LokalsportWarum sich diese Eistänzerin aus Halle berechtige Olympia-Hoffnungen macht

Katharina Müller gewinnt zum zweiten Mal in Folge die Deutschen Meisterschaften im Eistanz. Bis zu den Winterspielen in Peking sind es jetzt nur noch wenige Schritte. Und die will sie auch noch gehen.

Dennis Bleck

„Coco und Karl" – schon im vergangenen Jahr begeisterten Katharina Müller und Tim Dieck die Punktrichter mit ihrem Kür-Programm. - © Hella Hoeppner
„Coco und Karl" – schon im vergangenen Jahr begeisterten Katharina Müller und Tim Dieck die Punktrichter mit ihrem Kür-Programm. © Hella Hoeppner

Halle. Der Anruf der Redaktion erreicht Katharina Müller auf der Autobahn. Nur wenige Stunden nachdem die 25 Jahre alte Hallerin ihren Titel als beste Eistänzerin Deutschlands an der Seite von Tim Dieck verteidigt hatte, hetzt sie zum nächsten Termin. Dieses Mal privat. Und ganz zwanglos.

Weihnachten feiert die neue und alte Deutsche Meisterin nämlich bei ihrer Oma in Süddeutschland. „Die sehe ich viel zu selten", sagt Katharina Müller. Sie freut sich auf die gemeinsame Zeit. Obwohl in diesem Jahr einiges anders ist als sonst. Denn eigentlich trifft sich die ganze Familie an Weihnachten in Künsebeck. Dort wohnt Katharina Müllers andere Großmutter. Die besucht die Eiskunstläuferin jetzt erst nach den Feiertagen. Wegen der Corona-Pandemie – logisch.

Traum von Weltmeisterschaften platzt im März

Überhaupt war das Virus-Jahr für die gebürtige Russin ein ganz besonderes: Im Januar, als noch niemand ahnte, was in den kommenden Monaten auf Deutschland zurollen wird, gewann Katharina Müller zum ersten Mal die Deutschen Meisterschaften im Eistanzen. Im März wollten sie und ihr Tanzpartner Dieck dann bei den Weltmeisterschaften in Montreal starten. Der Traum platzte kurz vor dem Abflug nach Kanada. Ihre Wahlheimat Moskau, wo Müller und Dieck trainieren, musste das Duo wenig später verlassen. Bis heute konnten sie nicht nach Russland zurück.

Auch die Deutschen Meisterschaften standen lange auf der Kippe: Ursprünglich sollten die Titelkämpfe in Hamburg stattfinden. Das ging wegen der Corona-Beschränkungen dort dann nicht. Dortmund sprang als Ersatz-Gastgeber ein. Mit strengen Hygienekonzept und ohne Zuschauer trug die Deutsche Eislauf-Union (DEU) die Titelkämpfe am Landesstützpunkt in Nordrhein-Westfalen schließlich aus. „Das war alles hervorragend organisiert", sagt die Hallerin: „Wir sind sehr dankbar, dass die Veranstaltung stattfand."

Kür "Coco und Karl" begeistert die Punktrichter

Am Freitag starteten Müller und Dieck mit ihrem Kurzprogramm zum Thema „Musical" in den Wettbewerb. Am Samstag folgte die „Coco und Karl"-Kür, die das Duo bereits im vergangenen Jahr tanzte. Hierbei handelt es sich um eine Hommage an den 2019 verstorbenen Modeschöpfer. Weil sich die direkte Konkurrenz in Corona-Quarantäne befand, standen Müller und Dieck schon vor Beginn der Titelkämpfe als einzige Teilnehmer als Sieger fest. Trotzdem erzielten sie mit 192,10 Punkten ein ebenso gutes Ergebnis wie im Vorjahr. „Den Druck machen wir uns vor jedem Wettkampf selbst", sagt Katharina Müller: „Da brauchen wir eigentlich keine Konkurrenz."

Die nächsten Tage verbringt Deutschlands beste Eistänzerin, die im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal auf Schlittschuhen stand, im Kreis ihrer Liebsten. Danach steigt sie langsam wieder ins Training ein. Im kommenden März, so der derzeitige Stand, sollen in Stockholm die Weltmeisterschaften beginnen. Für Müller und Dieck geht es dann um die Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking. Schafft es das Duo, das seit 2014 zusammenarbeitet, in Schweden unter die besten 15 Länder zu kommen, ist der Startplatz für Deutschland sicher. Wer dann letztlich in China startet, entscheidet die Deutsche Eislauf-Union.

"Es wird schwierig, das Programm zu toppen"

Nachdem es 2018 in Pyeongchang nicht zur Teilnahme gereicht hatte – Müller und Dieck waren in Südkorea als Ersatzpaar nominiert –, soll der große Traum von der Winterolympiade nun im kommenden Jahr in Erfüllung gehen. „Schon als wir 2014 als Eistanz-Paar zusammengekommen sind, hieß unser Ziel Olympia", sagt Katharina Müller, die in Halle aufwuchs, dort zur Schule ging und erst als Teenager die Lindenstadt wegen des Leistungssport verließ.

Wohl schon klar ist, dass die beiden demnächst ein anderes Kür-Programm vorführen werden. Nach zwei Jahren ist für „Coco und Karl" dann Schluss. In den kommenden Wochen wollen Katharina Müller und Tim Dieck neue Ideen entwickeln. „Es wird allerdings schwierig werden, dieses Programm zu toppen", sagt Katharina Müller. Denn ganz egal, wo sie und Dieck die Kür vorführten, „immer waren sowohl die Preisrichter als auch das Publikum begeistert". Der Druck sei nun hoch. Erneut ist dieser selbst gemacht.

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