LokalsportVersmolder Louis Henkefend startet im Porsche-Carrera-Cup

Der 19-Jährige träumt von einer Karriere als Profirennfahrer. Sein Wechsel in die traditionsreiche Serie ist Chance und Risiko zugleich.

Christian Helmig

Ein Traum in blau: Mit diesem 485-PS-starken Porsche 911 wird Louis Henkefend in den Carrera-Cup starten. Unter dem Schriftzug des Herstellers prangen sein Name und die Startnummer 23. - © Ferdi Kräling
Ein Traum in blau: Mit diesem 485-PS-starken Porsche 911 wird Louis Henkefend in den Carrera-Cup starten. Unter dem Schriftzug des Herstellers prangen sein Name und die Startnummer 23. © Ferdi Kräling

Versmold. Vom 3. bis 5. Mai Mai wird es zum ersten Mal so richtig ernst für Louis Henkefend. Auf dem ehrwürdigen Hockenheim-Ring startet er dann für das bayerische Allied Racing Team im ersten von insgesamt 16 Rennen der Serie, die im Rahmen der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) ausgetragen wird.

Startklar: „Ich kann es kaum abwarten", sagt Louis Henkefend vor dem Auftakt der Rennserie vom 3. bis 5. Mai in Hockenheim. - © Stefan Henkefend
Startklar: „Ich kann es kaum abwarten", sagt Louis Henkefend vor dem Auftakt der Rennserie vom 3. bis 5. Mai in Hockenheim. (© Stefan Henkefend)

30 Minuten Sendezeit räumt allein der Spartensender Sport 1 diesem Ereignis ein. Die Kameras werden auch auf den Debütanten aus Versmold gerichtet sein, der wie 30 weitere Fahrer aus aller Welt versuchen wird, sein Auto mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern als Erster ins Ziel zu steuern. „Ich kann es kaum abwarten, bis es wirklich losgeht", sagt Louis Henkefend.

Seiner Rolle als Außenseiter ist sich der 19-Jährige, der seine Erfolge bislang hauptsächlich im Kartsport feierte, dabei voll bewusst. „Ich habe im Moment noch keine Ahnung, wo ich mich einsortieren soll. Fest steht nur, dass ich von allen Fahrern aus dem Starterfeld die wenigste Erfahrung in dem Auto habe", sagt er mit Blick auf die namhaften Gegner – darunter etwa der ehemalige Formel-1-Testfahrer Michael Ammermüller, Le-Mans-Klassensieger Julien Andlauer aus Frankreiche oder der niederländische Vorjahresdritte Larry ten Voorde. „Gerade am Beginn der Saison wird für mich der Lernprozess im Vordergrund stehen", weiß Louis Henkefend.

"Allein das Bremsen ohne ABS ist eine Wissenschaft für sich"

Wie groß die Herausforderung, aber auch der Druck, für seinen Sohn tatsächlich ist, unterstreicht Stefan Henkefend: „Das ist so, als ob wir Louis vom Kindergarten direkt in die vierte Klasse versetzt hätten und nun erwarten, dass er das Schuljahr mit einem Notenschnitt von 2,0 abschließt." Denn um Louis den Aufstieg in den Porsche-Carrera-Cup zu ermöglichen, ist der selbst rennsportverrückte Vater in beträchtliche Vorleistung getreten. Nachdem sich der Youngster bei den »Experience Days« im vergangenen Herbst für einen Platz im Cockpit des 485-PS-starken Boliden empfohlen (das HK berichtete) und von Porsche den letzten Platz im Talentpool zugeteilt bekommen hatte, war für Stefan Henkefend Klinkenputzen angesagt. Rund 300.000 Euro muss jeder Fahrer als Kapital für eine Saison mitbringen. Der Vater, Geschäftsführer eines Ersatzbrennstoffvertriebs, nutzte dafür vor allem seine Kontakte zu motorsportaffinen Geschäftspartnern aus. Die attraktiven Werbemöglichkeiten, die der Sport bietet, kamen ihm bei der Sponsorensuche entgegen. So kann er heute stolz sagen: „Wir haben den Etat komplett fremdfinanziert." Geschenkt sei das Geld aber nicht. „Wenn Louis irgendwann mit dem Sport Geld verdienen sollte, muss er einen gewissen Prozentsatz der Summe zurückzahlen", betont Stefan Henkefend.

Lernprozess: Louis Henkefend analysiert im tschechischen Most mit seinem Ingenieur Sebastian eine Testfahrt. - © Stefan Henkefend
Lernprozess: Louis Henkefend analysiert im tschechischen Most mit seinem Ingenieur Sebastian eine Testfahrt. (© Stefan Henkefend)

So weit denkt Louis Henkefend derzeit noch nicht. Für ihn geht es erst einmal nur darum, das ungewohnte Fahrzeug in den Griff zu bekommen, das er zu den „am schwersten zu fahren GT-Autos" zählt. „Allein das Bremsen ohne ABS ist eine Wissenschaft für sich." Bei einem ersten Testwochenende im tschechischen Most war er deshalb mit seinen Rundenzeiten auch noch nicht zufrieden. Beim zweiten Durchgang auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg (Österreich) lief es schon besser. Zugleich bekam Louis Henkefend einen Eindruck davon, welche enormen Kräfte im Rennsport »für Erwachsene« walten. „Aufgrund eines Defektes verlor direkt vor mir ein Fahrer die Kontrolle über seinen Ferrari und durchschlug mit über 200 km/h die Streckenbegrenzung", berichtet er.

Obwohl er durch den Unfall wertvolle Zeit verlor, sind Teamchef Jan Kasperlik und sein Fahrercoach Tom Hochpointner zuversichtlich, dass sich ihr Schützling im Carrera-Cup etabliert. Denn Louis Henkefend arbeitet hart für seinen Traum von der Profikarriere. Neben Testfahrten, Fototerminen und Interviewtrainings bringt er es zuweilen allein auf 70 bis 80 Laufkilometer pro Woche, um auf der Strecke fit zu sein. „Neben meinem Studium zum Wirtschaftsingenieur bleibt mir so gut wie keine Freizeit", erzählt Louis Henkefend, ohne dafür Mitleid einzufordern. „Denn das ist alles genau das, was ich möchte, und ich bin meinen Eltern und Sponsoren unglaublich dankbar, dass sie mir diese Chance geben."