Bielefeld. Die turbulenten Tage bei Arminia Bielefeld gehen weiter. Nach dem bereits am Montag die Trennung vom langjährigen Sportgeschäftsführer Samir Arabi vollzogen worden war, tagten die Gremien des Zweitligisten am Dienstag bis in den Abend, um über die Zukunft von Daniel Scherning zu beraten. Das Ergebnis: Daniel Scherning ist von seinen Aufgaben entbunden worden - um kurz nach 20 Uhr wurde die Mannschaft darüber informiert, wenig später schickte Arminia eine Pressemitteilung hinterher. Danilo de Souza und Sebastian Hille sollen interimsweise das Training ab Mittwoch übernehmen.
"Die Entscheidung ist uns nach vertrauensvollen Gesprächen mit Daniel Scherning alles andere als leichtgefallen", erklären Geschäftsführung und Aufsichtsrat, denen Christoph Wortmann und Hartmut Ostrowski vorstehen. "Für uns ist sie nach umfangreicher Analyse leider alternativlos. Mit 21 Punkten aus 23 Spielen ist unser Klassenerhalt gefährdet, weil wir gerade auch in der Rückrunde nicht ausreichend gepunktet haben."
Dass es so kommen würde, hatte sich in den Tagen nach der Partie in Braunschweig abgezeichnet. Das 3:3-Remis nach Drei-Tore-Vorsprung beim Kellerduell gab einen finalen Impuls, sich am Tag nach der Trennung von Arabi auch auf der Trainerposition zu verändern. "Insbesondere die Eindrücke und der Verlauf des Spiels am vergangenen Sonntag in Braunschweig sind für uns bedauerlicherweise Anlass gewesen, eine Entscheidung treffen zu müssen", äußern sich die Klubbosse. Für uns alle bei Arminia Bielefeld gilt: Unserem Ziel Klassenerhalt ist alles unterzuordnen. Uns bleiben elf Spiele, um den direkten Klassenerhalt in der 2. Bundesliga zu sichern.“
Drittliga-Absturz als realistisches Szenario
Zuvor hatte die Arminia unter Scherning in der Rückrunde lediglich vier Punkte aus sechs Spielen geholt, zuletzt gab es für die Bielefelder gar vier sieglose Spiele in Folge. Anstatt den Anschluss an das sichere Tabellenmittelfeld herzustellen, steckt der DSC weiter im Tabellenkeller. Der komplette Absturz in die dritte Liga droht.
„Wir haben es nicht geschafft, mit einer besseren Punkteausbeute einen Abstand nach unten zu legen. Dass die Verantwortlichen nun etwas verändern wollen, respektiere ich", wird Scherning selbst zitiert. "Ich danke allen Verantwortlichen bei der Arminia für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ich drücke die Daumen für einen erfolgreichen Kampf um den Klassenerhalt." Der 39-Jährige ist sich sicher: "Die Mannschaft wird das packen.“
Vor allem die fehlende spielerische Weiterentwicklung seit der langen Winterpause und die zum Teil indiskutablen Auftritte gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf hatten die Kritik an Scherning seit dem Beginn der Rückrunde wöchentlich lauter werden lassen. Ansprechende Leistungen gegen die Spitzenteams aus Hamburg und Heidenheim wurden nicht mit Punktgewinnen gekrönt, weshalb in der Schüco-Arena zuletzt erste "Scherning raus"-Rufe zu vernehmen waren. Nun endet dessen Trainertätigkeit beim DSC nach gerade einmal 201 Tagen.
Erst im August von Arminia verpflichtet
Erst Mitte August war Scherning als Nachfolger des historisch erfolglosen Kurzzeittrainers Uli Forte verpflichtet worden. Für den gebürtigen Paderborner mit Arminia-"Stallgeruch" - er verbrachte in verschiedenen Funktionen gut neun Jahre beim DSC - waren die Verantwortlichen bereit, eine Ablösesumme an den VfL Osnabrück zu zahlen, die dem Vernehmen nach zwischen 200.000 und 250.000 Euro betragen haben soll.
Die in ihn gesetzten Erwartungen konnte Scherning jedoch nicht erfüllen. Zwar gelang es dem 39-Jährigen mit fünf Punkten aus drei Spielen ein passabler Start, doch den dauerhaften Turnaround vermochte auch er nicht herbeizuführen. Unter Scherning spielte Arminia konstant inkonstant, wovon auch seine persönliche Bilanz zeugt. In 20 Pflichtspielen an der Seitenlinie stehen sechs Siegen, drei Unentschieden und ganze elf Niederlagen gegenüber. Der Punkteschnitt pro Partie liegt nur knapp über eins - zu wenig für die Verantwortlichen der Arminia.
Ob de Souza und Hille die Verantwortung für das Arminia-Team überhaupt bis zum kommenden Punktspiel gegen Tabellenführer SV Darmstadt 98 am Samstag (13 Uhr) schultern müssen, ist noch offen. Nach Informationen dieser Redaktion könnte schon recht kurzfristig ein neuer Cheftrainer vorgestellt werden.
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