Bedenklicher Trend auf StraßenDie Zahl der Verkehrstoten steigt 2022 deutlich an: So ist die Lage in NRW

Statistiker erwarten in diesem Jahr 2.790 Getötete auf den Straßen.

Matthias Bungeroth

Die Zahl der Unfalltoten auf deutschen Straßen steigt wieder merklich an. - © dpa
Die Zahl der Unfalltoten auf deutschen Straßen steigt wieder merklich an. © dpa

Bielefeld. Die Zahl der Todesopfer bei Verkehrsunfällen auf deutschen Straßen steigt wieder deutlich an. Nach einem Bericht des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der Opfer in diesem Jahr bei 2.790 liegen, neun Prozent mehr als noch im Vorjahr. 2021 hatte diese Zahl auf einem Rekordtief von 2.562 gelegen. Der Trend bestätigt sich auch für das Land Nordrhein-Westfalen.

Wie der Statistikbetrieb IT NRW auf Anfrage dieser Redaktion mitteilte, wurde auf den Straßen im Land von Januar bis September insgesamt 314 Personen getötet, 8.969 weitere schwer verletzt. Im Vorjahr wurden in den ersten drei Quartalen 290 Todesopfer auf den Straßen gezählt; 8.002 Personen wurden schwer verletzt. Im gesamten Jahr 2021 wurden auf den NRW-Straßen demnach 425 Personen getötet und 11.872 schwer verletzt. Das Bundeskartellamt hat die Zahlen für die drei ersten Quartale des Jahres 2022 auf das Gesamtjahr für Deutschland hochgerechnet.

"Die Zahl der gefahrenen Kilometer liegt wieder auf einem normalen Stand", nennt Ralf Collatz, Sprecher des ADAC in Ostwestfalen-Lippe, einen der Hauptgründe für die wieder ansteigende Zahl der auf den Straßen getöteten Personen. "Es wurde mehr mit dem Auto in Urlaub gefahren." Zudem gebe es weniger Homeoffice und keine strengen Lockdownphasen mehr.

Ältere Menschen werden häufiger Unfallopfer

Collatz sieht allerdings trotz des Anstiegs im Jahresvergleich den langfristigen Trend bestätigt. Denn 2019, also im Jahr vor der Corona-Pandemie, habe es noch 3.046 Getötete auf Deutschlands Straßen gegeben. Allerdings gibt der ADAC zu bedenken, dass es nach wie vor großer Anstrengungen bedarf, um das von Bund, Ländern und Kommunen angepeilte Ziel zu erreichen, die Zahl der bei Verkehrsunfällen Getöteten bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent zu senken.

"Um das zu erreichen, muss unbedingt auch die demografische Entwicklung in Deutschland berücksichtigt werden", so Collatz. Denn die älteren Verkehrsteilnehmer seien besonders gefährdet auf den Straßen zu verunglücken. "Obwohl Menschen im Alter von mehr als 55 Jahren nur einen Bevölkerungsanteil von etwa 37 Prozent darstellen, sind rund die Hälfte der im Straßenverkehr Getöteten in diesem Alter."

Unter den getöteten Fußgängern stelle diese Altersgruppe etwa zwei Drittel und unter den Radfahrern sogar mehr als drei Viertel der Getöteten, so Collatz weiter. "Eine selbsterklärende und übersichtliche Straßenraumgestaltung, eine gut sichtbare Bekleidung und das freiwillige Tragen eines Fahrradhelmes auch von Erwachsenen sind hierfür empfehlenswert."

Die Zahl der Verletzten steigt um neun Prozent

Die Einhaltung und Durchsetzung geltender Regeln sei zudem für eine Verbesserung der Verkehrssicherheit von entscheidender Bedeutung. Das gelte für den ruhenden wie fließenden Verkehr. Collatz unterstreicht: "Zudem ist mehr Rücksicht und Verständnis unter den Verkehrsteilnehmern gefragt."

Das statistische Bundesamt rechnet für 2022 auch mit einem allgemeinen Anstieg der Unfallzahlen und der dabei Verletzten. "Die Zahl der Verletzten wird im Jahr 2022 gegenüber 2021 ebenfalls um rund neun Prozent oder 30.000 auf ungefähr 353.000 Personen steigen", heißt es in dem Bericht. Die Zahl der polizeilich erfassten Unfälle werde bei 2,4 Millionen erwartet; ein Anstieg von rund vier Prozent im Jahresvergleich.

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