Reinhard-Mohn-BerufskollegSchadstoffe in Schule nachgewiesen: Der Kreis Gütersloh reagiert

Gutachter ermitteln eine Schadstoffbelastung mit PCB in mehreren Räumen des Hauptgebäudes. So reagiert die Kreisverwaltung.

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In mehreren Räumen im Hauptgebäude des Reinhard-Mohn-Berufskollegs haben Gutachter eine PCB-Belastung ermittelt. - © Kreis Gütersloh
In mehreren Räumen im Hauptgebäude des Reinhard-Mohn-Berufskollegs haben Gutachter eine PCB-Belastung ermittelt. © Kreis Gütersloh

Gütersloh. Gutachter haben im Hauptgebäude des Reinhard-Mohn-Berufskollegs eine Belastung durch Polychlorierte Biphenyle (PCB) nachgewiesen. Laut Kreisverwaltung besteht kein sofortiger Handlungsbedarf. Die PCB-Belastung werde als nicht unmittelbar gesundheitsgefährdend eingestuft.

In der PCB-Richtlinie gibt es vier Belastungsstufen: Unterhalb des Vorsorgewerts (unterhalb von 300 Nanogramm pro Kubikmeter), Vorsorgewert (unter 3.000), Interventionswert (über 3.000) und Nutzungsverzicht. Das beauftragte Gutachterbüro hat diese vier Stufen in ein Ampelsystem übertragen: Grün, Gelb, Orange und Rot. Im Berufskolleg liegen die Werte einer Mitteilung zufolge in einer Reihe von Räumen im gelben Bereich. Das bedeute, eine Sanierung in drei bis fünf Jahren sei anzuraten.

Allerdings gebe es Empfehlungen, für bestimmte Personengruppen niedrigere Werte anzusetzen. So ist im Entwurf des Mutterschutzgesetzes ein Grenzwert von 300 Nanogramm pro Kubikmeter als noch zulässiger Wert am Arbeitsplatz aufgeführt. Daher habe der Kreis Gütersloh als Schulträger Sofortmaßnahmen veranlasst, um die Werte zu drücken.

Gütersloher Schule will bestmöglich informieren

„Unser Ziel heute ist es, die betroffenen Personengruppen aus den unterschiedlichen Perspektiven bestmöglich zu informieren“, so Schulleiter Michael Kintrup. Schulleitung, der Kreis Gütersloh, das Gutachterbüro, der zugeschaltete Arbeits-, Sozial- und Umweltmediziner Thomas Kraus von der Uniklinik RWTH Aachen und weitere Fachleute informierten gestern die Schulgemeinschaft. „Es ist nicht dramatisch. Aber es wäre unseriös zu sagen, es ist kein Problem“, wird Kraus in der Mitteilung zitiert.

Die Gutachter des Ingenieurbüros Wessling stellten bei der Schulveranstaltung die Ergebnisse der Untersuchungen vor. Auch wenn kein sofortiger Handlungsbedarf besteht, gibt es empfehlenswerte Sofort-Maßnahmen, um die PCB-Werte zu senken. „Das Wichtigste ist ein gutes Lüftungsregime“, erklärt Kraus. Zusätzliche CO2-Ampeln, die helfen sollen, das regelmäßige Lüften zu gewährleisten, seien bereits bestellt.

Darüber hinaus hat der Kreis eine Grundreinigung veranlasst, weil PCB ausgast und sich auch in anderen Stoffen und auf Oberflächen finden lässt. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Primärkontamination und der Sekundärkontamination. PCB gilt als krebserregend und erbgutverändernd. Die Werte in der PCB-Richtlinie sind so gewählt, dass gesunde Personen sich im konkreten Fall, also bei der Stufe Gelb, in dem Schulgebäude zum Schulbetrieb aufhalten können, ohne sich zu gefährden.

In den meisten Räumen lagen die Werte laut Mitteilung unterhalb von 1.000 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft, in drei Räumen darüber. Erst ab 3.000 Nanogramm pro Kubikmeter – Stufe Orange – besteht laut PCB-Richtlinie sofortiger Handlungsbedarf. Zu beachten sei bei den Messwerten, dass sie bei warmen Außentemperaturen höher sind als in der kalten Jahreszeit. Die bei der Versammlung vorgestellten Messungen stammten von Ende Juli, Oktober und Dezember.

Ganzheitliche Sanierung wird angepeilt

Aufgabe sei es jetzt, eine Planung für eine ganzheitliche Sanierung zu machen. Mittelfristig steht wegen der Sekundärkontamination eine Generalsanierung des Hauptgebäudes an. Der Kreis Gütersloh will im ersten Quartal 2023 sämtliche in seiner Trägerschaft befindlichen Schulen auf mögliche PCB-Belastungen prüfen.

Die Gebäudewirtschaft wird zudem Luftwäscher anschaffen, die in allen Räumen zum Einsatz kommen, in denen die Messwerte über 300 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft liegen. Bis zum Start der Sanierung soll es regelmäßig Kontrollmessungen geben. Der Kreis Gütersloh hat die nun vorgestellten Messergebnisse aus dem Hauptgebäude samt Lageplan im Internet veröffentlicht: www.kreis-guetersloh.de/pcb

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