Borgholzhausen-Bahnhof. Für den Laien klingt es wie ein ziemlich kleiner oder eigentlich überhaupt kein Unterschied. Dr. Sema Finke und Dr. Judith Melchers-Equit werden ab dem 1. Oktober in einer Gemeinschaftspraxis, aber eben nicht in einer Praxisgemeinschaft tätig sein. „Für die Patienten ist es so, als ob sie zwei Hausärztinnen hätten", erläutert Dr. Sema Finke den kleinen, aber wichtigen Unterschied.
    
„Kosten und Gewinne werden im Verhältnis 50 zu 50 aufgeteilt", ergänzt Dr. Judith Melchers-Equit. Die beiden Ärztinnen vertreten sich bei Urlaub oder Krankheit gegenseitig und teilen sich zu normalen Zeiten die Arbeit auf. In einer Praxisgemeinschaft hat jeder der Teilhaber seinen eigenen Patientenstamm und agiert unabhängig.
    
Dr. Ulrich Tiwisina wird ein ganz klein wenig der Dritte in diesem Bunde sein. Eigentlich tritt der fast 70-jährige Hausarzt schon seit gut einem Jahr deutlich kürzer, als er seine Praxis an Dr. Finke übergab und dort nur noch als angestellter Arzt weiterarbeitete. Zukünftig will er als Urlaubs- und Krankheitsvertretung gelegentlich noch als Arzt in seiner alten Praxis arbeiten.
Unübersehbar ist, dass allen Beteiligten die Tätigkeit als Hausarzt oder Hausärztin viel Spaß macht. Das gilt auch für Dr. Judith Melchers-Equit. „Wir kennen uns schon aus den gemeinsamen sechs Studienjahren in Gießen", erzählt die Fachärztin für Anästhesie. Ebenso wie Sema Finke arbeitete sie nach dem Studium zunächst mehrere Jahre im Krankenhaus, war dann aber zunehmend unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen und auch mit ihrer Spezialisierung.
„Als Anästhesistin ist man eine Art Dienstleister für die Chirurgie", schildert sie. Der Kontakt mit den Patienten ist für den Narkosearzt naturgemäß eher kurz – denn wenn die Arbeit getan ist, schläft der Patient und kann dann weiter behandelt werden. Das ist natürlich beim Beruf der Hausärztin deutlich anders, hat Dr. Melchers-Equit im Rahmen ihrer aktuellen Zusatzausbildung festgestellt.
Praxis hat noch Platz für neue Patienten
Noch bis zum Ende der Woche ist sie in einer Lippstädter Arztpraxis angestellt. Dort absolvierte sie die für die Anerkennung als Allgemeinmedizinerin unverzichtbaren zwei Jahre der zusätzlichen Ausbildung und wechselt nahtlos zum 1. Oktober in die Gemeinschaftspraxis. In absehbarer Zeit soll auch das derzeit noch im Bau befindliche Haus in Bockhorst fertig werden, in das sie mit ihrer Familie einziehen wird.
    
Fast 35 Jahre war Dr. Tiwisina als ärztlicher Einzelkämpfer unterwegs. „Das hätte ich anders machen sollen", sagt er nach seiner Erfahrung in jüngster Zeit. Die Praxisräume an der Hoffstraße waren schon lange für zwei Mediziner ausgelegt, so dass der Investitionsaufwand für seine beiden Nachfolgerinnen gering war.
Bereits vor Jahresfrist hatte Dr. Tiwisina die Neubesetzung der Praxis als Sechser im Lotto bezeichnet. Offenbar reißt die Glückssträhne in Borgholzhausen nicht ab, denn die neue Gemeinschaftspraxis nimmt sogar noch Patienten auf. Geöffnet ist derzeit montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr sowie am Montag- und Donnerstagnachmittag von 16 bis 18 Uhr.