blaulicht zur Abschiedsfeier: Kreisbrandmeister Udo Huchtmann und Halles Wehrführer Wilhelm Köhne (hinten, von links) sowie die Polizeibeamten Uwe Ahlemeyer und Frank Bertram (hinten, von rechts) brachten Herbert Gontek (Vierter, von links) in die Gutenbergstraße. Die neue Chefredakteurin Nicole Donath (Zweite, von links) und die Verleger Hans Brachvogel und Eva Kalski mit Ivo und Julie begleiteten den Abschied des HK-Lokalchefs. | © Foto: Heiko Kaiser

21.08.2015 | 21.08.2015, 06:04

Die ersten Gäste – darunter Landrat Sven-Georg-Adenauer, Leitender Polizeidirektor Karsten Fehring, die Bürgermeister aller fünf Altkreiskommunen sowie zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft – waren just am Verlagsgebäude eingetroffen, als laute Martinshörner in der Gutenbergstraße ertönten und Feuerwehr und Polizei unter Blaulicht auf den Parkplatz einbogen. Glücklicherweise gab es hier keinen Brand zu löschen, ein besonderer Einsatz war es dennoch: Die Polizeibeamten Frank Bertram und Uwe Ahlemeyer sowie Kreisbrandmeister Udo Huchtmann und Halles Wehrführer Wilhelm Köhne brachten ihren größten Fan persönlich zum Fest: Herbert Gontek. Seitdem er Mitte der 60er Jahre Pressesprecher der Jugendfeuerwehr in Senne I wurde, ließ ihn seine Begeisterung für die Arbeit der Blauröcke nicht mehr los. Dass er zu seinem Abschied ausgerechnet mit einem Löschfahrzeug zum HK gefahren wurde, rührte ihn zutiefst.

Geschäftsführerin Eva Kalski, die für die vierte Generation der Verlegerfamilie Brachvogel steht, begrüßte die Anwesenden und bedankte sich bei dem langjährigen Lokalchef für dessen außergewöhnlichen Einsatz und die langjährige Treue zum Verlag. Vor dem Hintergrund, dass Herbert Gontek dem HK als freier Mitarbeiter erhalten bleibe und es damit keinen endgültigen Abschied gebe, sprach sie deshalb auch von einem Fest, das man mit großer Freude feiern könne. Unter anderem wurde hego mit einer Kamera beschenkt, sowie mit zwei massiven Stellwänden mit Fotos und Artikeln aus den 40 Jahren seiner HK-Laufbahn.

Verabschiedung von HK-Lokalchef Herbert Gontek


Info

Herbert Gontek

Herbert Gontek wurde am 2. Juni 1952 in Hollen geboren. Gemeinsam mit drei weiteren Geschwistern und seinen Eltern Hildegard (Hausfrau) und Erich Gontek (Schlossermeister) wuchs er dort auf und ging zur Volksschule. Nach dem Umzug nach Senne 1 besuchte »hego« die Realschule, absolvierte eine Schlosserlehre und machte auf der Abendschule sein Abitur. Nachdem er zunächst freier Mitarbeiter bei der Neuen Westfälischen war, absolvierte er sein Volontariat beim WB – um schließlich eineinhalb Jahre später als Redakteur zum Haller Kreisblatt zu wechseln. Vor der Hochzeit 1975 mit Ehefrau Annette waren die Gonteks nach Halle gezogen. Die beiden haben drei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder.

Im begrünten Innenhof des Verlagsgebäudes, wo sich die rund 90 Wegbegleiter von »hego« bei schönstem Sonnenschein versammelt hatten, setzte HK-Betriebsratsvorsitzender Detlef Hans Serowy den Rede-Reigen fort. Er verneigte sich nach einer Rückschau auf außergewöhnliche Reportagen sowie Erinnerungen an Anekdoten und gemeinsame Projekte vor der Lebensleistung seines langjährigen Kollegen Herbert Gontek. Joachim Kummrow, Geschäftsführer von »KonText – Kontor für Marketing«, hatte seine journalistische Karriere 1977 unter dem Jubilar begonnen und überreichte seinem einstigen Lehrherrn ein Gemälde des kürzlich verstorbenen Kunstmalers Dieter Loy. Aus den Händen von Halles Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann nahm hego das »Haller Herz« hoch erfreut entgegen. Eine Auszeichnung, welche die Stadt nur zu ganz besonderen Gelegenheiten vergibt. Von der benachbarten Tischlerei Vollmer erhielten Herbert Gontek sowie seine Nachfolgerin Nicole Donath jeweils eine große Holzkugel – massiv, stabil und verbunden mit der Idee, vielleicht einmal im Jahr gemeinsam zu boßeln.

Erinnerungen an Schreibmaschine »Gabriele«

Dazwischen gab es für die Besucher immer wieder reichlich Gelegenheit, bei einem »flying Dinner« über die Zukunft und die Ausrichtung der Tageszeitung zu diskutieren – und die vergangenen 40 Jahre Revue passieren zu lassen. Die besten Geschichten steuerte der Jubilar selbst dazu bei, der in seiner ersten Zeit beim Haller Kreisblatt, das damals noch in der Rosenstraße seinen Sitz hatte, den für damalige Zeiten hoch modernen Fotosatz beherrschte und seine Artikel auf einer Schreibmaschine Typ »Gabriele« tippte. In einer Zeit, in der es zur Zeitungsproduktion noch Fotolabore, Setzer und Metteure brauchte, in der noch Handwerkszeug wie der »Solinger« oder Pelikanol-Kleber im Einsatz waren, um eine Druckvorlage zu erstellen. In Zeiten, in denen es weder Digitalkameras, Faxgeräte, Computer noch Handys gab. Mit Blick auf das Video über einen Großbrand in Hörste, das Herbert Gontek an einem seiner letzten offiziellen Arbeitstage auf die neue HK-Website geladen hatte, stellte er fest: „Seitdem vor 550 Jahren die Druckerkunst erfunden wurde, hat diese Branche in den vergangenen 40 Jahren ganz gewiss den stärksten Umbruch erlebt.“

Ohne »hego« – ein klassischer Reporter, dem man in dieser Form heute so nicht mehr begegnet – wird das Haller Kreisblatt ein anderes werden – da-rin waren sich alle einig. Keine Fahrt durch die Stadt, von der er nicht mindestens eine Geschichte mitbringt. Kein Martinshorn, das er überhört – ganz gleich, wie spät es ist, das Ohr immer hinter den Kulissen. „Man muss den Kontakt zu den Menschen behalten, muss ihre Probleme kennen, um gute Geschichten zu machen“, sagt er auch. Und weiß dabei zugleich um die Schwierigkeit, dass es dazu Nähe braucht – die es im Falle einer kritischen Berichterstattung auch wieder so schwer macht.

Diesen Blick für gute Geschichten wird sich Herbert Gontek bewahren. Und mit demselben Ehrgeiz und Fleiß, mit Einfühlungsvermögen und seiner Nachsicht anderen gegenüber wird er diese Storys auch weiterhin verfolgen – und beim HK abliefern. Denn auch nach 40 Jahren ist sein „Jagdtrieb“ nicht erloschen, wie er mit einem Lächeln einräumte.