Türkei und SyrienKaum noch Hoffnung: Mehr als 20.000 Tote nach Erdbeben

Anne Pollmann, Johannes Sadek, Mirjam Schmitt

Eine Frau bricht zusammen, als Rettungskräfte in Adiyaman eine Leiche bergen. - © Emrah Gurel/AP/dpa
Eine Frau bricht zusammen, als Rettungskräfte in Adiyaman eine Leiche bergen. © Emrah Gurel/AP/dpa

Bei Erdbeben im Südosten der Türkei und im Norden Syriens sind mehr als 600 Menschen ums Leben gekommen. In der Türkei wurden am Morgen laut Vizepräsident Fuat Oktay 284 Opfer gezählt. Mehr als 2000 Menschen seien verletzt worden.

Für Syrien nannte der stellvertretende Gesundheitsminister Ahmed Dhamirijeh im Staatsfernsehen 230 Tote und mehr als 600 Verletzte in mehreren Provinzen. Die Hilfsorganisation SAMS, die in von Rebellen kontrollierten Gegenden in Syrien arbeitet, meldete mehr als 100 weitere Todesopfer.

Ein Erdbeben der Stärke 7,4 hatte am frühen Morgen die Südosttürkei erschüttert. Das Epizentrum lag nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad in der Provinz Kahramanmaras nahe der syrischen Grenze. Ein weiteres Beben der Stärke 6,6 sei kurz darauf in der Provinz Gaziantep gemessen worden.

Eine Siebenjährige ist in Idlib nach 50 Stunden aus den Trümmern gezogen worden. - © Omar Albam/AP/dpa
Eine Siebenjährige ist in Idlib nach 50 Stunden aus den Trümmern gezogen worden. (© Omar Albam/AP/dpa)

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In Syrien stürzten der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge in zahlreichen Städten Gebäude ein. Rettungsteams versuchten in der Nacht und im Morgengrauen, Menschen aus den Trümmern zu ziehen. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums Raed Ahmed sagte laut Sana, es sei das stärkste Beben in Syrien seit 1995. Präsident Baschar al-Assad rief sein Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Videos zeigten Trümmerberge unter anderem aus der Provinz Idlib, teils kollabierten ganze Häuserreihen.

In Syrien fehlt nach den Erdbeben besonders die internationale Hilfe. - © Stringer/XinHua/dpa
In Syrien fehlt nach den Erdbeben besonders die internationale Hilfe. (© Stringer/XinHua/dpa)

«Krankenhäuser sind überlastet mit Schwerverletzten»

«Wir reagieren mit allem, was wir können, um diejenigen zu retten, die unter den Trümmern liegen», sagte der Leiter der Rettungsorganisation Weißhelme, Raed Al Saleh. «Die Krankenhäuser sind überlastet mit Schwerverletzten», sagte ein Sprecher der Organisation. Regen und Kälte erschwerten die Einsätze zusätzlich. «Wir brauchen dringend die Hilfe der internationalen Gemeinschaft», sagte Basel Termanini, Vorsitzender der Syrian American Medical Society (SAMS), der dpa. Die Lage sei «katastrophal».

Wie durch ein Wunder: Ein Südkoreanisches Rettungsteam rettet am Donnerstag ein Kleinkind aus den Trümmern eines Hauses. - © -/YNA/dpa
Wie durch ein Wunder: Ein Südkoreanisches Rettungsteam rettet am Donnerstag ein Kleinkind aus den Trümmern eines Hauses. (© -/YNA/dpa)

In der Türkei sind nach Angaben des Innenministers mehrere Provinzen betroffen. Gebäude seien eingestürzt. Rettungsteams aus dem ganzen Land würden zusammengezogen. Man habe zudem die Alarmstufe vier ausgerufen und damit auch um internationale Hilfe gebeten. Es sei zu insgesamt 22 teils starken Nachbeben gekommen.

Flugzeuge der Bundeswehr haben Hilfsgüter ins türkische Incirlik gebracht. - © Francis Hildemann/Bundeswehr/dpa
Flugzeuge der Bundeswehr haben Hilfsgüter ins türkische Incirlik gebracht. (© Francis Hildemann/Bundeswehr/dpa)

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb auf Twitter, «wir hoffen, dass wir diese Katastrophe gemeinsam in kürzester Zeit und mit möglichst geringem Schaden überstehen.»

Griechenland erklärte sich trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet im Nachbarland zu schicken. «Griechenland wird sofort helfen», erklärte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Auch Israel will der Türkei humanitäre Hilfe leisten. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant wies Armee und Verteidigungsministerium am Montag an, entsprechende Vorbereitungen zu treffen.

Rettungskräfte und Anwohner durchsuchen in Harem in der syrischen Region Idlib die Trümmer eingestürzter Gebäude. - © Ghaith Alsayed/AP/dpa
Rettungskräfte und Anwohner durchsuchen in Harem in der syrischen Region Idlib die Trümmer eingestürzter Gebäude. (© Ghaith Alsayed/AP/dpa)

Auch Israel will humanitäre Hilfe leisten

Auch der israelische Verteidigungsminister Joav Galant wies Armee und Verteidigungsministerium an, entsprechende Vorbereitungen für schnelle Hilfeleistungen zu treffen. «Unsere Sicherheitskräfte sind bereit, jegliche notwendige Hilfe zu leisten», sagte Galant. Israel habe Erfahrung mit Notfällen und dem Retten von Menschenleben.

Ein Retter und sein Hund suchen im türkischen Kahramanmaras in den Trümmern eines Gebäudes nach Überlebenden. - © Mustafa Kaya/XinHua/dpa
Ein Retter und sein Hund suchen im türkischen Kahramanmaras in den Trümmern eines Gebäudes nach Überlebenden. (© Mustafa Kaya/XinHua/dpa)

Der israelische Rettungsdienst Zaka teilte mit, man bereite die Entsendung einer Hilfsdelegation vor. Diese solle bei der Suche in eingestürzten Häusern helfen.

Israels Präsident Izchak Herzog sprach seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan und dem türkischen Volk sein Beileid aus. «Ich bin zutiefst betrübt über die enorme Katastrophe, die die Türkei nach dem Erdbeben der vergangenen Nacht heimgesucht hat», teilte er auf Twitter mit. Auch der israelische Außenminister Eli Cohen kondolierte und kündigte Hilfe seines Ministeriums an.

Ausrüstung, wie hier ein Bagger in Jenderis, gibt es in den betroffenen Gebieten in Syrien kaum. - © Juma Mohammad/IMAGESLIVE via ZUMA Press Wire/dpa
Ausrüstung, wie hier ein Bagger in Jenderis, gibt es in den betroffenen Gebieten in Syrien kaum. (© Juma Mohammad/IMAGESLIVE via ZUMA Press Wire/dpa)

Zahlreiche Gebäude sind eingestürzt

Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr.

Bei einem der folgenschwersten Beben der vergangenen Jahre kamen im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.

Rettungseinsatz an einem eingestürzten Haus in Kahramanmaras. - © Ahmet Akpolat/DIA/AP/dpa
Rettungseinsatz an einem eingestürzten Haus in Kahramanmaras. (© Ahmet Akpolat/DIA/AP/dpa)


Ein Transportflugzeug der Luftwaffe wird auf dem Gelände vom Fliegerhorst Wunstorf beladen. - © Moritz Frankenberg/dpa Durch das schwere Erdbeben zerstörte Gebäude im türkischen Malatya. - © Emrah Gurel/AP/dpa Zivilisten suchen im türkischen Hatay nach Überlebenden. - © Tunahan Turhan/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa Rettungskräfte suchen in einem eingestürzten Gebäude im türkischen Malatya nach Überlebenden. - © Emrah Gurel/AP/dpa Zwei Männer tragen eine Leiche aus einem zerstörten Gebäude. - © Hussein Malla/AP/dpa Idlib in Syrien: Mit allen Mitteln versuchen Rettungskräfte die unter den Trümmern eingeschlossenen Menschen zu retten. - © Anas Alkharboutli/dpa Rettungskräfte suchen nach Überlebenden in den Trümmern von Gebäuden in Gaziantep. - © Muhammad Ata/IMAGESLIVE/ZUMA/dpa
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