Bielefeld. Initiativen sind beileibe nicht immer von Erfolg gekrönt. Bei der Tiny-House-Initiative Bielefeld kann aber mit Fug und Recht von erfolgreicher Arbeit gesprochen werden. Im August letzten Jahres als gemeinnütziger Verein gegründet, dürfte den mittlerweile 38 Mitgliedern der Initiative zuletzt zum Jubeln zumute gewesen sein.
In der vergangenen Sitzung des Betriebsausschusses Immobilienservicebetrieb (BISB) wurde ein Antrag einstimmig angenommen, der die Verwaltung damit beauftragt, geeignete Flächen für Tiny-House-Projekte in Bielefeld auszuweisen.
Politik lobt gute Arbeit
Dass ihre Arbeit so schnell Früchte tragen würde, hätten Heike Hellwig, eine von drei Vorständen der Initiative, und ihre Mitstreiter nicht gedacht. „Wir waren überrascht, dass wir bei der Politik offene Türen eingerannt haben", sagt Helwig. Das einstimmige Votum für den Antrag unterstreiche das. „Die Politik hat großes Interesse daran, Tiny-House-Projekte umzusetzen", bestätigt Klaus Rees, von den Grünen. Gemeinsam mit der SPD hatte er den Antrag eingereicht. „Die Arbeit und Argumentation der Initiative hat uns überzeugt," so Rees.
Abkehr von übermäßigem Konsum

Nicht nur bei der Politik, sondern auch bei der Bevölkerung trifft der Verein auf offenen Ohren. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Leute sehr offen und neugierig neuen Wohnformen gegenüber sind", sagt Helwig.
Für die kleinen komplett eingerichteten Häuschen mit einer Grundfläche von 16 bis 30 Quadratmetern sei in den letzten Jahren ein Bewusstsein und ein kleiner Markt entstanden. Die Wünsche für die eigene Lebensführung würden wie die Menschen immer diverser. „Tiny Houses sind nicht nur für Studenten und junge Menschen geeignet, wie oft vermutet. Auch anderen Alleinstehenden und ältere Personen, selbst kleinen Familien können die Häuser ein zu Hause bieten", sagt Helwig.
Die Mitglieder des Vereins sind zwischen 20 und 65 Jahren alt. „Auch deshalb wollen wir solche Wohnprojekte fördern", sagt Rees. Grundsätzlich ginge es den Mitgliedern um Minimalismus und die Abkehr von übermäßigem Konsum. Aber auch die ökologische Nachhaltigkeit spricht aus Sicht des Vereins für die kleinen Häuser. „Tiny Houses werden in der Regel viel ressourcenschonender gebaut als herkömmliche Bauweisen. Ein gut geplantes Tiny House hat einen wesentlich kleineren, ökologischen Fußabdruck", sagt Helwig. Dies liege auch daran, dass die Versiegelung der Böden nur minimal sei und auch vollständig wieder rückgängig gemacht werden könne.
2022 sollen die ersten Häuser bezogen werden
Die Ursprungsidee des Vereins war die eines „Tiny-House-Dorfes". „Diese Variante bevorzugen wir auch immer noch. Mit 10 bis 15 Häusern in einem nachbarschaftlichen Verbund und Gemeinschaftsgarten. Wir erhoffen uns ein ganz neues Gefühl von Gemeinschaft", erklärt Helwig.
Mittlerweile seien aber auch Mitglieder dazugekommen, die sich das Leben alleine auf einem stadtnahen Grundstück vorstellen können, das in Bebauungsplänen geführt, aber nicht genutzt wird. „Als größer angelegtes Projekt kann auch ein Quartier mit Tiny Houses, erweiterbaren Modulhäusern und Mehrfamilienhäusern entstehen", so Helwig. Spätestens 2022, so hoffen sie, können die ersten Bielefelder in ihre Tiny Houses ziehen.
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