Daran konnte auch sein erstes Stadionerlebnis im Alter von sechs Jahren – eine 1:3-Niederlage gegen United am 4. März 1961 – nichts ändern. „Als echter Fan erträgst du auch die schlechten Zeiten“, sagt der heute 59-Jährige, der sowohl mit City als auch mit Gladbach etliche davon durchlitten hat.
In seinen Jugendjahren erlebte er zunächst die glorreichen Jahre der himmelblauen Citizens. Unter Trainer Joe Mercer errang City 1968 zum zweiten Mal die englische Meisterschaft. Maßgeblichen Anteil hatte sein Lieblingsspieler Colin Bell, nach dem er seinen Sohn benannte. Der geht bekanntlich aktuell für A-Ligist SV Häger auf Torejagd.
Colin Bells Ära ist längst vorbei. Payne denkt gern an sie zurück. An die Zeit, in der die Eintrittskarte ein Pfund kostete und die Nähe zwischen Fans und Verein nicht medial inszeniert war. Sondern echt. So wie an jenem Tag, als Payne zusammen mit seinem Freund Peter Briggs, der später für zwei Jahre in Werther lebte und mit Payne zusammen für den TuS Langenheide spielte, an der Bushaltestelle Richtung Stadion »Main Road« wartete. Der damalige Coach Mercer war zusammen mit Kotrainer Malcolm Allison ebenfalls auf dem Weg zum Spiel. „Die beiden haben uns im Auto mitgenommen und uns auf die Haupttribüne geschmuggelt“, erzählt Payne, „von dort sind wir dann wieder rüber auf die Ein-Pfund-Plätze.“
Brian Payne
Brian Payne wurde am 12. März 1956 in Sale geboren, einem Vorort von Manchester. 1976 kam er als Soldat nach Bielefeld. Zwei Jahre später sollte er nach Nordirland umstationiert werden. Da Payne in Deutschland seine spätere Ehefrau Gabi kennengelernt hatte und die Geburt seiner Tochter Stefanie bevorstand, quittierte er den Dienst und blieb in Deutschland. Als Fußballer spielte er bei TuS Langenheide und Spvg. Versmold. 1985 zog Payne auf die Nordseeinsel Borkum, wo er bis 1989 als Discjockey arbeitete. Dort wurde auch Sohn Colin geboren. Seit der Rückkehr 1989 lebt der inzwischen als Kraftfahrer tätige Payne in Theenhausen. Seine bisherigen Trainerstationen sind TuS Langenheide, TuS Solbad und TG Hörste.Bei aller Wehmut – gegen die neuen Zeiten hat er nicht viel einzuwenden: „Wenn du mit deinem Verein durch den ganzen Dreck gegangen bist, inklusive Abstieg in die Dritte Liga, freust du dich, wenn es wieder aufwärts geht“, sagt er zu den unbegrenzt scheinenden finanziellen Möglichkeiten, die City seit der Übernahme durch Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan im Jahr 2009 hat. Dank der Zuwendungen des Mitglieds der Herrscherfamilie von Abu Dhabi holten die Citizens 2012 zum dritten Mal die englische Meisterschaft. „Ich hätte nichts dagegen, wenn ein Scheich auch zu Gladbach kommen würde“, sagt Payne. Die Borussia feierte ihren bislang letzten Meistertitel 1977.
Mit den Fohlen kam Payne 1975 zum ersten Mal in Kontakt. City weilte zu einem Freundschaftsspiel in Gladbach. Vier Jahre später sah er in Manchester das Hinspiel zwischen beiden Clubs im Uefa-Cup-Viertelfinale: Die Engländer schieden gegen den späteren Cup-Sieger Mönchengladbach aus – und Payne war mit dem Fohlenelf-Virus infiziert. „Die waren damals gut in Tritt“, erinnert er sich an die mitreißend wirbelnde Gladbacher Elf um Ewald Lienen und Allan Simonsen. Auf die Frage, welcher Mannschaft er heute Abend die Daumen drückt, antwortet Payne diplomatisch: „Egal, wer gewinnt, ich kann gar nicht verlieren.“
Schon allein deshalb nicht, weil er vor der Partie seinen alten Schulfreund Geoff Simson wiedertreffen wird. „Wir waren früher zusammen bei jedem Heimspiel“, sagt Payne und freut sich auf das erste Wiedersehen nach fast 40 Jahren. Damit es nicht wieder so lange dauert, will Simson Karten für das Rückspiel besorgen. Für Brian Payne besteht also berechtigte Hoffnung, dass er am 8. Dezember zum ersten Mal das »Etihad Stadium« betreten wird.