Bielefeld. Einmal auf den Spuren der Bielefelder Industriellenfamilie Windel wandeln, ihre noble Villa und den umliegenden weitläufigen Park entdecken: Das können Interessierte an zwei Wochenenden im Dezember, wenn dort die Ausstellung "Windel. Ein Unternehmen der Textilindustrie im Spiegel der Kunst" gezeigt wird. Ein passender Rahmen - denn auch das beeindruckende Wohnhaus glänzt innen und außen mit architektonischen und künstlerischen Kostbarkeiten.
Park, Teehaus, Familienfriedhof
Der Anstoß zur Ausstellung zum 150. Geburtstag des ehemaligen Bielefelder Weltunternehmens kam von Ausstellungskurator und Lokalhistoriker Hans Schumacher. "Er meinte, man kann ein solches Jubiläum doch nicht einfach so im Nirwana verschwinden lassen", meint Christian Meyer-Stork, einer von insgesamt 21 Urenkel von Gustav Windel (1873 bis 1954) - er hatte drei Töchter, daher trägt niemand mehr den Nachnamen Windel. Der hatte den von seinem Vater Hermann 1872 gegründeten Betrieb mit ursprünglich nur lokaler Bedeutung zu einem über die deutschen Grenzen hinaus bekannten Unternehmen der Textilveredelungsindustrie entwickelt. Wenige Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs beauftragte er den Bielefelder Architekten Wilhelm Wiethüchter mit dem Bau eines repräsentativen Wohnhauses für sich, seine Frau und seine drei Töchter. Dazu gehört auch ein weitläufiger Park mit ungewöhnlichen Pflanzen, ein Teehaus, Steinfiguren sowie ein Familienfriedhof.
Rund 40 Ausstellungsobjekte

Rund 40 Objekte haben Schumacher und Meyer-Stork für die Ausstellung zusammengetragen, etwa aus dem Firmenarchiv und dem Museum Osthusschule. Nun wird das alles sorgfältig im Untergeschoss der Villa arrangiert. Die allein nur von außen zu sehen außer der Familie und den Firmenangestellten bislang kaum jemandem vergönnt war. Denn sie liegt versteckt auf dem ehemaligen Firmengelände, hinter Steinmauern und wucherndem Grün.
Wasserturm und Rieselfelder
Werke von Künstlern wie Roland Kündahl, von Paul Roloff, Otto Förster oder Dieter Stier werden hier zu sehen sein. Sie zeigen das Firmengelände und den markanten Wasserturm, die Kläranlage und Rieselfelder. Auch der alte Steigerturm der Feuerwehren, heute im Privatbesitz, ist dabei.
Öffnungszeiten

Die Türen der Villa sind am Wochenende, 3. und 4. Dezember sowie 10. und 11. Dezember, von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Zur Ausstellungseröffnung werden zwei weitere Urenkel Gustav Windels erwartet. Dann wird Hans Schumacher, der das das Brüderquartett einst am Brackweder Gymnasium unterrichtete, zudem sein neues Sachbuch "Scherpel. Vom Kolonat zur Windelschen Hofverwaltung" vorstellen. Sowohl Rieselfelder als auch Ex-Industrieanlagen liegen auf Flächen des historischen Senner Hofs 6 (Scherpel).
Jubiläums-Bücher und Katalog
Zu den Jubiläums-Werken gehören darüber hinaus die Bücher "Der Architekt Wilhelm Wiethüchter" und "Natur und Kultur: Der Park inklusive Familienfriedhof", das noch in Arbeit ist. Zur Ausstellung ist ein 48-seitiger Katalog mit farbigen Bildern und Zeichnungen erschienen. Er kann in der Ausstellung erworben werden, für 5 (Softcover) bzw. 7 (Hardcover) Euro. Es wird auch Führungen geben.
Wie hinkommen
Zu erreichen ist die Windel-Villa über die dann wiedergeöffnete alte Zufahrt an der Krackser Straße 12 c (am Firmengelände vorbei und dann rechts). Dort gibt es auch Parkplätze.
Um Ihren Kommentar abzusenden, melden Sie sich bitte an.
Sollten Sie noch keinen Zugang besitzen, können Sie sich hier registrieren.