Games"Hogwarts Legacy" im Test: Zauberhaftes Erlebnis oder billiges Knallbonbon?

Seit Jahren begeistert "Harry Potter" die ganze Welt. Jetzt kommt das erste große Videospiel auf den Markt. Wird es den hohen Erwartungen gerecht oder ist es eine herbe Enttäuschung wie Ron Weasleys Zauberstab in "Kammer des Schreckens"? Wir haben das Open-World-Spiel ausgiebig getestet.

Patrick Raphael Paul

In "Hogwarts Legacy" sind wir nicht nur in Hogwarts unterwegs, sondern können auch per Hippogreif oder Besen die ganze Welt erkunden. Und natürlich zu Fuß. Aber das kann ja jeder Muggel. - © Portkey Games
In "Hogwarts Legacy" sind wir nicht nur in Hogwarts unterwegs, sondern können auch per Hippogreif oder Besen die ganze Welt erkunden. Und natürlich zu Fuß. Aber das kann ja jeder Muggel. © Portkey Games

Im Jahr 2018 ereilte die Welt der Muggel erstmals ein Gameplay-Leak eines möglichen “Harry Potter”-Videospiels. Das, was schon immer ein Traum eines jeden “Harry Potter”-Fans war, selbst durch Hogwarts wandeln zu können, auf einem Besen reiten zu dürfen und die Zauberkunst zu erlernen, sollte nun Wirklichkeit werden? Man konnte es kaum glauben! Doch spätestens seit dem Playstation-5-Showcase im September 2020 stand für alle sichtbar fest: Dieser Traum für die Potterheads weltweit würde wahr werden.

"Harry Potter" müssen wir vermutlich niemandem mehr erklären. Auch wenn sich Zauberer in der Welt der Muggel unsichtbar verhalten sollen, hat es "Harry Potter" geschafft, sich einen Namen zu machen und ganze Generationen popkulturell zu prägen. Die "Wizarding World" ist neben den Filmen mittlerweile eines der größten Franchises weltweit.

Wie ordnet sich "Hogwarts Legacy" ins Universum ein?

Dürfen wir vorstellen? Das ist Joyce Lovegood, unser Charakter für die Reise durch "Hogwarts Legacy". - © Portkey Games
Dürfen wir vorstellen? Das ist Joyce Lovegood, unser Charakter für die Reise durch "Hogwarts Legacy". (© Portkey Games)

Geschichtlich befinden wir uns bei "Hogwarts Legacy" zunächst einmal deutlich vor den Handlungen rund um Harry, Hermine und Ron. Das Spiel dreht sich um einen selbst erstellbaren Charakter, der eine Einladung für die fünfte Klasse (ja, wir sind “late to the party”) nach Hogwarts erhält. Wir haben unseren Charakter Joyce Lovegood genannt. Joyce ist nach unserer Geschichte eine frühe Vorfahrin der beliebten, wenn auch etwas seltsamen Luna Lovegood. Neben den üblichen Zaubern beherrscht unsere Figur noch die antike Magie. Darüber wollen wir nicht zu viel verraten, da sie eine große Rolle in der Geschichte spielt.

Unser Wegbegleiter rund um die Entdeckungen der antiken Magie ist der Hogwarts-Professor Eleazar Fig. Mit ihm erleben wir einen großen Teil der Hauptgeschichte in "Hogwarts Legacy". Er wird uns im Verlauf auch viele grundlegende Dinge um Hogwarts beibringen.

Abwechslungsreiche Zauber

"Hogwarts Legacy" tut genau das, was wir uns gewünscht haben. Es wurden möglichst viele Zauber aus dem Originalwerk übernommen, sodass wir häufig schon wussten, bevor wir einen Zauber erlernt haben, welche Funktion wir damit freischalten. Und: ja, wir können auch die drei unverzeihlichen Flüche Imperius, Cruciatus und Avada Kedavra lernen.

Einige der Zauber mussten sich die Entwickler aus Gründen des Gameplays "ausdenken". Das hat uns aber nicht gestört. Denn so konnten spaßige Gameplay-Elemente eingebaut werden, ohne die Grundstory von "Harry Potter" zu zerstören. So können wir zum Beispiel auch nachts unsichtbar durch die Bibliothek von Hogwarts schleichen – allerdings hilft uns da nicht wie im Original der Tarnumhang, sondern eben ein Zauber.

Die Zauberei ist eines der zentralen Gameplay-Elemente und findet bei allen Aspekten des Spiels seinen Platz. Ob beim Lösen von Rätseln, dem Erkunden der verschiedenen Orte oder natürlich beim Kampf. Wir lernen unsere Zauber hierbei natürlich meistens von unseren Professoren im Unterricht. Dafür nehmen wir auch an den aus den Filmen bekannten Kursen teil.

Detailgrad auf höchstem Niveau, aber kein Quidditch

Die Welt von "Hogwarts Legacy" ist sehr detailliert und lebendig gestaltet. - © Portkey Games
Die Welt von "Hogwarts Legacy" ist sehr detailliert und lebendig gestaltet. (© Portkey Games)

Während des Spielens sind wir immer wieder bass erstaunt, was für einen unfassbaren Detailgrad dieses Spiel bietet. Denn wir erkennen ständig Orte, Schilder, Bilder, Gegenstände und vieles mehr wieder. Neben Hogwarts lässt sich auch Hogsmeade, der verbotene Wald sowie das Umland von Hogwarts erkunden. Das alles hat sehr viel Potenzial für ein freudiges, nennen wir es mal: "Abnerden". Und es gibt sehr viele einladende Nebenmissionen, die uns motivieren, die ganze große Welt zu erkunden.

Neben den ganzen Quests wurden auch die magischen Tierwesen in "Hogwarts Legacy" eingearbeitet. Wir können sie pflegen, retten und sogar zähmen. Die Animationen sehen sehr knuffig aus, und der Niedlichkeitsfaktor ist hierbei sehr hoch. Wir haben auch unseren eigenen "Raum der Wünsche", den wir nach unserem eigenen Gutdünken einrichten und gestalten können.

Wichtiger Hinweis: Wie im Vorhinein schon gemutmaßt, ist es in "Hogwarts Legacy" bisher nicht möglich, Quidditch zu spielen. Auf dem Besen zu fliegen funktioniert zwar, und wir können auch an tollen Besenrennen teilnehmen, aber Quidditch sei laut den Entwicklern zu aufwendig gewesen. Fans vermuten aber, dass in Zukunft ein DLC erscheinen könnte, der Quidditch im Nachhinein nach "Hogwarts Legacy" bringt.

Was uns an "Hogwarts Legacy" nicht gefallen hat

"Zaubertränke" ist nicht nur ein Schulfach. Zaubertränke helfen uns auch in brenzligen Situationen. Es ist gut, sie zu kennen. - © Portkey Games
"Zaubertränke" ist nicht nur ein Schulfach. Zaubertränke helfen uns auch in brenzligen Situationen. Es ist gut, sie zu kennen. (© Portkey Games)

Nach all dieser Lobhudelei müssen wir aber auch mal das Butterbier auf den Tisch stellen und auch noch ein wenig Kritisches anmerken. Denn auch wenn wir im Allgemeinen sehr begeistert sind von "Hogwarts Legacy", haben uns zwei Dinge nicht gefallen.

So sehr das Spiel auch atmosphärisch ist – die Story ist definitiv nicht so mitreißend, wie wir sie uns gewünscht hätten. Und wir haben uns selbst oft dabei ertappt, wie wir sogar Nebenquests der Hauptquest vorgezogen haben. Sie ist gut, fällt aber im Vergleich zu dem sonst überragenden Spiel ab. "Hogwarts Legacy " hat definitiv Schwierigkeiten mit dem Story-Telling, denn viele Gameplay-Elemente, die eingeleitet werden, sind in einem Gespräch schon zu früh zu erahnen, sodass viele Konversationen nicht natürlich, sondern eher aufgesetzt wirken. Da gibt es Verbesserungsbedarf!

Zu guter Letzt noch eine wichtige Information zur PC-Portierung, die uns während des Testens aufgefallen ist (wir haben das Spiel auf dem PC getestet). Vor dem Day-One-Patch, der bei Spielen heutzutage üblich ist, hat die PC-Version starke Probleme mit der Performance. Bei jedem Gebietswechsel oder leichterem Wechsel der Örtlichkeit braucht das Spiel rund 30 Sekunden, bis es wirklich flüssig läuft. Wir hoffen, dass dieses Problem entweder mit dem Day-One-Patch oder zumindest zeitnah behoben wird. Es kann nämlich sein, dass diese Ruckler auch in Kämpfen auftreten. Das Spiel war ansonsten durchaus gut spielbar.

Unser Fazit zu "Hogwarts Legacy"

Wow! Einfach wow! "Hogwarts Legacy " ist definitiv das Spiel, auf das jeder Potterhead gewartet hat. Einige Stimmen sagen, dass es zehn Jahre zu spät kommt, aber diese Meinung teilen wir nicht. Die heutige Technik hat das Spiel erst möglich gemacht. Die Gameplay-Variation in "Hogwarts Legacy " ist unfassbar. Über die Kritikpunkte bezüglich der Story-Schwächen können wir nach Fixing des Problems auf dem PC hinwegsehen. Es gibt neben den von uns erwähnten Möglichkeiten noch sehr viele mehr, aber die lassen sich am besten auf der eigenen Reise nach Hogwarts erkunden. Und vielleicht, so hoffen wir, ereilt uns bald eine neue Eule mit der Nachricht eines DLCs für dieses Meisterwerk.

"Hogwarts Legacy " ist seit dem 10. Februar 2023 für PC, Xbox Series und PlayStation 5 erschienen. Das Spiel kostet in der Standardausführung 59,99 Euro und in der Digital-Deluxe-Version 69,99 Euro. In der Digital-Deluxe-Version war das Spiel bereits seit dem 7. Februar 2023 spielbar. Für die übrigen Konsolen PS4 und Xbox One erscheint es jeweils am 4. April 2023, beziehungsweise für die Nintendo Switch am 25. Juni 2023.

Kontroverse mit J. K. Rowling

Rund um den Release von "Hogwarts Legacy" stehen erneut mehrere Äußerungen von der "Harry Potter"-Autorin J. K. Rowling in der Kritik, die als transphob gewertet worden sind, und besonders queere "Harry Potter"-Fans sehen sich davon betroffen. Mehrere namhafte Personen aus dem "Harry Potter"-Universum, darunter auch die drei Hauptdarsteller, haben sich von den Aussagen der Autorin distanziert.

Wie geht "Hogwarts Legacy" damit um?

Die Entwickler von "Hogwarts Legacy " haben bewusst eine Transperson als Barkeeperin in der Taverne "Drei Besen" in Hogsmeade eingesetzt, um ein deutliches Zeichen zu setzen. Wir finden das sehr gut, in der Community selbst sind die Meinungen aber durchmischt. Viele Queers, auch Trans-Personen, wollen sich die "Harry Potter"-Welt nicht nehmen lassen, da auch sie natürlich mit Harry Potter groß geworden sind und Erinnerungen eine Rolle spielen. Andere lehnen es strikt ab.

J. K. Rowling verdient am gesamten "Harry Potter"-Universum mit: Das bezieht sich auf die in Europa beliebte "Harry Potter World" in London, Lego-Artikel von "Harry Potter" oder sogar auch Muggel-Varianten der "Berti Botts Bohnen". Es ist also schwierig zu sagen, wo der Strich gezogen werden sollte oder ob man nun "Hogwarts Legacy" boykottieren sollte. Die Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen – wir können hier keine einfache Antwort vorlegen, sondern nur die Hintergründe darstellen.

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