Kreis Gütersloh. Bunt und schrill, ganz nach dem Motto: mehr ist mehr. Wer an Weihnachten in den USA denkt, denkt aufgrund der zahlreichen amerikanischen Weihnachtsfilm-Klassiker vermutlich vor allem an blinkende XXL-Schneemänner in Vorgärten, hell erleuchtete Häuser und gerne auch mal an ein paar festlich geschmückte Palmen am Strand.
Familie Lehmann aus Rietberg ist 2015 nach Florida ausgewandert. Sie haben sich in Fort Myers Beach ihren persönlichen amerikanischen Traum erfüllt und das Restaurant „Schnitzel House" übernommen. Seit fast sechs Jahren gibt es dort nun typische Hausmannskost – von Bratwurst über Leberkäse bis hin zu Schnitzeln aller Art.

Gegessen wird typisch deutsch: Ente mit Rotkohl und Klößen
Begleitet wurden die Lehmanns von Beginn an von einem Kamera-Team der TV-Sendung „Goodbye Deutschland". Mittlerweile sind die Rietberger deshalb zu kleinen Stars der Show geworden. Auch wenn Florida mittlerweile ihre Heimat geworden ist, steht Weihnachten bei den Lehmanns tatsächlich ganz im Sinne einiger deutscher Traditionen. "Unsere Tochter und mein Bruder kommen uns besuchen", verrät Petra Lehman, "wir freuen uns, dass wir dann ein wenig mehr Familie hier haben. Gerade zur Weihnachtszeit besinnt man sich ja." Auf den Tisch kommen bei der Auswanderer-Familie - wie immer an Heiligabend - Ente mit Rotkohl und Klößen. Am zweiten Weihnachtstag gibt es Lamm.
"Wir sind da ja noch sehr deutsch", sagt Petra Lehmann, "und feiern am 24. Dezember Heiligabend. Das Restaurant bleibt deshalb auch bis zum 27. geschlossen." Der Weihnachtsbaum steht dieses Mal schon seit ein paar Tagen, berichtet die Gastronomin ganz stolz. Ihrem Mann Andreas und ihr sei es gelungen, die Tanne schon am vierten Advent aufzustellen - und zu schmücken.
Bigger is better
Im Vergleich zu ihren amerikanischen Nachbarn sind die Deutschen damit aber dennoch die Spätzünder. "Hier wird schon nach Thanksgiving angefangen, groß für Weihnachten zu dekorieren. 'Bigger is better' ist hier das Motto. Die Gärten von einigen sind prächtig geschmückt und es wird kein Blatt in der Hecke vergessen." Die Amerikaner feiern traditionell am 25. Dezember Weihnachten, am 26. ist dann schon wieder alles vorbei.
Dafür gibt es vor allem in der Vorweihnachtszeit viele Partys am Strand oder Bootsparaden auf dem Meer. Kein Wunder, bei den Temperaturen. Weiße Weihnachten sind bei den Lehmanns nämlich kein Thema. Im Gegenteil. Aktuell sind es in Fort Myers Beach um die 20 Grad. Etwas kühler, laut Lehmanns Empfinden. "Aber das reicht für eine kurze Hose... und Flip Flops."
Die Snowbirds sind wieder eingeflogen
Aufgrund der milden Temperaturen seien seit ein paar Wochen auch wieder die sogenannten Snowbirds eingeflogen. So werden alle Amerikaner bezeichnet, die etwa sechs Monate von Oktober bis April nach Florida kommen, da es ihnen im Norden zu kalt wird. "Wir freuen uns jetzt aber auch auf die Europäer und Kanadier, die wieder einreisen dürfen", sagt Petra Lehmann.
Die Corona-Krise hat auch die Auswanderer stark gebeutelt. Monatelang durften im "Schnitzel House" nur Außer-Haus-Gerichte verkauft werden, später nach der Wiedereröffnung musste die Gästeanzahl beschränkt werden. Eine harte Zeit für die Lehmanns. Ans Aufgeben haben sie aber nie gedacht.
Keine Maskenpflicht, keine 2G-Regel
"Die Amerikaner hier haben uns sehr unterstützt . Letztes Jahr war es noch sehr schleppend, da sehr viele eben nicht raus gegangen sind, bis sie geimpft waren. Das hat sich Mitte 2021 aber gelegt." Mittlerweile sei die Maskenpflicht im Laden aufgehoben, es gebe keine 2G-Regeln. Die Gäste kommen, essen und gehen wieder Jeder entscheidet selbst, ob er Maske trägt. Für die Lehmanns ist ein Stück Normalität zurückgekehrt - das gleiche wünschen sie sich jetzt für ihre Familie und Freunde in der alten Heimat: "Auch wir verfolgen die Situation in Deutschland und hoffen, dass es bald besser wird."
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