Bielefeld. Die deutsche Wirtschaft bangt um den Nachwuchs. Der Grund: Immer weniger Studenten schreiben sich an den deutschen Universitäten für eines der MINT-Fächer ein - also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Zu theorielastig und kompliziert lautet oft die Begründung. Drei Studenten der Universität Bielefeld beweisen das Gegenteil und wollen später zu den wichtigen Fachkräften zählen.
Julia Weimann studiert Mathe und Physik auf Lehramt für Gymnasium und Gesamtschule - Fächer, von denen junge Menschen eher Abstand nehmen. Die 22-Jährige hat sich allerdings bewusst für diese Kombination entschieden: "Viele haben ein veraltetes Bild von Naturwissenschaften und wissen nicht, dass es ein sehr kommunikativer Studiengang ist." Es komme auf Teamarbeit und Unterstützung an, so Weimann weiter. Zwei Aspekte, die sie besonders an der Universität Bielefeld schätzt.
Der MINT-Sommer an der Uni Bielefeld
Janina Pietruschka
Bielefeld. Die Universität Bielefeld leidet unter den sinkenden Zahlen der Erstsemester von MINT-Studiengängen. Wegen Personalmangels und wenigen Studenten stehen manche Fächer sogar auf der Kippe. Professoren der Fachbereiche wollen gegen den Trend ansteuern und veranstalten vom 19. bis zum 30. Juni erstmals einen MINT-Sommer. Ziel ist es, potenzielle Studenten, vor allem die zukünftigen Abiturienten, für eines der MINT-Fächer zu begeistern. "Wir wollen zeigen, wie spannend Naturwissenschaften sind und mit Missverständnissen aufräumen. Zukünftige Fachkräfte sind enorm wichtig für die Gesellschaft, Industrie und Forschung", sagt Walter Pfeiffer von der Fakultät Physik. Der Professor ist seit 2005 an der Universität Bielefeld tätig und hat in den vergangenen fünf Jahren das dramatische Absinken der Erstsemester in OWL beobachtet. Bis zum 1. April können sich Interessierte hier für den MINT-Sommer anmelden. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Weimann studiert also ein Studienfach, das ihr in ihrem Berufsleben viele Türen öffnen könnte. Nach einer letzten Erhebung fehlten laut dem Kultusministerium allein in Nordrhein-Westfalen 8.000 Lehrkräfte. Der deutsche Lehrerverband geht bundesweit sogar von 32.000 unbesetzten Lehrstellen aus. Nach ihrem Master kann sie ebenfalls an der Universität bleiben: "Ich kann jederzeit zurückkommen. Es gibt viele Möglichkeiten", so Weimann.
Ein Studium mit großem Einfluss auf die Zukunft
Nico Diethold hat sich zwar für einen anderen Studiengang entschieden - beliebter ist der bei Erstsemestern allerdings ebenso wenig. Der 25-Jährige studiert Molekulare Biotechnologie im Master. Ein Studiengang, der mittlerweile wegen sinkender Einschreibungen auf der Kippe steht.
Zu Beginn konnte er mit den Inhalten wenig anfangen. "Ich habe weder ein naturwissenschaftliches Abitur, noch war ich in der Schule besonders gut in den Fächern", so Diethold. Die Angst, im Studium zu scheitern, möchte der 25-Jährige anderen nehmen: "In den Klausuren haben die Studenten unbegrenzte Versuche und drohen nicht exmatrikuliert zu werden. Das nimmt einem sehr viel Druck."
Besonders die Arbeit im Forschungslabor macht ihm Spaß. Mit anderen Studenten arbeitet er an unterschiedlichen Projekten. Aktuell kultiviert er Algen und stellt mögliche Kontaminationen fest, die durch Lichtwellen von LED's sichtbar gemacht werden. Besonders in der Lebensmittelindustrie könnte diese Methode entscheidend sein. Weitere Berufsperspektiven seien aber auch die Medikamentenherstellung. "Es ist ein Studiengang, der sehr zukunftsorientiert ist. Wir können später einen großen Einfluss haben", so Diethold.
Unterschiedliche Berufsperspektiven
Das war auch für Kerstin Elsinghorst ein ausschlaggebender Punkt, wieso sie sich für Chemie entschieden hat. Der hohe Anspruch an die Studenten sei für sie nicht belastend, sondern sporne sie weiter an. "Mit unserer Forschung und Arbeit können wir was bewirken. Das ist ein gutes Gefühl."
Im späteren Studienverlauf kann sie sich schwerpunktmäßig auf die theoretische oder praktische Chemie konzentrieren. Projekte setzt sie aber schon jetzt im Forschungslabor um und misst unter anderem die Wellenlängen von Licht. Im späteren Berufsleben stehen ihr als Absolventin vor allem in der Industrie, Wirtschaft oder der Pharmazie viele Möglichkeiten offen. "Besonders interessant finde ich die Automobilindustrie. Viele wissen nicht, dass Chemiker und Chemikerinnen bei Crash-Tests mitwirken", so Elsinghorst.
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