Todesdrohung nach Trennung

Prozess-Auftakt: Mordversuch mit Auto-Unfall?

Eine Schülerin, die sich frisch von ihrem Freund getrennt hat, überlebt in seinem Auto schwer verletzt eine Horror-Fahrt. Der Fall wird jetzt vor dem Düsseldorfer Landgericht aufgerollt. (Symbolbild) | © Roberto Pfeil/dpa

02.12.2025 | 02.12.2025, 15:00

Hat ein 19-Jähriger absichtlich einen Unfall verursacht hat, um gemeinsam mit seiner Ex-Freundin im Auto zu sterben? Mit dieser Frage setzt sich jetzt das Düsseldorfer Landgericht in einem Prozess um versuchten Mord auseinander. Zum Auftakt gab der mittlerweile 20-jährige Ratinger zu, sein Auto im vergangenen Juli absichtlich mit überhöhter Geschwindigkeit von der Überholspur auf die Abfahrt gelenkt zu haben. «Ich wollte ihr kurz vor der Ausfahrt Angst machen», sagte der Verwaltungsfachangestellte vor Gericht.

Die Anklage geht dagegen von einem absichtlichen Unfall und einem heimtückischen versuchten Mord aus. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft fuhr der Ratinger auf der A 59 in Richtung Leverkusen mit überhöhter Geschwindigkeit ab und steuerte mutwillig direkt in eine Böschung. Das Auto überschlug sich dabei.

Seine Ex-Freundin wurde schwer, er selbst lebensgefährlich verletzt. Augenzeugen hatten den Unfall beobachtet. Die Abiturientin sei damals arglos in den Wagen des Ex-Freundes gestiegen und habe nicht mit einem Angriff gerechnet, führte die Staatsanwältin aus. Im Auto habe die 18-Jährige keine Abwehrchance gehabt.

Opfer mit Versöhnungsblumenstrauß vom Flughafen abgeholt

Der Angeklagte hatte die junge Frau im Juli spätabends mit einem Strauß Blumen vom Flughafen Düsseldorf abgeholt. Nach eigener Aussage hoffte er, die 18-Jährige so umzustimmen. Denn die Oberstufenschülerin hatte mit ihm aus einem kurzen Mallorca-Urlaub heraus per Mitteilungsdienst Schluss gemacht.

Auf der etwa 30-minütigen Heimfahrt soll der Ratinger versucht haben, sie davon zu überzeugen, ihrer Beziehung noch eine Chance zu geben. Als ihm das nicht gelang, soll er ihrer Aussage zufolge gesagt haben, «dass sie nun beide sterben werden».

Ex-Freund verliert auf der Autobahn die Fassung

Er könne sich nicht erinnern, das gesagt zu haben, betonte der Angeklagte vor Gericht. Nur daran, dass seine Ex-Freundin erzählt habe, dass sie sich mit zwei anderen Jungs schreibe, die sie auf dem Hinflug kennengelernt habe. Da habe er «schwarzgesehen» und sei mit hohem Tempo in die Abfahrt Richrath/Baumberg gefahren.

«Ich hatte nie vor, einen Unfall zu bauen», sagte der Angeklagte zum Prozessauftakt. «Ich dachte, ich würde auf der Wiese stehen bleiben.» An den Unfall könne er sich nicht erinnern. «Es tut mir leid, ich bereue mein Handeln zutiefst», beteuerte der 19-Jährige. «Ich schäme mich.»

Seine Ex-Freundin hat ihn im Ermittlungsverfahren schwer belastet. Ihrem Anwalt zufolge ist das Opfer schwer traumatisiert und leidet bis heute unter den Folgen des Unfalls - auch, wenn die körperlichen Verletzungen inzwischen ausgeheilt seien. Er fordert für seine Mandantin - unabhängig von gezahlten Versicherungsgeldern - 20.000 Euro Schmerzensgeld.

«Wenn Du Schluss machst, ist das 'ne Einladung zur Beerdigung»

Die junge Frau soll am Freitag als Zeugin aussagen. In mehreren Textnachrichten, die von der Richterin verlesen wurden, hatte die Abiturientin dem Angeklagten vorgeworfen, sexuell gewalttätig zu sein. Zudem hatte er demnach gedroht: «wenn Du Schluss machst, ist das 'ne Einladung zu einer Beerdigung».

Bei einer Verurteilung muss der 20-Jährige mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. Er sitzt seit der Entlassung aus der Klinik in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind bis zum 19. Dezember noch vier weitere Verhandlungstage angesetzt.