OWLEuropawahl: Die Kandidaten aus OWL im Überblick

Wir erklären, wie die Europawahl funktioniert und welche Kandidaten sich für Ostwestfalen-Lippe in Brüssel stark machen wollen

Miriam Scharlibbe

Die Europawahl ist gestartet. Am Sonntag, 26. Mai, dürfen die Deutschen über das neue EU-Parlament abstimmen. - © pixabay
Die Europawahl ist gestartet. Am Sonntag, 26. Mai, dürfen die Deutschen über das neue EU-Parlament abstimmen. © pixabay

Ob Briefwahl oder traditionell am Sonntagmittag in der Kabine: bei der Europawahl hat jeder nur eine Stimme. Fernsehduelle und lächelnde Spitzenkandidaten auf Wahlplakaten suggerieren, dass jeder sein Kreuz hinter einem Namen machen kann. Das ist bei der Europawahl – im Gegensatz zur Kommunalwahl oder der Erststimme bei der Bundestagswahl – anders. Gewählt wird immer nur eine einzelne Partei, genauer die Kandidatenliste der Partei.

94 Zentimeter langer Stimmzettel

40 Parteien stehen diesmal insgesamt zur Wahl. Der Stimmzettel ist deswegen ganze 94 Zentimeter lang. Briefwähler sollten das Papier wieder genauso zusammenfalten, wie sie es zugesendet bekommen haben, sonst passt das Dokument nicht mehr in den Umschlag.

Auf den ersten sechs Plätzen des Stimmzettels stehen die mehr oder weniger großen bekannten Parteien, die auch im aktuellen deutschen Bundestag vertreten sind: CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, AfD, Die Linke und FDP. Dann folgen zahlreiche kleinere Parteien. Für die Reihenfolge gibt es feste Regeln. Sie richtet sich vor allem nach der Zahl der Stimmen, die die Parteien bei der letzten Europawahl erhalten haben. Vereinigungen, die 2014 noch nicht dabei waren, stehen ganz unten.

Auf den zweiten Blick finden sich viele Ostwestfalen

Unter dem Partei-Namen werden jeweils fünf bis sieben Kandidaten genannt. Neben dem Namen steht die Heimatstadt, eine Abkürzung für das Bundesland und der Beruf des Kandidaten. Nur die CDU hat eine Liste extra für Nordrhein-Westfalen. Darum sucht man bei uns auf dem Wahlzettel zum Beispiel den Unionsspitzenkandidaten Manfred Weber vergeblich. Alle anderen Parteien treten mit einer gemeinsamen Liste für alle Bundesländer an.

Bei der Zusammenstellung der Listen haben die Parteien darauf geachtet, aus möglichst vielen verschiedenen Regionen Bewerber zu finden. Große Parteien, wie CDU und SPD, machen sogar mit regionalen Spitzenkandidaten Wahlkampf. Wer genau hinguckt, kann aber auch bei den kleineren Parteien Ostwestfalen finden. Chancen auf den Einzug ins EU-Parlament haben allerdings die wenigsten. So ist zum Beispiel bei den Piraten Sabine Martiny, Malerin aus Delbrück, auf der Liste. Die Partei „Liebe" hat gleich eine ganze Hand voll OWLer im Rennen.

"Die Partei" setzt auf behaftete Namen

Für „Die Rechte" kandidiert die mehrfach verurteilte Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck aus Vlotho. Selbst wenn deren Partei einen Sitz im EU-Parlament erringt, wird Haverbeck dort allerdings kein Mandat antreten. Sie befindet sich derzeit in Haft.

Martin Sonneborn, Ober-Satiriker der „Partei" und seit 2014 tatsächlich im EU-Parlament hat einen ganz eigenwilligen Plan entwickelt, um den Rechten Wähler abzujagen. Auf seiner Liste stehen nur Kandidaten mit Namen, die an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte erinnern: Bombe, Krieg, Göbbels, Speer, Bormann, Eichmann, Keitel, Heß.

Kämpferische SPD-Frauen

Beschreibung: Kämpferische SPD-FrauenKadidatin aus Bielefeld: Lisa Starken (© Barbara Franke)

Die eine hat sich lange geziert, nach Brüssel zu gehen und verkörpert Europa jetzt, wie kaum ein Kandidat; die andere hat keine Chance. Was Katarina Barley, Spitzenkandidatin der SPD und Sally Lisa Starken OWL-Kandidatin aus Bielefeld (Foto) trotz aller Unterschiede eint: beide absolvieren einen Marathon-Wahlkampf. Haustürgespräche, Podiumsrunden in Schulen und immer wieder rauf auf die Marktplatzbühnen. Obwohl Starken eigentlich als regionales Duo mit Micha Heitkamp aus Hille angetreten ist, ist sie das Gesicht der Sozialdemokraten in der Region geworden. Die 28-Jährige hat sich die großen Themen ausgesucht, auf die es keine einfachen Antworten gibt: Klimaschutz, Gleichberechtigung, ein soziales Europa. Nur knapp verpasste Starken einen aussichtsreichen Listenplatz. Seitdem steht fest, unabhängig vom Ergebnis der SPD, für ein Mandat in Brüssel reicht es nicht.

Dass sie trotzdem Wahlkampf macht, wie Politiker mit Jahrzehntelanger Erfahrung, hat ihr viel Respekt auf der Straße und in der Partei eingebracht. Starken zeigt sich immer wieder auf Demos gegen Rechts und forderte jüngst bei der zentralen Wahlkampfveranstaltung mit Barley in Bielefeld die Wiederbelebung eines Europäischen Seenotrettungsprogramms.

Mit ihren Themen gibt sie der SPD einen grünen Anstrich. Erst seit fünf Jahren in der Partei hat Starken schnell gelernt, Bündnisse zu schmieden, in der  Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF), deren stellvertretende Bundesvorsitzende sie ist, und bei Gesprächen mit den Fridays-for-Future-Schülern oder den Jungen Europäischen Föderalisten. Auch wenn Starken vorerst selbst nicht nach Brüssel geht, könnte sie es schaffen, junge Wähler an die Urne zu locken.

Diese nicht zu enttäuschen wird dann Katarina Barleys Aufgabe sein. Noch Bundesjustizministerin, wird die Tochter einer Deutschen und eines Engländers von Platz 1 der SPD-Liste sicher nach Brüssel wechseln. Herzensthemen der Juristin: der europäische Mindestlohn, Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit und Rechtspopulisten.

Grüne Europa-Experten