Die Zahl syrischer Tatverdächtiger in Nordrhein-Westfalen hat sich laut einer polizeilichen Analyse innerhalb von zehn Jahren verfünffacht. Viele von ihnen sind sehr jung und gewaltbereit. Das geht aus einer Strukturanalyse zur Kriminalität syrischer Tatverdächtiger des Landeskriminalamtes (LKA) und der Sicherheitskooperation Ruhr (SiKo Ruhr) hervor. Clankriminalität und organisierte Kriminalität konnten laut dem Auswertungsprojekt «Euphrat» dagegen nur punktuell festgestellt werden.
Für das Projekt wurden über eineinhalb Jahre hinweg polizeiliche Statistiken sowie Akten aus den Ausländerbehörden ausgewertet sowie Ermittlungsverfahren analysiert. Auch Experteninterviews mit Wissenschaftlern wurden geführt. Ziel war es herauszufinden, ob sich innerhalb der syrischstämmigen Bevölkerung clanähnliche oder organisierte Strukturen herausbilden.
Auslöser für die Untersuchung waren Tumulte und Massenschlägereien zwischen Syrern und Libanesen in Essen und Castrop-Rauxel im Sommer 2023, die bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatten.
Hoher Anteil an Gewaltdelikten
Die meisten Straftaten würden einzeln oder in kleinen, losen Gruppen begangen, die sich für bestimmte Taten zusammenschlössen, heißt es in der Analyse. Besonders auffällig sei der hohe Anteil an Rohheits- und Gewaltdelikten wie Körperverletzung, Raub und Nötigung. Diese machten etwa 38 Prozent aller von Syrern begangenen Straftaten aus. Der Wert sei deutlich höher als bei anderen nichtdeutschen Tatverdächtigen, bei denen diese Delikte etwa ein Viertel der Fälle abbildeten.
Als bedenklich wird in der Analyse eine hohe Gewaltbereitschaft bei syrischen Tatverdächtigen eingestuft. Diese setzten im Vergleich zu anderen nichtdeutschen Tatverdächtigen am häufigsten Messer als Tatmittel ein. Gleichzeitig seien syrische Staatsangehörige auch am häufigsten Opfer von Messergewalt. Die teilweise exzessive Anwendung von Gewalt zeige sich bereits verstärkt bei syrischen oder syrischstämmigen Kindern und Jugendlichen.
Die Verfasser der Analyse weisen zwar darauf hin, dass auch die syrische Bevölkerung in NRW über die Jahre ebenfalls deutlich zugenommen habe. Das müsse ins Verhältnis zur Zahl der Tatverdächtigen gesetzt werden. Aber selbst unter Annahme einer konstanten Korrelation seien die gestiegenen absoluten Fallzahlen bei syrischen Tatverdächtigen als besorgniserregend einzustufen.
Gefahr der Ausbildung von kriminellen Strukturen
Auch wenn Clankriminalität in Bezug auf syrische Tatverdächtige derzeit nur punktuell belegt werden könne, bestehe zumindest die Gefahr, dass sich perspektivisch solche Strukturen ausbilden könnten. «Syrische Clanstrukturen – und damit nicht unmittelbar kriminelle Clanstrukturen – sind in NRW in jedem Fall vorhanden», heißt es in der Analyse.
In der Organisierten Kriminalität spielen syrisch dominierte Tätergruppierungen mit einem Anteil von etwa zwei Prozent laut Analyse bislang nur eine kleine Rolle.
Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.

