Kölner Cybercrime-Ermittler wollen noch in diesem Monat ein neues Instrument gegen die Verbreitung von Kinderpornografie im Echtbetrieb einsetzen. Das Forensik-Tool «Aira» werde mit Hilfe Künstlicher Intelligenz vollautomatisch enorme Datenmengen nach strafbaren Missbrauchsdarstellungen durchsuchen, wie Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bei einem Besuch der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) am Dienstag in Köln ankündigte.
Die Neuheit bei «Aira» sei, dass es sich um ein «hybrides Cloud-Modell» handele, wie ZAC-Chef Markus Hartmann erklärte. Es helfe, um beim ersten Zugriff beurteilen zu können, ob ein Verdächtiger auf seinen Datenspeichern strafbares Material hat oder nicht. Es gebe in einem automatisierten Report auch Hinweise auf den Schweregrad des Falls. Das Instrument soll so schwere pädokriminelle Umtriebe von «missratener Schulhof-Kommunikation» trennen.
Um die Strafverfolger durch das Hochladen unbekannter Inhalte in eine Cloud nicht selbst dem Vorwurf der Verbreitung von Kinderpornografie auszusetzen, muss die Software das Material zunächst abstrahieren und es trotzdem in einem zweiten Schritt auswerten können.
NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) sprach von einem «epochalen Schritt für die Bekämpfung von Kindesmissbrauch». Mehrere europäische Staaten hätten bereits ihr Interesse bekundet.
Die entsprechende Einheit der ZAC habe seit ihrer Einrichtung im Juli 2020 mehr als 8100 Verfahren gegen mehr als 8600 Beschuldigte geführt, hieß es. Bei Gründung der ZAC NRW im Jahr 2016 hatte sie 4,5 Stellen für Staatsanwälte. Inzwischen seien es 47 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte. Sie sei die größte Cybercrime-Einheit der Justiz bundesweit.
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