Insolvenzverfahren: Menzi steckt erneut in der Krise

Feinkost: Für den Suppenhersteller wurde das zweite Insolvenzverfahren eröffnet. Doch laut Insolvenzverwalter gibt es schon jetzt Hoffnungen für die Zukunft des Unternehmens

Menzi-Geschäftsführer Franz Josef Gausepohl (von links) und Thorsten Fuest, Minderheitsgesellschafter und Mitglied der Gründerfamilie. | © Jan Herrmann

Melanie Wigger
10.04.2018 | 10.04.2018, 05:00

Versmold-Bockhorst. Erneut droht dem Feinkosthersteller am Bockhorster Landweg die Insolvenz. Doch sowohl die Pressemitteilung des Unternehmens als auch der vorläufige Insolvenzverwalter Yorck Streitbörger geben Entwarnung für Kunden, 54 Mitarbeiter und zwei Auszubildende der »Feinkost Menzi GmbH«.

„Im Betrieb läuft alles reibungslos weiter", verspricht Streitbörger, der den Betrieb bereits 2015 während des ersten Insolvenzverfahrens geleitet hat. Nun hat das Amtsgericht Bielefeld den Fachanwalt für Insolvenzrecht erneut eingesetzt.

Beim ersten Mal hat Streitbörger das Unternehmen zwölf Monate lang geführt. „Es zeigt, dass so etwas möglich ist", sagt Streitbörger. Wobei er hoffe, dass er dieses Mal schneller eine Lösung finde. Doch damals habe er bei der Suche nach einem Investor vor der Qual der Wahl gestanden und sich entsprechend etwas Zeit gelassen, um die „beste Lösung auszuwählen".

„Die Dosensuppe ist einfach nicht mehr so sexy"

Das habe nicht so ganz hingehauen, räumt Streitbörger mit Blick auf den Insolvenzantrag ein – und bricht im nächsten Zug eine Lanze für Menzi-Geschäftsführer Franz Josef Gausepohl: „Er hatte gute Ansätze." Die Marktlage sei jedoch nicht ganz einfach. „Die Dosensuppe ist einfach nicht mehr so sexy." Der Konsum des Klassikers habe sich stark verringert.

„Gleichzeitig hat Herr Gausepohl sich von Produkteinführungen wie den neuen Grillsoßen etwas zuviel versprochen. Dieses Geschäft ist nicht so angelaufen, wie es nötig gewesen wäre." Die Produkte seien saisonabhängig. „Und diese saisonalen Schwankungen konnten bisher nicht ausgeglichen werden. Der nächste Geschäftsführer muss da strategischer vorgehen", erläutert Streitbörger.

Einen schwierigen Neustart hatte das Unternehmen nach HK-Informationen auch dadurch, dass im Verlauf des ersten Insolvenzverfahrens ein wichtiges Produkt aus dem Sortiment weggebrochen ist. Das Fond-Sortiment mit TV-Koch Johann Lafer als Werbeträger fiel weg – und damit fehlten auch 25 Prozent der damaligen Einnahmen.

Es habe zwar Ideen für die Erweiterung der Produktpalette gegeben, erläutert Yorck Streitbörger, zum Beispiel mit Mayonnaise, „aber dafür hätte Herr Gausepohl noch einmal mehrere Hunderttausend Euro in die Hand nehmen müssen".

„Ich bin zuversichtlich, einen anderen Investor zu finden"

Gausepohl reagierte auf eine Anfrage des Haller Kreisblatts mit einer Pressemitteilung, in der als Hintergrund der finanziellen Schieflage der anhaltend hohe Wettbewerbsdruck der Branche genannt wird. Dessen negative Auswirkungen hätten nicht länger ausgeglichen werden können, heißt es.

Nun will Streitbörger einem anderen Geschäftsführer den Weg ebnen: „Ich bin sehr zuversichtlich, einen anderen Investor zu finden." Er habe bereits bei einigen Interessenten nachgefragt, die damals im ersten Insolvenzverfahren in der engeren Wahl waren. Darunter seien Investoren gewesen, die sich weiterhin vorstellen könnten, bei Menzi einzusteigen.