Gütersloh. Mit dem neuen Schuljahr beginnt auch ein neues Kita-Jahr. Den neuen Kita-Kindern und deren Eltern fallen Übergang und Einstieg in den neuen Alltag oft gar nicht so leicht. Die Kinder verlassen das gewohnte Umfeld und ihre Bezugspersonen und die Eltern legen die Verantwortung für mehrere Stunden in die Hände anderer. Für viele wird die Kita-Einführung zu einer Zerreißprobe. Aber es gibt auch Möglichkeiten, die Eingewöhnung stressfrei zu gestalten.
"Eltern können den Eintritt in die Kita mit ihren Kindern bereits spielerisch vorbereiten", sagt Christina Schulte, Sprecherin des Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V. der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Die AWO betreibt mehrere Kitas im Kreis Gütersloh. Die spielerische Vorbereitung gelinge beispielsweise mit Bilderbüchern, in denen die Kinder miterleben können, wie andere Kinder in die Kita starten. "Eltern können ihren Kindern die Kita auch im Vorfeld zeigen." Ältere Geschwister oder Eltern könnten außerdem schöne Geschichten aus ihrer eigenen Kita-Zeit erzählen, um Neugierde und Vorfreude zu wecken.
Zeit für die Eingewöhnung nehmen
"Die Mitarbeitenden der Kitas heißen die Eltern bereits beim Anmeldegespräch und die ganze Familie beim Kennenlerntreffen herzlich willkommen", weiß Schulte. Eltern könnten diese Termine wahrnehmen, um sich umfänglich zu informieren und mit ihren Kindern bereits das Gelände und die Erzieher kennen zu lernen. "Unsere Erfahrung zeigt, dass Eltern sich nach Möglichkeit Zeit für die Eingewöhnung nehmen sollten", sagt Schulte. Es biete sich an, dass sich die Eltern an den ersten Tagen Urlaub nehmen, um die Zeit mit ihren Kindern in der Kita verbringen zu können.
In den AWO-Kitas laufe die Eingewöhnung in Anlehnung an das Berliner Modell. Das Konzept sehe vor, die zeitliche Trennung von den Eltern in ganz kleinen Schritten zu üben. "Die Dauer des Eingewöhnungsprozesses ist individuell sehr verschieden. Ziel ist immer, dass die Kinder die Zeit bekommen, die sie brauchen", so Schulte. Der Prozess sei erst abgeschlossen, wenn die Kinder sicher in der Kita angekommen sind. Wenn sie sich wohlfühlen und ein Vertrauensverhältnis zum Bezugs-Erzieher aufgebaut haben.
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Im Vorfeld an andere Personen gewöhnen
Eine ähnliche Sicht teilt auch Angelika Fritsch-Tumbusch, Familienberaterin der Diakonie-Gütersloh. Sowohl bei den Eltern als auch bei den Kindern finde während der Kita-Eingewöhnung ein Prozess statt. Wie leicht dem Kind die Umstellung falle, hänge unter anderem auch mit dem Alter des Kindes zusammen. "Für kleinere Kinder kann es teils einfacher sein. Kinder ab zwei Jahren nehmen aktiver am Alltagsleben der Familie teil, da ist die Umgewöhnung nicht immer ganz so leicht", sagt Fritsch-Tumbusch.
Es könne helfen, wenn die Kinder es im Vorfeld schon gewöhnt sein, dass etwa die Großeltern oder Freunde der Familie aufpassen und das vielleicht sogar bei den Aufpassenden zu Hause. Eine alternative Vorstufe zur Kita sei es, die Kinder für eine oder wenige Stunden am Tag in eine Kindertagespflege zu geben. Dort hätten sie schon Kontakt mit anderen Bezugspersonen und anderen Kindern. "Aber auch für Eltern bedeutet die Eingewöhnung eine Umstellung. Das eigene Kind wird von fremden Personen betreut", so Fritsch-Tumbusch. Hier sei es wichtig, dass die Eltern Vertrauen in die Mitarbeitenden der Kitas setzen und auch in das Konzept der Eingewöhnung.
Ruhe bewahren, auch wenn die Eingewöhnung länger dauert
Eltern sollten auch darauf achten, die Kita nicht zu einem Ort zu machen, den das Kind besuchen muss. "Das Kind darf in die Kita, es muss nicht. Das macht einen großen Unterschied in der Auffassung", erklärt die Familienberaterin. Eltern sollten dem Kind also vermitteln, dass alles okay ist. Dafür sollten die Eltern ihre eigenen Gefühle zurückstellen und Ruhe bewahren, auch wenn es etwas länger dauere, bis das Kind sich in der Kita wohlfühlt. Eltern sollten auch die angebotenen Sprechstunden in der Kita wahrnehmen, um zu erfahren, wie sich die Kinder in der Kita verhalten und wie die Eingewöhnung läuft.
Der Übergang werde durch Rituale erleichtert - und damit sicherlich auch schöner, sagt Esther Hartmann aus dem Caritas-Stadtfamilienzentrum Rheda-Wiedenbrück "Rituale sind eingeübte Verhaltensweise, die durch ständige Wiederholung Sicherheit geben."
So werde immer die gleiche Tasche mit der gleichen Trinkflasche und Brotdose gepackt. "Sobald die Kinder Lebensmittel benennen können, sollten sie in die Befüllung der Brotdose mit einbezogen werden", sagt Hartmann. Eltern sollten den Kindern erläutern, was geschieht, um die Vorgänge mit Sprache zu verbinden. 'Oh, es hat geregnet, da müssen wir heute noch die Gummistiefel einpacken' - das sei ein Beispiel für das Einbeziehen des Kindes.
Tschüss heißt Tschüss, auch wenn Tränen fließen
Bestehe Kontakt zu anderen Eltern aus der Tagesgruppe, könne sich für einen gemeinsamen Weg zur Kita verabredet werden. "Sicherlich gibt es auf dem Weg Interessantes zu beobachten: Das Hühnerhaus, die Pferde, die Baustelle, der Spielplatz. Auch diese Dinge können zu einem Ritual werden", weiß Hartmann.
Zusätzliche Sicherheit könne das Lieblingskuscheltier geben, besonders bei der Verabschiedung von den Eltern. Dennoch seinen klare Regeln wichtig. "Tschüss heißt Tschüss, auch wenn Tränen fließen", sagt Hartmann. Kinder, die schon früh gelernt haben, dass Eltern immer wiederkommen, würden auch die Folgen des Wortes 'Tschüss' kennen. Dazu würden die Erzieher in der Eingewöhnungszeit aber viele Hilfestellungen geben.
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