Bielefeld. Ethylenoxid - das ist ein Pestizid, das als krebserregend gilt und deshalb keinesfalls in Lebensmitteln auftauchen darf. Doch WDR-Recherchen zeigen: Auch in diesem Jahr sind wieder Spuren des Pestizids in verschiedenen Produkten nachweisbar - nicht zum ersten Mal.
Das WDR-Verbrauchermagazin "Markt" führte eine Zufallsstichprobe mit zehn Lebensmitteln durch. In vier von zehn Erzeugnissen wurde 2-Chlorethanol, das Abbauprodukt von Ethylenoxid, nachgewiesen. Betroffen war unter anderem die Frischkäse-Sorte Kiri. Bereits im vergangenen Jahr deckten NDR-Recherchen eine Belastung auf, nun wurden abermals Spuren des Pestizids nachgewiesen. Mit den Vorwürfen konfrontiert, verweist der Hersteller Bel Brands gegenüber dem WDR auf eigene Untersuchungen, die keinerlei Belastungen bestätigt hätten.
Zum wiederholten Mal negativ aufgefallen ist auch Seitenbacher. Über das Portal lebensmittelwarnung.de rief das Unternehmen vor einem Jahr bereits Fitnessriegel zurück. Der Grund: Eine geringe Belastung des gesundheitsschädlichen Wirkstoffs Ethylenoxid könne in den Produkten nicht ausgeschlossen werden. Auch in der WDR-Stichprobe fiel ein Fitnessriegel wieder auf. Das Unternehmen reagierte sofort und nahm die betroffene Charge vom Markt.
Seit 2020 mehr als 10.000 Produkte betroffen
Als belastet identifizierte die Analyse auch die Grissotti-Stangen mit Sesam von Aldi Süd. Daraufhin leitete der Discounter eigene Untersuchungen ein. Wie schon beim Frischkäse sollen die Analysen von Aldi Süd jedoch keine belastbaren Rückstände nachgewiesen haben, wie das Unternehmen dem WDR mitteilte. Dennoch rief der Konzern die gesamte Charge des Produkts zurück.
Bei dem vierten Produkt der Stichprobe handelt es sich um Printen des Aachener Herstellers Lambertz. Das Unternehmen meldete dem WDR zurück: Im Produkt und in den Rohstoffen befände man sich unterhalb der Nachweisgrenze.
Obwohl der Stoff seit 1991 in der EU als Pflanzenschutzmittel verboten ist, sind nach Angaben des WDR seit 2020 mehr als 10.000 Produkte mit entsprechenden Rückständen entdeckt worden. Jedoch sei die Zahl der Funde in Deutschland wieder zurückgegangen. Dennoch kommt es immer noch zu Produktrückrufen.
Lieferketten werden zum Problem
Gegenüber dem WDR erklärt der Lebensmittelrechtler Andreas Meisterernst das Problem: Die Lieferketten seien zu lang, ein weiteres Problem sei, dass in vielen Ländern wie Indien, USA oder Ägypten der Stoff erlaubt sei. Deshalb gebe es bereits ein sehr ausgeklügeltes Qualitätsmanagement, um den wirtschaftlichen Schaden und Imageprobleme zu vermeiden.
Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt Verbraucherinnen und Verbrauchern: Lebensmittel, die offiziell von einem Rückruf betroffen seien, sollten in den Verkaufsstellen reklamiert werden. Wichtig sei jedoch, genau auf die angegebenen Chargen und Mindesthaltbarkeitsdaten zu achten, um sicherzustellen, dass das eigene Produkt auch tatsächlich betroffen sei.
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