Todesfall

Filmemacher Hark Bohm stirbt im Alter von 86 Jahren

Bohm hat zuletzt zusammen mit Fatih Akin den Film «Amrum» gedreht. (Archivbild) | © Ulrich Perrey/dpa

14.11.2025 | 14.11.2025, 20:31

Hark Bohm, einer der wichtigsten deutschen Autorenfilmer der Nachkriegszeit, ist tot. Der Regisseur, Autor, Produzent, Schauspieler und Hochschulprofessor starb am Freitag im Alter von 86 Jahren in Hamburg im Kreis seiner Familie. Das sagte seine Tochter der Deutschen Presse-Agentur.

Vor allem dank sozialkritischer Coming-Of-Age-Produktionen wie «Nordsee ist Mordsee» (1976), «Moritz, lieber Moritz» (1978) sowie «Yasemin» (1988), wofür er den Bundesfilmpreis in Gold erhalten hat, schrieb Bohm Kinogeschichte. Mit seinem Schüler Fatih Akin - heute selbst ein Erfolgsregisseur - verfasste er das Drehbuch für dessen international erfolgreiches NSU-Drama «Aus dem Nichts» mit Diane Kruger.

Filmemacher bis fast ganz zum Schluss

Der Filmemacher Hark Bohm ist tot. (Archivbild) - © Georg Wendt/dpa
Der Filmemacher Hark Bohm ist tot. (Archivbild) (© Georg Wendt/dpa)

2025 machte der zuletzt zurückgezogen lebende Künstler noch einmal Furore, als Akins Film «Amrum», der auf Bohms gleichnamigem autobiografisch inspirierten Roman fußt, auf den Internationalen Filmfestspielen im französischen Cannes umjubelte Weltpremiere feierte - abermals mit Hollywoodstar Kruger im Cast.

Der Norddeutsche starb im Alter von 86 Jahren im Kreise seiner Familie. (Archivbild) - © Georg Wendt/dpa
Der Norddeutsche starb im Alter von 86 Jahren im Kreise seiner Familie. (Archivbild) (© Georg Wendt/dpa)

Akin würdigte seinen Freund und Mentor mit liebevollen Worten. «Mein Freund und Meister Hark Bohm ist von uns gegangen. Der Leuchtturm ist erloschen. Harks Seele atmet in seinem einzigartigen Werk weiter», teilte der Regisseur über seine Managerin der Deutschen Presse-Agentur mit.

Udo Lindenberg zu Bohms Tod: «Ich werde ihm immer dankbar sein.»

Udo Lindenberg, der den Soundtrack zu dem Ausreißer-Drama «Nordsee ist Mordsee» geschrieben hatte, sagte, Bohm habe ihm «die Tür zur Filmmusik geöffnet». «Hark war ein genialer Regisseur. Ich werde ihm immer dankbar sein.» Bohm sei ein Pionier gewesen. «Er ist vor uns gegangen, und irgendwann folgen wir ihm nach.» Bohm und Lindenberg sind als Schauspieler zudem zusammen in «Panische Zeiten» (1980) zu sehen.

Fatih Akin und Hark Bohm waren enge Freunde. (Archivfoto) - © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Fatih Akin und Hark Bohm waren enge Freunde. (Archivfoto) (© Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa)

Bohm kam als Sohn eines Obersenatsrats und Nachfahr von Bauern und Kapitänen am 18. Mai 1939 in Hamburg zur Welt. Er hinterlässt auch filmpolitisch starke Spuren. So initiierte der linksliberale Jurist 1971 in München den «Filmverlag der Autoren» mit. Zudem war er Mitbegründer des Hamburger Filmbüros sowie des Filmfests Hamburg (beides 1979). 1992 lancierte Bohm mit Theatermann Jürgen Flimm das Filmstudium an der Universität Hamburg.

Der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht bleibt auch als markanter Darsteller von Klein- und Nebenrollen in Erinnerung. Mehrfach arbeitete er mit Regielegende Rainer Werner Fassbinder zusammen («Die Ehe der Maria Braun», 1978). Auch in Bernhard Wickis Joseph-Roth-Adaption «Das Spinnennetz» (1989) und in Helmut Dietls Hitler-Tagebücher-Farce «Schtonk!» (1992) sah man ihn. Mit seiner Frau, der Produzentin Natalia Bowakow, hatte der nach eigenen Worten begeisterte Vater Bohm vier Adoptivkinder - darunter den Schauspieler Uwe Bohm (1962-2022) - sowie zwei Pflegekinder.